Die vorklinischen Praktika in der Allgemeinmedizin

Der Fachbereich Allgemeinmedizin vermeldet schon seit Jahren ein Rückgang und braucht dringend neuen Nachwuchs. Vor allem in den ländlichen Regionen suchen viele Hausärzte händeringend nach einem Nachfolger. Dies spiegelt sich auch in einigen Zahlen wider. So ist die Zahl der niedergelassenen Hausärzte in den vergangenen 10 Jahren um circa 8 Prozent gesunken. Um diesen Rückgang frühestmöglich entgegenzuwirken, wird die Allgemeinmedizin schon im Medizinstudium gefördert und attraktiver gemacht.

Auch die UWH legt viel Wert auf die Allgemeinmedizin und hat deshalb einige Pflichtfamulaturen im Laufe des Studiums vorgesehen. Im folgenden Bericht möchte ich Dir die Rahmenbedingungen für die vorklinischen Blockpraktika in der Allgemeinmedizin näher ausführen.

Das erste Blockpraktikum

Der erste Patientenkontakt im Studium findet im Blockpraktikum der Allgemeinmedizin statt. Dies ist recht früh im Laufe des Studiums, nämlich am Ende des ersten Semesters vorgesehen und soll insgesamt 2 Wochen in einer Hausarztpraxis, die von der UWH genehmigt wurde, absolviert werden. Vor dem Praktikum erhalten wir vom Lehrstuhl der Allgemeinmedizin eine Liste mit den zugelassen Hausarztpraxen und ein Skript zum Ausfüllen, welches am Ende des Praktikums zurückgeschickt werden soll.

Es sind nur bestimmte Hausärzte zugelassen, da diese vorher eine Schulung durchlaufen müssen, um in das Programm der Allgemeinmedizin an der UWH aufgenommen zu werden. In dieser Schulung wird erklärt, was in der Hausarztpraxis von den Studenten erwartet werden sollte und welche Funktion die Lehrärzte dabei einnehmen. Im Nachhinein kann ich sagen, dass dies ein großer Vorteil ist, denn in der Klinik passiert es gelegentlich, dass manche Ärzte nicht wissen, was sie mit uns Famulanten machen können und wie ausgeprägt unsere praktischen Fertigkeiten tatsächlich sind. Das Skript wiederum gibt uns Studenten Sicherheit und dient als Leitfaden für die beiden Wochen.

Im ersten Allgemeinmedizin-Praktikum geht es vor allem um die Wahrnehmung. Der Studierende soll lernen, den Patienten im Arzt-Patientengespräch einschätzen zu können. Da dies eine völlig neue Erfahrung ist und die erste Praxiserfahrung, sollen die Studierenden erst mal nur die Arztgespräche beobachten und sich einen Eindruck davon verschaffen. In der zweiten Woche können dann selbstständig erste Anamnesegespräche geführt werden, um sie dann im Skript zu verschriftlichen. Ein weiterer Schwerpunkt in diesen 2 Wochen ist der Bewegungsapparat. Da im ersten Semester im wöchentlichen Untersuchungskurs der Bewegungsapparat behandelt worden ist, können Famulanten schon einige Untersuchungstechniken, die sie jetzt im realen Patientenkontakt unter Beweis stellen können. Das heißt konkret, wenn Patienten mit Rückenschmerzen, Knieschmerzen usw. in die Praxis kommen, sollte der Studierende eine strukturierte körperliche Untersuchung durchführen können.

Am Ende der ersten Woche gibt es das erste Feedbackgespräch mit dem Hausarzt. Dabei soll reevaluiert werden, was gut gelaufen ist und wo man sich noch verbessern könnte. Außerdem soll der Studierende hier die Möglichkeit bekommen, die Lernziele, die er für das Praktikum hat, zu äußern. Zuletzt kann im Skript noch mal angeschaut werden, welche Punkte im Praktikum noch nicht absolviert worden sind, damit in der nächsten Woche der Fokus auf diesen liegt.

Am Ende des Praktikums sollte mindestens eine strukturierte Anamnese erhoben worden sein und auch eine körperliche Untersuchung stattgefunden haben. Diese sollte dann mit dem Lehrarzt nachbesprochen werden, denn die Verschriftlichung dieser muss innerhalb von vier Wochen in Form eines Berichtes der Universität vorgelegt werden. Diese Berichte werden dann anhand einer Skala bewertet, jedoch noch nicht benotet.

Das zweite Blockpraktikum

Das zweite Blockpraktikum erfolgt sehr zeitnah nach dem ersten Praktikum, nämlich zwischen dem zweiten und dritten Semester und dauert ebenfalls 2 Wochen. Dieses Praktikum können sich die Studierenden in den Semesterferien frei einteilen, jedoch unter denselben Rahmenbedingungen wie im vorherigen (bestimmte Hausärzte).

Vor dem Blockpraktikum findet für die Studenten ein Vorbereitungsseminar statt, welches verpflichtend ist. In diesem wird genauer erklärt, was von den Studierenden erwartet wird und wie eine fokussierte Anamnese aussieht. Des Weiteren wird auf den zum Ende des Praktikums schreibenden Berichte eingegangen und erklärt, was bei diesem beachtet werden sollte. Außerdem nimmt der Student vor Beginn des Praktikums Kontakt mit dem Lehrarzt auf und stimmt den Zeitrahmen, Kleidung und weitere organisatorische Dinge ab.

Der Schwerpunkt im ersten und zweiten Praktikum ist ähnlich. Es geht wieder um die Erhebung einer vollständigen und strukturierten Anamnese, wobei nun fokussierter gedacht werden sollte und auch Warnsymptome („red flags“) bei einigen Erkrankungen auffallen müssen. Da das zweite Semester sich vor allem mit den inneren Organen beschäftigt, sollte der Studierende nun auch die körperliche Untersuchung dieser durchführen können.

Auch hier soll am Ende des Praktikums ein Bericht verfasst werden, welcher vom Lehrarzt bewertet wird. Dafür werden Bögen vom Institut der Allgemeinmedizin zur Verfügung gestellt.

Ziel der Praktika

Bei allen Blockpraktika wird am Ende des Praktikums nochmals ein Feedbackgespräch geführt, wobei im Skript dafür einige Punkte vom Lehrarzt abgehakt werden (bspw. „Wie gut kann der Student venös Blut abnehmen?“) und auf der anderen Seite soll der Student den Feedbackbogen, wie er das Praktikum fand, ausfüllen. Diese ganzen Unterlagen werden am Ende dem Institut für Allgemeinmedizin an der Universität zugeschickt.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die Studierenden jederzeit die Möglichkeit haben, die Praxis zu wechseln, falls es immense Schwierigkeiten mit dem Lehrarzt gibt. Ziel dieser Praktika soll nämlich primär sein, mehr Medizinstudierende von der Allgemeinmedizin zu begeistern und sich nicht durch das Praktikum durchzuquälen.

Die oben beschriebenen ersten beiden Blockpraktika finden in der Vorklinik statt. Im klinischen Bildungsabschnitt des Studiums folgen zwei weitere Blockpraktika, wobei sich bei diesen auch die Anforderungen an die Studierenden etwas ändern.

Das dritte und vierte Blockpraktikum wird in diesem Bericht näher beschrieben: Klinische Blockpraktika in der Allgemeinmedizin

Autorin: Saher Dilshad