Studieren in der Corona-Pandemie

Die Corona-Pandemie hat unser aller Leben grundlegend beeinflusst. Viele Einschränkungen wie zum Beispiel das Kontaktverbot betrafen auch Studierende und die Universitäten. Das Medizinstudium wird in der Regel in die vorklinische und klinische Phase eingeteilt. Als der erste Lockdown im März 2020 verkündet wurde, hatte gerade eben meine klinische Phase (mit dem fünften Semester) begonnen. Ich hatte mich gefreut, mein bis jetzt sehr theoretisches Wissen in der Praxis anzuwenden und war gleichzeitig gespannt, wie gut mir der Patientenkontakt gelingen würde. Doch mit dem Lockdown wurden auch verständlicherweise unsere Blöcke abgesagt, da viele Kliniken die Kapazitäten für die Lehre nicht hatten und natürlich auch im Krankenhaus die Kontakte so klein wie möglich halten wollten.

Die Universität war jedoch dazu aufgefordert worden, uns einen Ersatz anzubieten, damit das Studium „normal“ fortgesetzt werden konnte. Dieses Angebot sollte so schnell wie möglich auf die Beine gestellt werden, was natürlich einen enormen Arbeitsaufwand erforderte. Der erste Block, den wir im 5. Semester gehabt hätten, wäre in der Inneren Medizin gewesen. Er sollte insgesamt 6 Wochen dauern und diente primär dazu, sich in den Klinikalltag einzufinden. Natürlich sollten wir dabei auch etwas lernen, aber es ging vor allem darum, uns einen angenehmen Einstieg in die klinische Phase zu ermöglichen. Viele Studierende aus höheren Semestern bezeichnen diesen Block als einen der wichtigsten. So war es auch nicht verwunderlich, dass viele Kommilitonen und auch ich uns überlegten, diesen beizeiten nachzuholen, sobald sich die Lage etwas entspannt hätte. Leider hieß es jedoch vonseiten der Uni, dass dies so nicht vorgesehen war. Wir sollten den Block angerechnet bekommen und die Universität stellte für uns einen Online-Block zusammen, der dem ursprünglichen Angebot leider überhaupt nicht gerecht werden konnte.

Der Online-Block wurde von verschiedenen Dozierenden/Ärzten aus der Klinik geführt. Diese hatten meistens nachmittags Zeit und stellten uns verschiedene Krankheitsbilder aus der Inneren Medizin vor. Da ich bis dahin keinen Online-Unterricht hatte, war dies eine enorme Umstellung für mich und ich hatte große Probleme, den Ärzten zu folgen. Ich merkte recht schnell, dass mir der Online-Unterricht nicht viel brachte und mir die Praxis dazu fehlte. So kann ich mir z. B. manche Erkrankungen besser merken, wenn ich eine konkrete Patientengeschichte vor Augen habe, dies war jedoch nicht möglich. Deshalb wurde der Unterricht für mich sehr eintönig und ich beschäftigte mich in der Zeit mit vielen anderen Sachen.

Natürlich war ich froh, ein Angebot seitens der Universität gestellt zu bekommen, doch ich ärgerte mich darüber, dass auf Nachfrage, ob man den Block doch freiwillig irgendwann nachholen konnte, dies nicht genehmigt wurde. Ich merke noch heute (10. Semester), wie viel Wissen mir aus dieser Zeit fehlt und was nun beim Lernen von Krankheitsbildern mehr Arbeitsaufwand für mich bedeutet.

Auch die Prüfungen sollten weiterhin stattfinden. Zu diesem Zweck stellte die Universität eine Online-Prüfungsplattform zur Verfügung. Dafür brauchten wir zwei elektronische Geräte mit Internetzugang. Das eine Gerät (Smartphone) sollte uns über Zoom (mit Video) filmen, wie wir die Klausur an unserem zweiten Gerät bearbeiteten. Dabei sollte die Kamera in einem bestimmten Winkel aufgestellt werden, damit der gesamte Schreibtisch sichtbar war und es so zu keinem Täuschungsversuch kommen konnte. Das funktionierte tatsächlich gut. Zuerst wurde per Zoom mein Personalausweis kontrolliert, um festzustellen, ob ich auch wirklich die war, für die ich mich ausgab, dann konnte die Prüfung beginnen. In der gesamten Zeit habe ich nicht einmal erlebt, dass ich aufgrund irgendwelcher Schwierigkeiten die Prüfung abbrechen musste. Manche größeren Klausuren wurden jedoch teilweise weiterhin an der Universität geschrieben, natürlich mit ausreichendem Abstand und Maskenpflicht während der gesamten Prüfungszeit.

Fazit:

Alles in allem kann ich sagen, dass diese Zeit sehr schwer war und mein Studium in gewisser Weise beeinträchtigt hat. Ich bin sehr froh darüber, oft einen Ersatz angeboten bekommen zu haben, nicht desto trotz hätte ich diese Zeit lieber ausgesetzt und dann unter regulären Bedingungen weiter studiert.

Natürlich waren die Maßnahmen gerechtfertigt und es ist in gewisser Weise verständlich, dass nicht mehr an die Lehre gedacht worden ist, jedoch soll dieser Bericht verdeutlichen, dass auch wir Studierenden viele Einschränkungen durch die Pandemie erlitten haben und das nicht nur im Privatleben, sondern auch in unserem Zugang zur Bildung – was man sich eigentlich in Deutschland kaum vorstellen kann.

Autorin: Saher Dilshad