Jeder hat bestimmt schon mal in dieser Situation gesteckt: Du hast Dich Deines Erachtens optimal vorbereitet, Dich tagelang in der Bibliothek eingesperrt und es hat am Ende trotzdem nicht gereicht. Viele versuchen Dich dann zu trösten und es kommen Sprüche wie „Beim nächsten Mal reicht es bestimmt“ oder „Das wird schon wieder“. Natürlich ist das lieb gemeint, aber danach fühlt man sich trotzdem nicht besser. Doch wie sollte man denn eigentlich mit so einer Situation umgehen? Wie schaffst Du es, noch mal in diese Prüfung reinzugehen, ohne Angst zu haben, wieder durchzufallen?
Zuerst einmal, es ist vollkommen natürlich, dass Du Dich im ersten Moment allein gelassen fühlst. Schließlich haben vielleicht alle anderen aus Deiner Freundes-/ Lerngruppe bestanden und nur Du selbst nicht. Um das Erlebnis zu verdauen, musst Du es erst mal richtig aufarbeiten und lernen, was so schiefgelaufen ist, dass es nicht gereicht hat. Eine Möglichkeit dabei ist, Gleichgesinnte zu finden. Sieh Dich nach Kommilitonen oder Nachschreibern um, die in derselben Situation stecken.
An meiner Universität gibt es in der Vorklinik dafür ein Kursangebot, in dem Studierende aus höheren Semestern erklären, wie es für sie war durch den MEQ (siehe Beitrag "POL"), also einer staatsexamenersetzende Prüfung zu fallen. In diesem Kurs bist Du nicht allein, sondern alle, die vor Kurzem beim MEQ durchgefallen sind, können diesen Kurs besuchen (natürlich freiwillig). Er dient zur Stütze und soll helfen, die Angst vor der Prüfung zu überwinden. In diesem Kurs kannst Du Deine Gedanken, Ängste und Befürchtungen äußern. Außerdem kann man gemeinsam schauen, wie Dein optimales Umfeld sein sollte, damit Du Dich auf die Prüfung und auf das Lernen konzentrieren kannst. Oft ist es nämlich so, dass man denkt, dass man gut vorbereitet war, aber eigentlich viel privaten Stress hatte, weshalb man auf Lücke lernen musste oder Stoff nicht so genau anschauen konnte. Im Zweifelsfall musst Du Dich etwas mehr abschotten und Dich auf Dich selbst konzentrieren. Damit das Umfeld versteht, wie wichtig Dir das ist, musst Du klare Grenzen setzen, auf die dann Rücksicht genommen werden kann.
Im nächsten Schritt geht es um Dein Lernverhalten. Wenn Dir die Fragen schon während der Prüfung sehr schwer oder unbekannt vorkommen, dann solltest Du dringend an diesem Punkt arbeiten. Die Staatsexamen-ersetzenden Prüfungen an meiner Universität bestehen größtenteils aus Freitextaufgaben. Das heißt, man kann beim Lernen nicht nur Sachen überfliegen und dann nach Multiple Choice, das, was einem bekannt vorkommt, auswählen. Für diese Aufgaben braucht man eine komplett andere Lernstrategie. Hierbei ist es wichtig, zuerst seine Lerngruppe zu analysieren. Hast Du Dich in dieser Gruppe wohlgefühlt? Hast Du das Gefühl, dass Dich das gemeinsame Lernen gefordert und gefördert hat? Falls dies nicht der Fall ist, solltest Du unbedingt andere Lernpartner suchen. Dazu bietet sich auch das obige Seminar an, denn Du steckst einerseits mit diesen Leuten in derselben Situation und andererseits musst Du darauf achten, ob Du ein ähnliches Lernverhalten hast und ihr gut miteinander klarkommt. Um den idealen Lernpartner zu finden, musst Du Dich aber nicht hetzen. Schließlich wird die Prüfung erst wieder im nächsten Semester angeboten und solange hast Du Zeit, jemand geeignetes zu finden.
Ein weiterer wichtiger Punkt beim Lernverhalten ist, auch Deine Selbstständigkeit zu überprüfen. Hast Du Dich tatsächlich auch selbst an den Schreibtisch gesetzt und die Sachen, die Du nicht gut kannst, beziehungsweise nicht verstanden hast, durchgearbeitet? Manche Themen sind eine echte Qual (!) und Du möchtest Dich am liebsten davor drücken, doch das ist nicht die Lösung des Problems. Es gehört leider zum Studium dazu, dass Du Dich auch durch Themen durchquälen muss, die Du nicht leiden kannst, um am Ende Erfolge zu sehen.
Zu guter Schluss kommt das Ausarbeiten des Lernplanes. Hierbei sind die zentralen Fragen: Wie viel Zeit hast Du eingeplant und welche Themen möchtest Du an einem Tag abarbeiten? Sei hierbei aber vorsichtig! Mir ist es schon oft passiert, dass ich übermotiviert einen Lernplan geschrieben habe, doch nicht alles an einem Tag schaffen konnte. Nimm Dir Zeit, plane auch zwischendurch Puffertage ein, damit Du alles wiederholen kannst und trotzdem in Deinem Zeitrahmen fertig wirst. Es ist nichts frustrierender, als auf den Plan zu schauen und zu sehen, dass der Berg nach hinten immer größer wird, obwohl Du doch schon den ganzen Tag am Schreibtisch hockst.
Nichtsdestotrotz ist das Durchfallen durch eine Prüfung eine heikle Sache. Manche machen sich deshalb verrückt, andere wiederum gehen das viel entspannter an. Die eine Lösung zum Bestehen gibt es leider nicht. Du kannst nur an den obigen Punkten etwas ändern und schauen, ob Du so alles besser abdeckt kannst und Dich dadurch gut vorbereitet fühlst. Wenn das jedoch nicht reicht, dann kann ich aus Erfahrung sagen, dass es nicht nur an Dir liegen muss. Jeder Prüfer legt auf unterschiedliche Dinge Wert und manchmal kriegst Du gerade bei Freitextaufgaben Prüfer, die sehr streng sind und ein anderes Mal welche, die mehr durchgehen lassen. Darauf hast Du leider keinen Einfluss, weshalb Du Dir, gerade wenn es knapp war, nicht zu viele Gedanken machen solltest. Manchmal kann man noch die Punkte rausholen und manchmal nicht. Dann bereitest Du Dich einfach nochmals auf die Prüfung vor und hoffst, dass der nächste Prüfer etwas kulanter sein wird.
Hier ein kleiner Tipp: Geh auch die Vorlesungsfolien durch und konzentriere Dich nicht nur auf Deine Bücher. Manche Prüfer sind eigen und wollen, dass Du gewisse Punkte in ihren Worten wiedergibst.
Auch wenn Du mal durch eine Prüfung fliegst, ist das noch längst kein Grund, an Dir selbst zu zweifeln. Das Seminar für Durchgefallene an meiner Universität soll genau das zeigen: Du kannst es schaffen und nach ein paar Jahren vielleicht sogar darüber lachen.
Nimm Dir Zeit für Dich, analysiert das Lernen und Deinen sozialen Stress und findet den optimalen Mittelpunkt, um durch die Situation zu kommen und die Prüfung mit Bravour zu meistern!
Autorin: Saher Dilshad