Die Klausur in Rechtsmedizin ist eine weitere Multiple-Choice-Klausur, die im klinischen Abschnitt des Studiums geschrieben wird. Diese besteht aus 20 Fragen, für deren Bearbeitung den Studierenden 30 Minuten zur Verfügung gestellt werden.
In diesem Bericht werde ich nun auf meine Erfahrungen mit diesem Fach und der anschließenden Klausur näher eingehen.
Ich habe Dir im Bericht über das Leichenschaupraktikum erzählt, dass dieses vor allem im Rahmen der Rechtsmedizin stattfand. Die Klausur, die wir nun schrieben, war zeitlich ein paar Wochen nach dem Praktikum gelegen. Bevor es jedoch so weit war, hatten wir noch einen theoretischen Block zu diesem Fachgebiet. Dieser fand an einem Montag und Dienstag statt und wurde primär von einer Dozentin gehalten.
Da die Klausur im siebten Semester stattfand und dies die Zeit der Corona-Hochphase war, mussten diese Vorlesungen online gehalten werden. Obwohl ich mich eigentlich mit Onlinevorlesungen sehr schwer tue und oft nicht lange genug folgen kann, waren diese Vorlesungen eine sehr willkommene Überraschung. Die Dozentin hatte total viel Spaß an ihren Themen und konnte das Wissen sehr gut vermitteln. Ich war vom Anfang bis zum Ende sehr gefesselt und auch etwas traurig, als die Vorlesungen endeten. In der ersten Vorlesung hatten wir uns mit dem Thema Thanatologie beschäftigt. Die Thanatologie beschäftigt sich mit der Wissenschaft des Sterbens. Als Nächstes folgte am Montagnachmittag die nächste Vorlesungsreihe, die sich auf einige kleinere Themen aufteilte. Es ging dabei unter anderem um die Themen Tod im Krankenhaus; Trauer; Sterbehilfe; gewaltsamer Tod; stumpfe Gewalt und Strangulation. Die Vorlesungen waren nichts für schwache Nerven. Uns wurden teilweise (mit Vorwarnung) Bilder gezeigt, an denen wir bestimmte Male erkennen und zuordnen konnten. Obwohl die Bilder sehr gewöhnungsbedürftig waren, übten sie dennoch eine gewisse Faszination aus. Es ist unglaublich, wie gut der Tod hinterher reproduziert werden kann und anhand des Leichnams die Todesursache erklärt wird.
Am Dienstag ging es dann weiter mit einem Thema, welches mich auch in der Pädiatrie begleiten wird, nämlich häusliche Gewalt und Kindesmisshandlung. Hier wurden uns einige Grafiken gezeigt und wichtige Merkmale genannt. Beispielsweise sind symmetrische Blutergüsse verdächtig und sprechen eher für eine Kindesmisshandlung als für einen zufälligen Befund durch einen Sturz. Diese versteckten Beweise zu finden ist für den Arzt sehr wichtig und kann helfen, das Leben eines Kindes zu retten. Auch das bekannte Schädel-Hirn-Trauma durch das vermehrte Schütteln eines Säuglings kann hinterher sehr leicht festgestellt werden und schwerwiegende Konsequenzen mit sich ziehen.
In dieser Vorlesung wurde mir etwas schwer ums Herz, da ich mir noch immer kaum vorstellen kann, wie Kindern solche Gewaltverbrechen angetan werden können. Am Nachmittag wurde diese Vorlesung fortgesetzt und etwas ausgeweitet. Zuerst sprachen wir noch über die Kindesvernachlässigung, bevor es mit dem Thema sexuelle Gewalt und Selbstschädigung weiterging.
Die Vorlesungen am Dienstag waren etwas erschreckend, doch zeigten sie auch, wie groß das Themenfeld der Rechtsmedizin ist.
Nach dem Ende der Vorlesungen unterhielten wir uns in der Semestergruppe über die bevorstehende Klausur. Ein Repetitorium machte nach diesen (sehr guten!) Vorlesungen keinen Sinn, da die Klausur nun bald anstand. Wir hatten erfahren, dass der Lehrstuhl in der Rechtsmedizin gewechselt hatte und aus Köln neu hinzugekommen war. Das bedeutete für uns wiederum, dass die Altfragen in den Gedächtnisprotokollen wertlos waren, da der Lehrstuhlinhaber seine eigenen Fragen stellen würde. Da wir jedoch erfahren hatten, dass er früher in Köln tätig war, nahmen wir Kontakt zu Studenten aus Köln auf und baten um deren Altfragen aus den letzten Semestern. Netterweise wurden uns diese zur Verfügung gestellt und wir konnten alle mit diesen lernen.
Fazit
Dieser Tipp hat mir dann in der Klausur sehr weitergeholfen, da viele Fragen Altfragen gewesen sind und ich diese gut gelernt hatte. Andererseits hatte mir das Thema Spaß gemacht und auch die Vorlesungen waren praxisnah gestaltet, weshalb ich mir auch vieles davon hatte merken können. Ich kann nun nicht mehr genau sagen, was letztendlich mehr geholfen hat. Die Fragen waren fair gestellt und orientierten sich an der Vorlesungsreihe. Ich denke, ich hätte die Klausur ohne die Altfragen gut bestehen können, doch ich hätte wahrscheinlich dafür etwas mehr Aufwand betreiben müssen. Dieser Weg war somit etwas bequemer und führte zum selben Erfolg.
Autorin: Saher Dilshad