Roadmap für das Medizinstudium

Wer den Wunsch hegt, Medizin zu studieren, sollte sich schon früh darüber Gedanken machen, denn einen begehrten Studienplatz in Humanmedizin zu bekommen setzt bereits einen guten Schnitt im Abitur voraus. Ist diese erste Hürde überwunden und Du zählst zu den Glücklichen, die ein Medizinstudium beginnen können, solltest Du Dir bewusst machen, dass dieses Studium kein kurzer "Sprint" wird. Im Vergleich zu anderen Studiengängen dauert das Medizinstudium sehr lange.

Regelstudienzeit im Medizinstudium

Die Dauer des Medizinstudiums, die mindestens erforderlich ist, nennt man Regelstudienzeit. Das bedeutet, es sind mindestens 12 Semester nötig, um zu den jeweils 3 Staatsexamina zugelassen zu werden.

Ein Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung: Im Sommersemester 2020 habe ich aufgrund der Corona-Pandemie ein Freisemester (Semesterurlaub) beantragt, durfte aber trotzdem alle Kurse mit dazugehörigen Klausuren belegen. Um zum Physikum (1. Staatsexamen) zugelassen zu werden, brauchst Du als Medizinstudent mindestens 4 Fachsemester, bei denen das Freisemester nicht dazuzählt. Das heißt, auch wenn ich alle Voraussetzungen für das 1. Staatsexamen erfülle, muss ich dennoch ein Semester warten, da ich keine 4 Semester regulär studiert habe. Das bedeutet Regelstudienzeit im Medizinstudium.

Abschnitte des Medizinstudiums

Die Studienzeit ist in drei Abschnitte unterteilt, die Du jeweils mit einer eigenen Prüfung (Physikum, Hammerexamen und Endprüfung) abschließt:

Abschnitt 1: Vorklinik

  • Dauer: 1. – 4. Semester
  • Prüfung: 1. Staatsexamen (Physikum)

Abschnitt 2: Klinik

  • Dauer: 5. – 10. Semester
  • Prüfung: 2. Staatsexamen (Hammerexamen)

Abschnitt 3: Praktisches Jahr / PJ

  • Dauer: 11. und 12. Semester
  • Prüfung: 3. Staatsexamen

Allerdings solltest Du mit insgesamt 13 Semestern rechnen, da die Prüfungszeit noch hinzukommt. Diese 3 Studienabschnitte gelten nur für den Aufbau des Regelstudiengangs. Im Modellstudiengang absolvierst Du kein klassisches Physikum, sondern mehrere Prüfungen im Verlauf der ersten 10 Semester.

Die Doktorarbeit

Vielen Patienten (zurzeit eher der älteren Generation) ist es sehr wichtig, dass ihr behandelnder Arzt einen Doktortitel besitzt. Diesen bekommst Du allerdings nicht automatisch nach dem Abschluss Deines Studiums. Anders als bei anderen Studiengängen kannst Du Dich als Medizinstudent diesem Thema bereits recht früh widmen. Ein Großteil der Medizinstudenten beginnt schon während des Studiums mit der Doktorarbeit, meist zwischen dem 5. und 10. Semester im klinischen Studienabschnitt.

Grundsätzlich bedeutet der Doktortitel in der Medizin jedoch weder eine bessere fachliche Eignung im Umgang mit Patienten noch eine bessere Entlohnung im Arbeitsleben. Wer mit dem Gedanken spielt, sich als Facharzt oder Hausarzt niederzulassen, benötigt nicht unbedingt einen Doktortitel. Jedoch hat der Doktortitel einen großen Einfluss auf Deine Karriere, wenn Du eine leitende Position an einer Universität oder in einer Klinik anstrebst oder in der Forschung tätig sein möchtest. Hier ist der Doktortitel absolutes Pflichtprogramm.

Die durchschnittliche Studienzeit für Medizin

Ist es mit all diesen Herausforderungen überhaupt möglich, das Medizinstudium in der Regelstudienzeit zu beenden?

Tatsächlich ist es so, dass es nur einer Minderheit der Medizinstudierenden gelingt, das Studium innerhalb der Regelstudienzeit abzuschließen. Das Medizinstudium ist sehr zeitintensiv und Du musst sogar in der vorlesungsfreien Zeit (Semesterferien) Praktika (Pflegepraktikum und Famulaturen) absolvieren. Dies kann dazu führen, dass Du nicht rechtzeitig alle Prüfungen bestehst und etwas mehr Zeit brauchst, um die ausstehenden Kurse zu belegen.

Obgleich die Regelstudienzeit 12 Semester beträgt, benötigen die meisten Studenten mindestens 1 Semester länger, um das Medizinstudium vollständig abzuschließen.

Die Facharztausbildung

Nach dem 3. Staatsexamen bist Du praktizierender Arzt. Die meisten streben nach dem Beenden des Medizinstudiums jedoch noch die Facharztausbildung an, die je nach Fachrichtung noch einmal weitere 5 bis 7 Jahre dauert. Wird die wöchentliche Arbeitszeit auf Teilzeit reduziert, so verlängert sich die Ausbildungszeit dementsprechend. Nach dem Abschluss der Ausbildung absolvierst Du noch eine Facharztprüfung.

Ein wichtiger Punkt dazu: Während der Facharztausbildung bist Du ein Assistenzarzt in der von Dir gewählten Fachrichtung. Als Assistenzarzt wirst Du nach Tarif entlohnt, und das ist im Vergleich zum Medizinstudium ein großer Vorteil.

Nach erfolgreichem Abschluss der Facharztweiterbildung wird der Facharzttitel erworben. Der Facharzt ist also ein Arzt mit einer abgeschlossenen, mehrjährigen Weiterbildung in genau einem medizinischen Fachbereich.

Autorin: Svetlana Avetisyan

*Zur besseren Lesbarkeit werden in den Beiträgen personenbezogene Bezeichnungen, die sich zugleich auf Frauen und Männer beziehen, in der männlichen Form angeführt.