Als Hospitant an der UWH unterwegs

Vor meinem Studium erkundigte ich mich erstmal durch Bekannte und online ausgiebig über die Universität Witten/Herdecke. Als ich den Entschluss fasste, dass ich an dieser Universität studieren möchte, war dies jedoch noch längst nicht in Stein gemeißelt. Die Bekannte, die in Witten studierte, ermutigte mich, das Universitätsleben an dieser besonderen Uni live mitzuerleben und mir meine eigene Meinung darüber zu bilden. Anfangs zögerte ich noch ein wenig, da mich die weite Fahrt (von Stuttgart nach Witten) etwas abschreckte. Doch nachdem ich die Bewerbung für das Studium abgeschickt hatte, beschloss ich, die Universität und ihre Grundwerte besser kennenzulernen. Ich buchte mir ein Zimmer und nach Rücksprache mit der Studentin suchte ich mir den Mittwoch und Donnerstag als "Uni-Tage" aus. Ich organisierte mir gemeinsam mit der Studentin eine Ansprechpartnerin aus dem zweiten Semester, damit ich in die richtigen Vorlesungen (Sprechstunden) mitgehen konnte. Danach wurden die Taschen gepackt und an einem Dienstagabend im Oktober erreichte ich die Stadt Witten. Eine Woche zuvor hatte ich die Einladung zu den Auswahlgesprächen im Dezember bekommen, weshalb sich dieser Schritt auf jeden Fall lohnte.

Der Mittwoch begann für mich um 9 Uhr an der Uni. Ich traf mich vorher mit der Studentin am Haupteingang und stellte mich ihr vor. Sie war sehr freundlich und nahm mich sofort mit in die Vorlesungen. Natürlich war es für mich etwas schwierig, in den Vorlesungen zu folgen, da ich den POL-Fall der Woche nicht gelesen hatte und nicht genau wusste, welches Thema aktuell relevant war. Außerdem bestanden meine Vorerfahrungen aus dem medizinisch/naturwissenschaftlichen Bereich aus der Schule, wo ich den Biologie-Leistungskurs belegt hatte. Dementsprechend waren mir viele Organsysteme und geläufige medizinische Fachbegriffe nicht bekannt. Trotzdem war es sehr bereichernd, den Aufbau der Sprechstunden, die sich doch schon sehr von der Schule und einer normalen Vorlesung unterscheiden, mitzuverfolgen, und auch die Atmosphäre war gänzlich anders, als ich aus meiner Schulzeit gewohnt war. Hier trauten sich alle Studierenden, Nachfragen zu stellen und den Dozenten bei Unstimmigkeiten zu durchlöchern, bis man den Standpunkt verstand. Auch die Dozenten reagierten auf solche Fragen entspannt und stiegen gerne in Diskussionen ein.

Nach den Vorlesungen folgte dann das Highlight des Tages: die POL-Stunde. Ich ging wieder mit der Studentin mit, die ich den Tag über begleitet hatte. Sie stellte mich ihrer POL-Gruppe vor und ich durfte sofort mit einsteigen und in der POL-Stunde nicht nur als stummer Beobachter, sondern als aktive „Studentin“ mitmachen. Ich muss zugeben, dass ich mich bis dahin mit diesem Lernkonzept wenig auseinandergesetzt hatte, umso mehr machte es nun Spaß, dieses kennenzulernen und ein Teil der Gruppe sein zu können. Ich traute mich bei den Kausalketten noch nicht viel zu sagen, da ich kaum Erfahrungen hatte. Als Außenstehende war ich jedoch erstaunt, wie viel die Studierenden miteinander verknüpfen konnten, um ihr Krankheitsbild erklären zu können. Am Ende beteiligte ich mich auch noch an der Feedback-Runde und fuhr dann gemeinsam mit allen anderen zurück zu meiner Wohnung in der Stadt. Hierbei konnte ich mich ein wenig mit allen unterhalten und ein wenig herausfinden, wie sich das Studentenleben an der UWH anfühlte.

Ich hatte am Mittwoch die aktuelle Stufu-Zeitung in die Hand gedrückt bekommen, damit ich mir überlegen konnte, welche Kurse ich morgen besuchen möchte. Im Kursheft waren einige Kurse dabei, die mir sehr zusagten, doch ich entschied mich erstmal für drei, damit ich mich nicht mit Arbeit überlud. Den Donnerstag verbrachte ich also ohne Begleitung. Ich hatte jedoch die Möglichkeit, in den Kursen viele andere Studenten aus anderen Fachbereichen kennenzulernen und merkte, wie gut das war, um das Leitbild der Universität zu begreifen und auch zu verstehen, welch großen Stellenwert der Stufu-Donnerstag im Studium einnimmt. Ich hatte sehr viel Spaß, den Kursen zu folgen. Einer bestand aus einer praktischen Meditationseinheit, in einem anderen konnte ich spannenden Vorträgen lauschen.

Nach diesem Tag fühlte ich mich dann auch sehr abgeschlafft und trat dann die Heimreise an. Der Campus-Tag, der eigentlich für Interessenten der UWH angeboten wird, besuchte ich nicht mehr. Das Mitlaufen an der Universität hat mir jedoch enorm viel geholfen, die Universität und ihr Lehrkonzept besser zu verstehen.

In meinem Auswahlgespräch konnte ich auch hiermit punkten, denn nicht viele Bewerber schauen sich die Uni und das Medizinstudium so genau an, wie ich es getan habe. Ich bin auch sehr froh, dass ich das gemacht habe, ansonsten hätte ich vielleicht das POL-System nicht so schnell verstanden und auch die Reize davon nicht nachvollziehen können. Auch der Vorschlag meiner Bekannten, den Mittwoch als festen POL-Tag und den Donnerstag als Stufu-Tag zu wählen, war eine gute Idee, da diese beiden Angebote die Universität grundlegend von anderen unterscheiden. Außerdem kannst Du so auch herausfinden, ob dieses Lehrsystem Dir überhaupt zusagt oder nichts für Dich selbst ist.

Alles in allem hat sich die Tour durch die UWH in jedem Fall gelohnt und letztendlich durch ein Studienplatzangebot auch ausgezahlt.

*Autorin: Saher Dilshad