Mein erster Tag im PJ

Das M2 war geschafft und eine Woche vor Beginn des PJ kamen die offiziellen Ergebnisse nach Hause. Damit war klar, dass ich das PJ beginnen würde. In diesem Bericht möchte ich von meinen Erfahrungen am ersten Tag des PJs berichten.

Bei der Auswahl der Klinik habe ich sehr viel Wert auf eine gute Betreuung und Lehre gelegt. Auf keinen Fall wollte ich, wie in vielen Kliniken üblich, ins kalte Wasser geworfen werden und eigenständig Patienten behandeln. Schließlich musst Du Dir darüber im Klaren sein, dass Du als fast fertiger Arzt/PJler plötzlich eine enorme Verantwortung trägst, wenn Du eigenständig Patienten betreust. Gerade bei der Medikation und den Red Flags einer Erkrankung kann es schnell schief gehen und Du musst dann mit dieser Schuld leben.

Meine Wahl für das erste Tertial fiel daher auf eine etwas kleinere Klinik, die in den Onlinebewertungen sehr gelobt wurde. Einen Tag vor Beginn meines PJs kam ich im Wohnheim an und packte erst einmal meine Sachen aus. Langsam stieg meine Aufregung, denn nun war es wirklich soweit. Ich hatte das gefürchtete M2 bestanden und es fehlte nicht mehr viel bis zur Approbation! Gleichzeitig machte ich mir Gedanken, wie das PJ und das erste Tertial wohl werden würden. Würde mir die Abteilung gefallen? Wie wird der Chef sein? Bin ich gut genug auf das PJ vorbereitet?

Ich entschied mich, mit dem Pflichttertial Chirurgie zu beginnen. In diesem Tertial beginnen die Tage etwas früher als in den konservativen Fächern und die Arbeitsbelastung ist hoch. Daher wollte ich das anstrengendste Tertial als erstes abhaken und nicht den Luxus haben, den Tag um 8 Uhr zu beginnen, um mich dann wieder umzugewöhnen.

Der erste Tag war aber noch relativ entspannt. Wir sollten uns alle um 9 Uhr im Foyer der Klinik treffen, um dann gemeinsam mit dem PJ-Verantwortlichen in unseren PJ-Raum zu gehen. Dort bekamen wir zunächst eine allgemeine Einführung in das PJ und seine Regularien, die Klinik und ihre Umgebung sowie eine kurze Vorstellung der einzelnen Chefärzte und deren Versprechen, welches Spektrum einem PJler geboten wird. Ich muss dazu sagen, dass ich nicht nur mit den PJlern aus der Chirurgie zusammen saß, sondern mit allen PJlern, die mit mir zusammen im Haus anfangen würden. Insgesamt waren wir 6 Studierende. 2 von uns begannen ihr erstes Tertial in der Inneren Medizin und insgesamt 4 (mich eingeschlossen) in der Chirurgie. Um Dir eine ungefähre Vorstellung von der Größe des Hauses zu geben, kann ich Dir sagen, dass 4 PJler in der Chirurgie schon als Luxus bezeichnet wurden. Im Vergleich dazu habe ich in meinem Blockpraktikum in der Viszeralchirurgie 7-8 PJler gesehen und dazu waren wir noch 5 Blockpraktikanten.

Am Ende der Klinikvorstellung waren wir an der Reihe. In dieser Runde stellten wir uns vor und mir fiel auf, dass ich nicht die einzige Studentin von der Universität Witten/Herdecke war. Es gab noch eine weitere PJlerin, die allerdings in der Inneren Medizin anfangen würde. Trotzdem war ich ziemlich erleichtert, nicht die einzige "externe" PJlerin zu sein, sondern einen Mitstreiter zu haben. Die Unterschiede zwischen dem Regelstudiengang und dem Modellstudiengang können schon sehr groß sein und in diesem Fall war es gut, jemanden zu haben, der auch im Modellstudiengang Medizin studiert hat.

Nach dieser Vorstellung kam jemand von der Personalabteilung mit unseren Verträgen und erklärte uns einiges dazu. Diese wurden dann ausgeteilt und wir sollten sie in den nächsten Tagen ausgefüllt zurückbringen.

Der PJ-Beauftragte hatte auch noch 2 andere PJler eingeladen, die schon etwas weiter waren - sie hatten im April das M2 gemacht und waren im zweiten Tertial - damit sie uns Fragen beantworten konnten, die wir dem Arzt nicht stellen wollten. Außerdem sollten wir noch eine Führung durch das Haus bekommen, damit wir wussten, wo unsere Abteilungen waren.

Um Zeit zu sparen, kombinierten wir beides. Während wir durch die Klinik gingen, stellten wir nebenbei ein paar Fragen. Mir war es zum Beispiel wichtig zu erfahren, wie mit Urlaubs- und Krankheitstagen umgegangen wird. Ob es dabei zu Komplikationen kommt und wie früh man seinen Urlaub überhaupt anmelden muss. Außerdem hatte uns noch niemand gesagt, wie lange die PJler bleiben müssen. Auch das wollte ich den PJ-Leiter nicht fragen, da ich befürchtete, dass ich dann etwas lustlos wirken würde.

Nach dem Rundgang durch das Haus gingen wir alle zusammen in die Wäscherei und dann zum Mittagessen. Tatsächlich verlief der Besuch in der Wäscherei sehr unkompliziert, was ich nicht erwartet hatte. In den meisten Kliniken war die Wäscherei mit so vielen Studierenden, die auf einmal neue Wäsche brauchten, überfordert und hatte nicht so viel, sodass wir manchmal ein paar Tage mit der gleichen Wäsche herumliefen oder unseren eigenen Kasack und Kittel mitbrachten. Bei meinem Blockpraktikum in der Orthopädie gab es überhaupt keine Wäsche, so dass ich meinen Kittel über meine Straßenkleidung anziehen musste.

Nach dem Mittagessen war der erste Tag für uns auch schon vorbei. Wir sollten nämlich erst am nächsten Tag in unseren jeweiligen Abteilungen anfangen. Ich hatte mich zunächst für die Unfallchirurgie entschieden, in der ich nun zusammen mit einer Studentin 6 Wochen verbringen sollte. Nun waren uns allen die Rahmenbedingungen klar. Wir sollten morgens um 7 Uhr starten und uns als erstes unser PJ-Telefon an der Information abholen. Danach ging es zur Frühbesprechung und anschließend auf die Station. Nebenbei sollten wir bei Operationen assistieren und auch in die Notaufnahme rotieren.

Fazit

Für mich war der erste Tag ein voller Erfolg. Ich wurde nicht direkt mit dem Klinikalltag konfrontiert, sondern hatte Zeit anzukommen und mich einzuleben. Durch den Informationstag hatte ich das Gefühl, dass ich in der Klinik willkommen bin und man auf uns PJler gewartet hat. Diese Erfahrung war sehr angenehm, da dies in den meisten Kliniken (leider!) gar nicht mehr so gehandhabt wird. Nun bleibt für mich nur noch abzuwarten, ob die Klinik auch weiterhin so viel Wert auf die Lehre legt und uns PJler regelmäßige Vorlesungen erwartet, oder ob dies leider dem stressigen Klinikalltag zum Opfer fallen wird.

Autorin: Saher Dilshad