Simulationspatientenkontakt im Medizinstudium – Meine Erfahrungen im 3. Semester

Was ist der Simulationspatientenkontakt (SPK) im Medizinstudium?

Ein weiterer Teilnahmenachweis an der Universität Witten/Herdecke ist der Nachweis in „IC I Kommunikation“. Er setzt sich aus insgesamt vier Teilnahmebescheinigungen zusammen, die in verschiedenen Semestern erworben werden müssen. Die Auftaktveranstaltung hierzu wird im ersten oder zweiten Semester abgehalten. Die Studierenden haben die Möglichkeit, aus zwei Optionen zu wählen: Entweder nehmen sie am Wahrnehmungspraktikum teil, das über das gesamte Semester hinweg an einer Klinik stattfindet, oder sie entscheiden sich für eine Veranstaltungsreihe zur Arzt-/Patientenkommunikation im zweiten Semester. Die beiden Lehrveranstaltungen haben das Ziel, die Teilnehmer auf die bevorstehenden praktischen Seminare vorzubereiten.

Pflichtveranstaltungen im Modul „IC I Kommunikation“ an der UW/H

In den Semestern 3 bis 5 müssen nämlich insgesamt zwei Kontakte mit Simulationspatienten und ein Kontakt mit einem echten Patienten nachgewiesen werden. In diesem Beitrag möchte ich von meinen Erfahrungen beim ersten Kontakt mit einem Simulationspatienten berichten.

So läuft ein SPK an der Universität Witten/Herdecke ab

Im dritten Semester erhielten wir eine E-Mail mit verfügbaren Terminen für den Simulationspatientenkontakt (SPK). Dabei wurden auch die Regularien nochmals aufgelistet. So war es beispielsweise nicht gestattet, alle SPKs in einem einzigen Semester zu absolvieren; stattdessen mussten sie über verschiedene Semester verteilt eingeplant werden. Da diese jedoch für das dritte bis fünfte Semester eingeplant waren, war es notwendig, dass ich mich rechtzeitig um einen Platz bemühte. Zudem handelte es sich um einen der letzten verfügbaren Termine, da dieser Schein für den kommenden Jahrgang im neuen Modellstudiengang umgestaltet wurde und somit nicht mehr in diesem Format angeboten werden sollte. Dadurch wurde der Druck nochmal verstärkt, den ersten SPK frühzeitig hinter sich zu bringen. Um uns auf den SPK vorzubereiten, erhielten wir einen Text über die Kommunikation zwischen Arzt und Patient. Diesen sollten wir uns vorher durchlesen und im Kontakt im Hinterkopf behalten. Der SPK umfasste insgesamt zwei Veranstaltungen: einen Termin für die Aufnahmen und eine anschließende Besprechung. Vor dem Termin für die Aufnahmen erhielten wir eine präzise Uhrzeit und konnten zudem der Liste entnehmen, welche Studierenden zuvor an der Reihe waren und ab wann der Drehtag startete. Wir sollten uns circa 10 Minuten vor unserem eigentlichen Termin in dem ausgewählten Raum der Universität einfinden, damit alles Organisatorische geklärt werden kann. Vor dem Raum saß nämlich eine Frau, die unsere Namen in der Liste abhakte, nachdem wir uns dort mit unserem Studierendenausweis gemeldet hatten. Danach hieß es vor der Tür warten, bis der Studierende vor uns den Raum verließ.

Mein erster SPK – Nervosität, Erkenntnisse und Lernmomente

Ich war am Vormittag mit meinem Kontakt dran. Vor dem Treffen wurde mir mitgeteilt, dass ich eine Anamnese mit dem Patienten durchführen sollte und dabei gefilmt werden würde. Ich durfte Schreibunterlagen mit in dem Raum nehmen, doch es ging nicht darum eine Diagnose zu stellen, sondern vielmehr darum mein Verhalten und mein Auftreten im Bezug auf den Patienten zu beobachten und zu verfeinern. Beim SPK handelt es sich jedoch nicht um einen echten Patienten, sondern um einen engagierten Schauspieler. Für mich persönlich hat das jedoch keinen wesentlichen Einfluss, da ich dennoch das gleiche Gespräch führe. Im dritten Semester, als ich mein erstes SPK absolvierte, verfügte ich jedoch über äußerst begrenzte klinische Erfahrungen, was dazu führte, dass ich in der Gesprächsführung ein völliger Anfänger war. Ich hatte mir natürlich vorher zusätzlich zum Text nochmal einige Anamneseschemata angeschaut und war sehr darauf fixiert alles im Kopf zu behalten. Es war mir wichtig, nicht in die peinliche Lage zu geraten, eine äußerst bedeutende Frage zu übersehen und anschließend dafür kritisiert zu werden. Als ich den Raum betrat, war ich sehr aufgeregt. Ich hoffte, dass ich nichts vergesse. Deswegen widmete ich der Schilderung des Patienten nur wenig Aufmerksamkeit und konzentrierte mich stattdessen auf meine eigenen Fragen, die ich der Reihe nach abarbeitete. Einerseits boten mir meine Schreibunterlagen eine willkommene Erleichterung und ein Gefühl der Sicherheit, andererseits erwiesen sie sich jedoch als störend, da sie meine volle Konzentration auf den Patienten beeinträchtigten und ich dadurch leichter abgelenkt wurde. Es war ebenfalls etwas befremdlich, die Kamera wahrzunehmen und zu fühlen, jedoch nicht direkt zu ihr zu blicken. Trotz meiner Erfahrungen in der Theater-AG während meiner Schulzeit, wo ich an mehreren Aufführungen teilgenommen und auch gefilmt wurde, stellte sich diese Situation als völlig anders dar. Die Atmosphäre war intimer und ich hatte das Gefühl (durch das Eintrichtern der allgemeinen Schweigepflicht, die für Ärzte gilt) etwas verbotenes zu machen. Nach einiger Zeit ließ das Gefühl jedoch nach, und ich war in der Lage, die Kamera nahezu vollständig zu ignorieren.

Feedback in der Nachbesprechung – Was ich aus dem SPK gelernt habe

Nach einem Zeitraum von zwei Wochen fand schließlich die Nachbesprechung statt. Zu diesem Zweck wurden wir in kleine Gruppen von höchstens fünf Studierenden aufgeteilt und sollten uns ebenfalls an der Universität treffen. Während der Nachbesprechungen war ein Tutor anwesend, der sich unsere Videos im Vorfeld angesehen hatte. Zunächst erörterte er mit uns, welche Aspekte in den Videos von Bedeutung sind und welche Faktoren für die Kommunikation zwischen Arzt und Patient entscheidend sind. Im Anschluss schauten wir uns jedes Video von uns einzeln an und sollten alle einmal sagen, was wir gut fanden und was uns ansonsten noch an diesem aufgefallen war. Dabei ging es einerseits darum sich gegenseitig Tipps zu geben, aber auch sich selbst im Video zu sehen und zu beobachten. Diese Erfahrung war für mich völlig neu, aber keineswegs negativ. Ich merkte in meinem Video, dass ich beispielsweise an einigen Stellen nicht sensibel genug reagierte oder Informationen überhört hatte. Dadurch wurde mir klar, dass ich trotz meiner Aufregung auf den Patienten achten sollte und etwas aufmerksamer werden muss. Im Video wurde mir nun ebenfalls bewusst, dass meine Schreibmaterialien weitaus störender waren, als ich ursprünglich gedacht hatte. Das war auch das Feedback, welches ich größtenteils von den anderen bekam. Der Tutor schlug vor, dass ich beim nächsten Mal versuchen sollte, ohne Materialien zu erscheinen, vorausgesetzt, ich fühle mich dabei ebenfalls wohl. Trotz eines mulmigen Gefühls entschloss ich mich, diesen Versuch zu unternehmen und im kommenden SPK die Unterlagen nicht mitzunehmen. Danach endete unsere Nachbesprechung und wir konnten alle unseren ersten Schein unterschreiben lassen. Nun fehlte mir noch ein SPK und danach der Realpatientenkontakt um den Schein „IC I Kommunikationen“ erfolgreich abzuschließen.