Das Blockpraktikum in der Neurologie ist eines der vielen Pflichtpraktika an unserer Universität und stand bei mir im siebten Semester an.
Es dauert insgesamt 4 Wochen an. Neurologie ist ein Fach, vor dem ich immer sehr großen Respekt gehabt habe. Dies war vor allem der Situation geschuldet, dass ich im neurologischen vorklinischen Semester immense Probleme hatte und sehr stark an mir und meine Studienwahl zweifelte. Ich weiß tatsächlich bis heute nicht, wie ich diese Prüfung bestehen konnte, aber irgendwie habe ich es geschafft und ich kam in der Vorklinik mit einem blauen Auge davon.
Aus diesem Grund hielt sich meine Begeisterung in Grenzen, da ich mich nach dieser Erfahrung nie dazu motivieren konnte, mein neurologisches Wissen aufzufrischen. Nichtsdestotrotz versuchte ich unvoreingenommen in den Block zu gehen und der Neurologie eine zweite Chance zu geben. Das Praktikum absolvierte ich am Lehrkrankenhaus in Herdecke, das eine sehr große neurologische Abteilung hat. Zu meiner Zeit hatte der Chefarzt der Neurologie vor Kurzem diesen Posten übernommen und war sehr motiviert, uns 13 Studenten dies näher zu bringen.
Der Tag begann für uns immer um 8:30 Uhr und dieses Mal ging es nicht direkt auf die Stationen, sondern wir hatten einen eigenen Seminarraum, in dem dann der Unterricht stattfand. Morgens hielt der für uns zuständige Oberarzt immer seine Seminare, die vor allem die Neuroanatomie umfassten. Diese Seminare waren aufeinander aufbauend und in den drei Wochen, die er uns unterrichtete, hatte ich das Gefühl, sehr viel zu lernen. Er war didaktisch enorm gut und schaffte es auch, komplexere Themen herunterzubrechen und für uns verständlicher zu machen. In der Neurologie kannst Du Dich nicht direkt in die praktische Arbeit stürzen, da die Anatomie die Basis dafür bildet. Ohne diesen würdest Du auf den Stationen die Erkrankungen der Patienten nicht verstehen, hättest dann keinen Lerneffekt und würdest heillos untergehen. Die Anatomie wird also vorausgesetzt, damit man mitarbeiten kann. Ab 10 Uhr ging es dann immer in Zweiergruppen auf Station. Dies war so, damit wir am Ende nicht alle auf einer Station landen und dann nicht davon profitieren.
Die Ärzte der Stationen wussten, dass wir vorbeikommen und hatten vom Oberarzt und Chefarzt die Aufgabe, dass sie uns jeden Tag einen interessanten Patienten raussuchen, den wir dann komplett aufnehmen sollten. Dies konnte einen gut eine Stunde oder auch zwei beschäftigen und am Anfang fiel es mir noch schwer, die richtige Struktur zu finden. Die Neurologie ist sehr komplex und jeder Test hat seine Wichtigkeit. Dabei ist es von enormer Bedeutung, diese Tests genau auszuführen und auf jede kleine Bewegung des Patienten zu achten. Jedes Abweichen von der Norm sagt etwas über das geschädigte Areal im Gehirn aus.
Nach dem Untersuchen sollten wir den zuständigen Arzt aufsuchen (wir fanden ihn meistens im Arztzimmer) und ihm den Patienten strukturiert vorstellen. Bei manchen Stationen sollten wir vor dieser Besprechung einen neurologischen Befund schreiben und diesen auch bei der Vorstellung vorlesen, damit der Arzt schauen konnte, ob uns auch dieser gelungen ist. Nach der strukturierten Vorstellung – in die ich mit der Zeit immer besser reinkam – bekamen wir ein konstruktives Feedback, um uns noch weiter steigern zu können. Hier hatten wir auch Zeit, uns dann die CT-Bilder mit dem Arzt gemeinsam anzuschauen. Das sensibilisiert Dich bei den Tests und Untersuchungen genauer zu werden, um diese von vornherein zu erkennen.
Um 12:30 Uhr ging es dann in die Röntgen-Besprechung, wo wir dann die Neuaufnahmen des Tages besprachen und der Radiologe bei manchen Bildern erklärte, was man erkannte. Nach dieser Besprechung hatten wir eine Mittagspause zum Essen. Es ging dann um 14 Uhr weiter mit verschiedenen Seminaren, die die klassischen Krankheitsbilder wie das Schädel-Hirn-Trauma, Schlaganfälle, Multiple Sklerose und so weiter zusammenfassten. Diese fanden von wechselnden Oberärzten statt, wobei dieser Plan schon von Anfang an feststand. Um 16 Uhr hatten wir noch einmal eine kurze Lerneinheit mit dem für uns zuständigen Oberarzt und um 17 Uhr endete dann der Tag. Falls es noch irgendetwas Interessantes auf der Station gab, hatten wir natürlich die Möglichkeit, im Anschluss noch einmal auf diese zu gehen und uns weiter zu beschäftigen. Tatsächlich war ich jedoch meistens nach diesem sehr anstrengenden Tag sehr fertig und freute mich auf den restlichen Tag zuhause, weshalb ich dieses Angebot nicht nutzte.
Ich musste ziemlich viel nacharbeiten, da mir in der Blockzeit meine Lücken bewusster wurden und ich endlich die Motivation bekam, diese zu schließen. Das Blockpraktikum hat enorm viel Spaß gemacht und war eine unheimliche Bereicherung. Ich habe sehr viel gelernt, sehr gute Lernunterlagen erstellen können und habe auch meine Angst vor der Neurologie verloren. Alles in allem war das also ein sehr gelungenes Praktikum für mich, von dem ich sehr profitiert habe.
Autorin: Saher Dilshad