Das Blockpraktikum in der Orthopädie fand im Semester statt und dauert nur 2 Wochen. In diesen 2 Wochen sollten wir also die Orthopädie und Unfallchirurgie besser kennenlernen. Da ich ein Teil meines 6-monatigen Pflegepraktikums in der Sportklinik in Stuttgart absolviert hatte – diese Klinik besteht nur aus der Orthopädie und Unfallchirurgie – kannte ich mich schon ein wenig mit den Stationsabläufen aus. Das vorklinische Semester, welches vor allem die Orthopädie behandelt, ist das erste Semester. Tatsächlich lernst Du jedoch die neurologischen Erkrankungen, die auch mit der Orthopädie zusammenhängen können, im dritten Semester. In der Praxis gibt es jedoch nicht immer diese strikte Trennung und viele Erkrankungen werden von den Orthopäden behandelt, wobei das Hauptproblem eigentlich ein nervales ist. Das war also neu für mich.
Meine Begeisterung für das Blockpraktikum hielt sich in Grenzen, da Orthopäden einen sehr besonderen Ruf vorauseilt und mich die Fachrichtung (vor allem meinen schlechten Erfahrungen aus dem Pflegepraktikum geschuldet) nicht sonderlich reizte. Für das Praktikum war ich in einem großen Universitätsklinikum und es war das erste Mal, dass diese Abteilung Studenten bekam. Wir waren auch der erste Durchlauf an Studenten, weshalb die Planung sehr chaotisch war. Die für uns zuständige Oberärztin hatte Urlaub und vergessen unsere Logbücher, die wir vor jedem Praktikum bekommen, rauszulegen. Die Logbücher werden immer von den Chefärzten verfasst und dienen für uns als Orientierung, was wir in diesem Blockpraktikum erreichen sollten. Da die meisten Assistenz- und Oberärzte auch nicht so genau wissen, wie viel sie an uns delegieren können, hilft auch ihnen das Logbuch oft weiter. Nun war jedoch keins da und wir mussten uns so durch das Praktikum schlagen.
Ich hatte mir vor dem Praktikum vorgenommen, meine Fertigkeiten in der Blutentnahme weiter zu verbessern und war dafür auf der richtigen Station gelandet. Jeden Morgen um 7.30 Uhr stand ein ganzes Tablett mit Blutentnahmen für uns bereit. Damit konnte ich fast den ganzen Vormittag füllen, vor allem wenn man in der Blutentnahme noch sehr ungeübt war. Nach dieser ging ich dann oft in das Arztzimmer, um zu schauen, ob ich da einen Blick auf die ärztlichen Tätigkeiten erhaschen konnte. Leider waren die Orthopäden häufig gestresst und hatten keine Zeit, mir das Schema eines Arztbriefes zu erklären. Einmal nahm sich tatsächlich ein Arzt Zeit und zeigte mir, wie die Textbausteine eingefügt werden und wie ich mit dem Computerprogramm umgehen kann. Danach durfte ich mich auch an einen Arztbrief wagen und versuchen, diesen zu schreiben. Das machte mir sehr viel Spaß, da ich bis dahin in meinem Studium noch keinen Kontakt mit dem Schreiben von Arztbriefen hatte.
Meistens hatte ich jedoch in dieser Zeit Leerlauf und beschäftigte mich selbstständig mit den orthopädischen Krankheitsbildern. Da wir eine feste Einteilung hatten, wer wann in die OP-Säle geht, wer in der Ambulanz ist und wer auf Station konnte ich auch nicht einfach auf andere Stationen gehen, um mir etwas zu suchen. Als ich jedoch in der Ambulanz eingeteilt war, erging es mir ähnlich. Es gab keine sehr akuten Fälle und ich langweilte mich auch hier sehr. Leider war für uns nicht vorgesehen, in den Schockraum mitzugehen. Das hätte vielleicht bei einer so großen Uniklinik Spaß gemacht und ich hätte noch mal interessantere Fälle gesehen. In den OP- Sälen war jedoch immer was los und ich durfte mit an den Tisch. Natürlich wurde uns dabei einiges erklärt, doch die größte Zeit wurde geschwiegen oder die Orthopäden führten private Unterhaltungen. Wir waren hier oft einfach die klassischen „Hakenhalter“ und hatten ansonsten nicht so viel zu tun.
Ich nutzte auch einen Tag, um mit dem Wirbelsäulenspezialist mitzugehen und mir seine Sprechstunde anzuschauen. Dabei konnte ich jedoch auch nicht viel selbst mitanpacken, sondern sah oft, wie unter einer lokalen Betäubung vor Ort Schmerzmittel gespritzt wurden. Natürlich war das anfangs sehr interessant, jedoch hatte ich nach dem dritten Patienten dann auch vieles gesehen und langweilte mich.
Da die Organisation so chaotisch war, fiel der Unterricht häufig nachmittags aus. Der Chefarzt gab sich jedoch große Mühe, uns diesen zu organisieren. Man braucht jedoch für die Lehre auch die Motivation zu unterrichten. Die meisten Oberärzte hatten jedoch oft nicht sonderlich viel Lust, diesen Raum für uns freizuhalten, weshalb der Unterricht ausfiel.
Ein paar Mal hatten wir jedoch Unterricht, indem uns einmal die unterschiedlichen Nägel aus der Orthopädie gezeigt wurden und ihr Nutzen erklärt wurde. Ein Arzt interessierte sich vor allem für den Kindesmissbrauch und an welchen Verletzungen Du diesen erkennen kannst, weshalb er uns dazu etwas erzählte, und der Chefarzt brachte OP-Sets mit, um mit uns das Bohren und Hämmern von Nägeln zu üben. Wenn der Unterricht stattfand, war er sehr gut gestaltet und fesselte mich. Ich hätte mir auch deshalb gewünscht, dass einige Ärzte sich diese Zeit genommen hätten, auch wenn das manchmal in der Klinik schwierig zu planen ist.
Fazit
Insgesamt war das Orthopädie-Praktikum tatsächlich nicht mein Fall und durch die schlechte Organisation fiel es mir auch schwer, eine Begeisterung dafür zu entwickeln.
Autorin: Saher Dilshad