Bevor ich mit dem Medizinstudium begann, wollte ich immer Kinderärztin werden. Dies bestätigte sich im Studium mal mehr und mal weniger. Als die Zeit kam, sich für ein Fachgebiet für das Wahltertial zu entscheiden, wählte ich die Pädiatrie, um endgültig für mich eine Entscheidung treffen zu können.
Rückblickend finde ich auch, dass es eine sehr gute Wahl war und mir bei meiner späteren Entscheidungsfindung enorm geholfen hat.
Ich habe mich dafür entschieden, das Pädiatrie-Tertial an einer Uniklinik zu absolvieren, da ich dachte, so ein möglichst breites, spannendes und komplexes Spektrum an Krankheitsbildern zu sehen. Es stand mir auch eine breite Auswahl bezüglich der einzelnen Abteilungen zur Verfügung, in denen ich rotieren konnte. Begonnen habe ich auf der Säuglingsstation, was mir sehr geholfen hat die erste Scheu und vielleicht auch Angst im Umgang mit den ganz Kleinen zu überwinden. Die Kinder waren dabei nicht akut und lebensgefährlich krank. Es waren kaum Zugänge oder Kabel an den Kindern, sodass das tägliche Handling nicht allzu kompliziert war. Das ermöglichte mir einen sanften Start, in dem ich sehr gut den Ablauf der Visite kennenlernen konnte. Ebenso die Inhalte einer Neugeborenen-Versorgung mit beispielsweise einer Neugeboreneninfektion, Kinder mit Anpassungsstörungen, Frühgeborene, die noch vor der Entlassung an eine Routine angelernt werden müssen.
Nach meiner Zeit auf der Säuglingsstation war ich im Rahmen der aktuellen Coronapandemie auch im Infektionsschutzzentrum. Dort waren Coronaabstriche bei symptomatischen Kindern und elektiven Terminen das tägliche Programm.
Vom Infektionsschutzzentrum ging ich in die Notaufnahme. Das war einer der besten Erfahrungen meines gesamten PJ-Tertials. Ich durfte dank der tollen Assistenten fast alles selbst machen. Anamnese, erste orientierende Untersuchung, Blutabnahmen und die Anordnung weiterer Diagnostik gehörte alles zu meinen Aufgabenbereichen. Man lernt schnell sehr selbstständig zu arbeiten, Arbeitsdiagnosen aufzustellen und nach diesen zu handeln, akut Prioritäten zu setzen und auch ein so breites Spektrum an Krankheitsbildern zu sehen, dass man auch für das spätere Arbeitsleben eine ungefähre Vorstellung über die einzelnen Fachbereiche hat.
Aus der Notaufnahme ging ich dann in die Kinderkardiologie, die mir inhaltlich sehr gut gefiel. Wenn Du kardiologisch interessiert bist und auch gerne etwas über die Systematik der angeborenen Herzfehler lernen möchtest, dann ist eine gute kinderkardiologische Station absolut Gold wert. Ich war leider auf einer Station, die aufgrund des hohen Stresslevels nur sehr wenig Lehre ermöglichte. Das meiste musste ich selbst nachlesen, um bei der Visite zu verstehen, worüber gesprochen wurde und auch Fragen beantworten zu können. Dies führte aber auch zwangsläufig dazu, dass ich mir selbst sehr viel beigebracht habe.
Die Kinder hier sind deutlich kränker, der Umgang erfordert mehr Zeit und Aufwand und es fallen mehr Untersuchungen am Tag an. Bei den meisten Untersuchungen durfte ich zusehen und hatte auch die Möglichkeit, sowohl bei einem pädiatrischen Herzkatheter als auch bei einer Herz-OP zuzuschauen.
Meine Erfahrung in der Kinderkardiologie war bedauerlicherweise etwas überschattet durch ein teilweise nicht sehr freundliches Team an Assistenz- und Oberärzten. Dies führte oft dazu, dass mein mühevolles Selbststudium nicht belohnt wurde, sondern im Gegenteil Kritik über nicht immer vorhandenes Detailwissen ausgesprochen wurde. Anstatt die Lücken mit Lehre am Patienten zu schließen, um fehlendes Wissen klinisch und praktisch nachzuholen, wurde leider oft ein eher respektloser Ton angeschlagen. Inhaltlich war es jedoch eine tolle Rotation, in der ich dank meines Eigenstudiums viel gelernt habe.
Fazit
Ich würde jedem, der später seinen Facharzt in Pädiatrie machen möchte, empfehlen, auch das Wahltertial in der Pädiatrie zu absolvieren. Ich persönlich habe den emotionalen Teil der Arbeit ziemlich unterschätzt und war mir nicht darüber im Klaren, wie sehr mich einige Schicksale der Kinder und ihrer Eltern belasten könnten. Mir persönlich hat das Tertial geholfen, eine Entscheidung bezüglich meines Facharztes zu treffen.
Ich werde nicht Pädiatrie als Facharzt in Erwägung ziehen, jedoch all das gesammelte Wissen gerne in meinem späteren Fachbereich der Kardiologie anwenden und durch meine Zeit in der Pädiatrie, bei Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern bestimmt ein besseres Verständnis für die Akut-Versorgung in den ersten Lebenstagen, -Monaten und -Jahren haben.
Autorin: Mariya B.