Welchen Vorteil bringt der Dr. med. überhaupt?

Doktor und doch kein Dr.? In der Medizin ist dieses durchaus möglich. Wer Arzt wird, bekommt nicht automatisch den Dr. Titel verliehen. Wie in anderen Wissenschaften muss sich dieser zuerst erarbeitet werden. Jedoch – wie es oft auch kritisiert wird - ist der medizinische Dr. med. meist nicht so zeit- & arbeitsaufwendig wie beispielsweise der Dr. rer. nat. der Naturwissenschaften. Im Unterschied zu anderen Promovierenden können bereits Medizinstudierende ab der 1. Ärztlichen Approbationsordnung mit ihrer Promotion beginnen. Dafür wird zudem nicht einmal zwangsläufig ein Freisemester benötigt, einige Promotionsvorhaben sind studienbegleitend möglich.

Welchen Vorteil der Dr. med. bringt

Längst trägt nicht mehr jeder Arzt diesen Titel und die Berufschancen stehen auch ohne sehr gut. Auch im Gehalt spiegelt sich der Titel erst mal nicht wieder. Dementsprechend verzichten immer mehr Ärzte auf den Doktor und praktizieren ohne Titel.

Nachteilig ist die Promotion natürlich dennoch nicht. Wer später einmal forschen will oder an einer Universitätsklinik praktizieren und/oder lehren möchte, ist mit einer Promotion gut beraten. Auch für niedergelassen Ärzte kann der Titel vorteilhaft sein, denn ein "Dr.med." auf dem Schild der Praxis schindet nun einmal doch ein bisschen Eindruck. Zudem gehört zum Medizin praktizieren auch Medizin verstehen und Medizin weiterentwickeln. Auch wenn mittlerweile immer mehr Krankheiten erfolgreich behandelt werden können, werden wir niemals alle heilen können. Umso wichtiger ist es, durch Forschung bessere Einblicke in körperliche Prozesse zu gewinnen und so gezielte Therapien für Pathologien zu gewinnen. Egal ob theoretische, klinische oder experimentelle Promotion, egal ob Datenerhebung, Entwicklung von Diagnoseansätzen oder naturwissenschaftliche Grundlagenforschung; all das hilft die heutige Medizin voranzutreiben und zu verbessern.

Natürlich profitierst Du selbst auch durch eine Promotion und die damit gewonnene Erfahrung: Wer einmal gute wissenschaftliche Praxis angewandt hat, wird diese auch insgesamt besser verstehen können und fällt vielleicht irgendwann einmal weniger schnell auf die geschönte Studie eines zwielichtigen Pharmaunternehmens rein.

Arten der Promotion

Wenn Du Dich für eine Promotion entschieden hast, muss die Art der Promotion genauer spezifiziert werden. Zur Auswahl stehen theoretische Studien, klinische Studien oder experimentelle Untersuchungen. Über Angebote informiert die Fakultät der Universität oder Du bewirbst Dich initiativ.

Die theoretische Studie kann retroperspektiv oder prospektiv gestaltet werden. Bei einer retroperspektiven Studie werden bereits vorhandene Datensätze ausgewertet, bei der prospektiven Studie müssen diese erst noch erhoben werden. Wer sich für eine theoretische Promotion entscheidet, sollte ein Händchen für Statistik haben, denn hieraus besteht der größte Teil der Arbeit.

Bei einer klinischen Studie können beispielsweise Verfahren zur Früherkennung von Krankheiten oder bestimmte Therapiemittel und deren Vor- oder Nachteile im Vergleich zu bestehenden Methoden untersucht werden. Hierbei arbeitest Du meist direkt im Krankenhaus und eng mit den Ärzten zusammen. Die Vorgehensweise muss von vornherein gut überlegt sein und das Vorhaben eventuell von einer Ethikkommission bewilligt werden.

Experimentelle Doktorarbeiten kommen den naturwissenschaftlichen am nächsten und sind unter den medizinischen Promotionen die vermutlich anspruchsvollsten. Sie sind sehr aufwendig und zeitlich ohne ein Freisemester meist nicht machbar. Insgesamt ist ein Zeitplan im Voraus oftmals nicht absehbar. Untersuchungsergebnisse sind schließlich nicht vorhersehbar und Laborarbeit ist selten mit einem direkten Erfolg gekrönt. Für Mediziner kommt hier zusätzlich noch die Schwierigkeit hinzu, dass sie die experimentellen Methoden nicht kennen und erst gründlich eingearbeitet werden müssen. Dementsprechend stellen sich dieser Herausforderung eher Mediziner mit viel Ehrgeiz und/oder dem Willen, später selbst einmal in der Forschung tätig zu werden.

Dissertation und Disputation

Für welche Form der Untersuchung Du Dich nun auch entscheidest, die erhobenen Daten müssen ausgewertet und verschriftlicht werden. Vorsicht gilt es bei der korrekten Zitation walten zu lassen. Nicht selten geraten Doktorarbeiten durch erkannte Plagiate in Verruf. Werden Plagiate aufgedeckt, kann der Titel auch nachträglich wieder aberkannt werden. Neben der Doktorarbeit („Inauguraldissertation“) muss auch eine öffentliche mündliche Prüfung („Disputation“) abgelegt werden. Aus dem Mittelwert von Dissertation und Disputation wird nun eine Endnote festgelegt. Diese wird gestaffelt in: rite (3), cum laude (2), magna cum laude (1), summa cum laude (0).

Insgesamt gilt: Auch wenn die Promotion in der Medizin kein Muss ist, an Erfahrung gewinnst Du auf jeden Fall einiges hinzu.

Autorin: Melina H.