Der erste Chirurgie-Block im Studium findet früh im klinischen Abschnitt – nämlich im 5. Semester statt. Im ersten Block wissen die meisten noch nicht genau, welches Fach sie später machen möchten und hatten auch noch nicht so viel Berührungspunkte mit unterschiedlichen konservativen oder operativen Fächern. Deshalb ist dieser erste zweiwöchige Block dafür gedacht, die Chirurgie und das Operieren näher kennenzulernen.
Der zweite Block in diesem Fach ist regulär im neunten Semester vorgesehen und dauert 4 Wochen an. In diesem geht es dann darum, seine Fertigkeiten noch mal zu vertiefen und auch herauszufinden, ob die Chirurgie das Fach für einen selbst ist.
Die Viszeralchirurgie
Der Klinikalltag ist, je nachdem auf welcher Station man eingeteilt ist, unterschiedlich. Ich habe den Block mit der viszeralchirurgischen Station begonnen und blieb zwei Wochen auf dieser. Der Tag begann immer um 7.45 Uhr mit der Frühbesprechung, in welcher alle wichtigen Neuaufnahmen oder Not-Operationen aus dem Dienst nachbesprochen wurden. Danach ging es auf die Station, wo die Aufteilung der Studenten für die kommenden Operationen untereinander stattfindet. Die eingeteilten Studenten verschwinden dann in die OP-Säle, die restlichen verbleiben auf den Stationen und bewältigen den Alltag mit.
In OP gab es oft die Möglichkeit, bei unterschiedlichen Operationen zu assistieren und die Operateure erklärten dabei sehr viel. Ich konnte hier immer Fragen stellen und wurde auch gefordert, Fragen zu beantworten, wie beispielsweise „Welches Gefäß könnte dieses hier sein?“. Hier hatte ich großen Spaß und durch das Sehen und Erklären der Operationen habe ich sehr viel gelernt.
Auf der Station begann ich immer mit den Blutabnahmen, die sich manchmal bis um 9 Uhr hinzogen. Danach ging ich auf die Parallel-Station und half noch auf dieser mit den Blutabnahmen. Nach dieser Aufgabe sprach ich noch mit den PJlern auf der Station und half bei der chirurgischen Wundversorgung mit. Diese war sehr interessant und ich habe dabei auch nochmal einiges bezüglich der unterschiedlichen Wunden und ihrer dementsprechenden Versorgung gelernt. Danach suchte ich meine Assistenzärzte der Station auf und fragte, ob ich noch bei irgendwelchen interessanten Krankheitsfällen dabei sein kann. Meistens waren die Ärzte aber nur mit dem Briefeschreiben beschäftigt, weshalb ich dementsprechend ziemlich viel Leerlauf hatte. Um die Zeit bis zur Mittagspause sinnvoll zu nutzen, habe ich mich oft in die Bibliothek zurückgezogen und wichtige chirurgische Krankheitsbilder nachbereitet oder aber mich an dem laparoskopischen Operieren am Modell versucht. Das Üben hat nochmal sehr geholfen, die Schwierigkeit des laparoskopischen Operierens und vor allem des Nähens nachzuvollziehen.
Die operative Intensivstation
Die nächste Woche verbrachte ich auf der operativen Intensivstation. Da ging es nahtlos nach der Frühbesprechung mit der Chefarztvisite weiter, in welcher ich mitlief und zuhörte. Nach dieser folgte eine kurze Teambesprechung der Intensivpflege und der Intensivärzte. Dabei wurde jeder einzelne Patient noch mal besprochen und welche Aufgaben bei diesem für aktuellen Tag anstehen. Der leitende Oberarzt ging auf die neuen Erkenntnisse aus der Visite ein und teilte diese mit der Pflege, damit jeder auf dem gleichen Stand ist. Nach dieser Besprechung orientierte ich mich oft an der Pflege und machte auch hier Wundverbände mit oder nahm arterielle Blutgasanalysen ab. Wenn ein ZVK gewechselt wurde oder eine „neue Arterie“ gelegt wurde, konnte ich immer mitmachen und auch hier helfen. Die Ärzte auf der Station nahmen mich bei interessanten Fällen auch mit. So erfuhr ich, wie beispielsweise ein Wundverschluss der Bauchdecke aussieht, wenn dieser nach einer Operation aufgeplatzt ist und auf was man alles achten muss.
Die Ambulanz
Meinen letzten Praktikumstag verbrachte ich in der Ambulanz. Dort kamen alle Patienten mit akuten Beschwerden rein und die Aufgabe des Arztes war es zu beurteilen, ob diese ambulant betreut werden können oder aber stationär aufgenommen werden müssen. Dabei durfte ich bei der Anamnese ebenfalls Fragen an die Patienten richten und die körperlichen Untersuchungen nach dem Arzt an den Patienten nochmals durchführen. In der Ambulanz konnte ich auch meine Fertigkeiten am Sonografiegerät verbessern und einige abdominelle Ultraschalle durchführen.
Um 12 Uhr ging ich dann in die Mittagspause und traf in der Kantine auf die anderen Studenten. Um 13 Uhr ging es mit dem Blockunterricht weiter. Der leitende Oberarzt der chirurgischen Intensivstation hat oft von 13 bis 14 Uhr Unterricht gemacht und uns von seiner Arbeit auf der Intensivstation erzählt. Dabei ging es um ganz unterschiedliche Themen, wie die Medikamente, die invasiven Zugänge, das Beatmen eines Patienten und so weiter. Nach diesem Unterricht fand um 14 Uhr der reguläre Blockunterricht statt, der von ganz unterschiedlichen Oberärzten geleitet wurde. In diesem wurden uns die wichtigsten viszeralchirurgischen Krankheitsbilder und ihre Behandlungsmethoden vorgestellt. Dieser Unterricht war enorm wichtig und half mir auch, die Patienten, die auf Station mit ihren Erkrankungen lagen, zu verstehen und auf deren Symptome zu achten. Auf den Blockunterricht konnten wir uns verlassen, dieser fand immer statt und wir mussten – anders, als man es sonst von vielen anderen Blöcken gewohnt ist – diesem nicht hinterherrennen.
Nach dem Unterricht gab es die Möglichkeit, in die Röntgenbesprechung mitzugehen oder aber dann den Blocktag zu beenden.
Fazit
Insgesamt habe ich bei dem Block zwar viel gelernt, doch ich musste im Klinikalltag oft Selbstinitiative ergreifen, damit ich was zu sehen bekomme. Trotz allem gab es viel Leerlauf, der bei wenig Arbeit schwierig zu füllen war. Tatsächlich war die Chirurgie in unserem Krankenhaus auch ziemlich von PJlern und Famulanten überlaufen, weshalb nicht allzu viele Aufgaben für einen selbst übrig blieben. In den Operationssälen konnte ich jedoch sehr viel sehen und lernen, da das Krankenhaus so groß ist und dadurch vielfältige Krankheitsbilder zu bieten hat.
Für den Einstieg in die Chirurgie kann ich Dir den Block im Städtischen Klinikum in Dortmund empfehlen, wenn Du jedoch viel selbstständig arbeiten und Dich intensiver mit der Chirurgie auseinandersetzen möchtest, müsstest Du Dir überlegen, diese Famulatur doch in einem anderen Krankenhaus zu machen, welches nicht so stark von Studenten überlaufen ist.
Autorin: Saher Dilshad