Kompakter Überblick für das Medizinstudium

Das Medizinstudium zählt seit geraumer Zeit zu den anspruchsvollsten und umfänglichsten Studiengängen überhaupt. Dieser vorauseilende Ruf hat gewiss seine Berechtigung, jedoch besteht kein Grund zur Sorge: Langeweile ist die große Ausnahme. Denn in den ca. 6 Jahren universitärer Lehre lernst du den kompletten menschlichen Körper in allen Facetten seiner natürlichen Funktionsweise ebenso wie in seiner erkrankten Form theoretisch und praktisch kennen. Der Gesetzgeber schreibt vor, dass alle Medizinstudierenden in die Lage versetzt werden sollen, mit ihrem breiten, generalistischen Wissen sowohl praktisch als auch wissenschaftlich zum Wohle der Gesellschaft tätig werden zu können. Es lässt sich also gut erahnen, dass das Medizinstudium mit seinem riesigen Themenpool dich auf eine Vielzahl von möglichen Berufsfeldern medizinischer Art vorzubereiten vermag.

Die allgemeine strukturelle Gliederung des Medizinstudiums besteht in einer groben Zweiteilung in Vorklinik mit abschließendem erstem Staatsexamen – dem sog. Physikum – und Klinik mit dem zweiten und dritten Staatsexamen sowas einem vorausgehenden Praktischen Jahr (PJ).

Der zweijährigen Vorklinik kommt die Aufgabe zu, dir alle naturwissenschaftlichen Grundlagen für das Verständnis der Idealfunktionen des menschlichen Körpers zu vermitteln und bereits erste, besonders wichtige Krankheiten an passender Stelle zu thematisieren. Vorlesungen werden ergänzt durch Seminare und Praktika, sodass das erlernte Wissen anhand z. B. spannender Experimente vertieft werden kann. Auf dem Stundenplan stehen aus der Schule bekannte Fächer wie Physik, Chemie und Biologie. Dabei werden die für das Verständnis des menschlichen Körpers relevanten Abschnitte wiederholt und vertieft. Von der Genetik und Vererbungslehre über das Periodensystem der Elemente bis hin zu den Grundsätzen der Mechanik ist alles von Belang. Doch keine Angst: Bist du schon eine Weile aus der Schule raus, bedeutet das keinen Nachteil von vornherein. Viele Universitäten bzw. dessen Fachschaftsräte organisieren empfehlenswerte Repetitorien vor oder während des Semesters, sodass Verständnisfragen grundsätzlich problemlos geklärt werden können. Mit Anatomie, Biochemie und Physiologie startest du dann in die wichtigsten und dominantesten Fächer der Vorklinik. Du lernst im sog. Präparierkurs am Körperspender (Bei der Körperspende entschließt sich ein Mensch vor seinem Ableben nach dem Tod den Körper der Wissenschaft zu spenden.) den strukturellen Aufbau des menschlichen Körpers im Detail kennen und bekommst die einmalige Gelegenheit, selbst einmal mit Pinzette und Skalpell „chirurgisch“ zu arbeiten. Dieser Kurs wird oftmals als das Highlight der manchmal sehr theorielastigen Vorklinik beschrieben. Außerdem wirst du dich im Mikroskopieren verschiedener menschlicher Gewebe üben und etwas über die Embryologie des Menschen erfahren. In Biochemie wirst du beispielsweise ein tieferes Verständnis für die weithin bekannten Antibiotika erlangen und die Physiologie bietet dir Gelegenheit, die Reaktionen deines Körpers auf Belastung genauer zu verstehen.

Ein ungeliebtes Kind der Vorklinik ist vielerorts die Medizinische Psychologie und Soziologie – zu Unrecht! Denn findest du es nicht auch spannend zu erfahren, wieso Menschen in einer bestimmten Art und Weise handeln und wie man sie begleiten und anleiten kann, damit sie womöglich gesünder leben oder über eine belastende Lebensphase hinwegkommen? In jedem Falle lohnt sich hier Ausdauer und Interesse: Mit 60 Multiple Choice – Fragen im Physikum ist dieses Fach alles andere als eine Nischendisziplin.

Neben diesen Universitätsveranstaltungen wird von dir erwartet, dass du in der vorlesungsfreien Zeit ein dreimonatiges Pflegepraktikum im Krankenhaus absolvierst und bis zum Staatsexamen eine gewöhnliche Erste-Hilfe-Bescheinigung vorweisen kannst.

Nach dem Physikum steht die Klinik an. In diesem vierjährigen Studienabschnitt hältst du dich nicht selten in der jeweiligen Universitätsklinik auf und lernst beispielsweise im Rahmen von Unterrichtsstunden am Krankenbett bzw. konkret an Patienten mit bestimmten Krankheitsbildern. Die Zahl der unterschiedlichen Fächer ist ungleich größer und im Zentrum steht also nunmehr der kranke Mensch, für dessen fachliches Verständnis in der Tiefe die Vorklinik unabdingbar ist. Du beschäftigst dich mit folgenden Fachgebieten: Abschnitte und Fächer des Medizinstudiums

Hinzu kommen einige kleinere Fächer und sog. Querschnittsbereiche wie die Notfallmedizin, in der fächerübergreifend Kompetenzen und Wissen vermittelt werden.

Auch in diesem Studienabschnitt musst du ein Praktikum ableisten. In diesem Fall die sog. Famulatur über insgesamt vier Monate, in denen du die ärztliche Praxis näher kennenlernst.

Gekrönt wird die Klinik durch das sog. Praktische Jahr, in dem du in den Bereichen Chirurgie, Innere Medizin und Allgemeinmedizin oder einem selbst wählbaren Fachgebiet nahezu selbstverantwortlich und doch stets unter Anleitung ärztliche Erfahrung sammelst und eine effektive Vorbereitung auf deinen späteren Berufsalltag sowie im besten Fall einige schöne Monate z. B. im Ausland erlebst.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Medizinstudium dich gewiss inhaltlich, zeitlich und persönlich fordern wird. Doch die Erfahrung zeigt, dass womöglich anfänglich vorherrschende Überforderung schnell dem individuellen Workflow weicht und du somit zusehends eine Begeisterung für dein unvorstellbar vielfältiges Fach der Medizin entwickeln wirst. Also lass alles auf dich zukommen und schau frühzeitig, welche Unterthemen dich wirklich fesseln, um dir auch in schweren Zeiten die Freude für dein Studium zu erhalten. Es lohnt sich in jedem Falle!

Autorin: Christine W.