Zu den allgemeinen Abschluss-Blöcken im neunten Semester der Universität Witten/Herdecke gehört unter anderem der zweite Block in der Inneren Medizin. Dieser sollte 4 Wochen an einer Lehrklinik der Universität absolviert werden (oder auf Anfrage beim Studiendekanat im Ausland) und beinhaltet zum Abschluss eine mündlich-praktische Prüfung (den OSLER).
Der erste Block im klinischen Abschnitt wird in der Regel im fünften Semester absolviert und ist mit 6 Wochen der längste Block im Studium. Dieser ist auch in der Inneren Medizin vorgesehen und sollte eigentlich einen Einstieg in die Klinik ermöglichen. Da dieser coronabedingt für meinen Jahrgang ins Wasser fiel, freute ich mich umso mehr auf den jetzigen, um meine Erkenntnisse in der Inneren Medizin aufzufrischen.
Da ich in ein sehr großes Klinikum kam, waren die spezifischen Fachbereiche der Inneren Medizin bereits bei der Blockwahl aufgeschlüsselt worden. Ich wurde für die vier Wochen dem gastroenterologischen Bereich zugeteilt.
Mein Blocktag begann um 7.30 Uhr auf Station mit der Tafelvisite. Diese fand mit den Oberärzten der Station, den Assistenzärzten und gelegentlich der Pflege statt. Dabei wurde kurz jeder einzelne Patient durchgesprochen und den Oberärzten vorgestellt. Wichtig war es hierbei, auf die heute anstehenden Untersuchungen des Patienten einzugehen. Im Anschluss an der Patientenbesprechung entschieden dann die beiden Oberärzte, welcher von ihnen diesen Patienten aus oberärztlicher Sicht mitbetreuen würde. Das wurde dann mit dem Kürzel an der Patiententafel vermerkt, damit alle Bescheid wissen, an wen sie sich bei Fragen oder Anmerkungen zum Patienten wenden können. Außerdem besprachen die Assistenzärzte, wer diesen Patienten mitbetreuen möchte. Meistens war das der Assistenzarzt, der den Patienten vorgestellt hatte und sich somit auch schon in seine Krankengeschichte eingearbeitet hatte. Diese Besprechung dauerte in der Regel eine halbe Stunde, denn danach ging es für alle zur Morgenbesprechung mit dem Chefarzt in den Besprechungsraum.
Bei der Morgenbesprechung wurde jede einzelne Station durchgesprochen. Dabei ging es vor allem um die Zu- und Abgänge für den Tag. Es war wichtig zu erwähnen, in welchem Zustand die Patienten entlassen wurden und welche Diagnostik für die Zugänge geplant war. Danach wurde der Tagesplan der Endoskopie vorgestellt, wobei gerade bei diesem nochmals die stationären Patienten hervorgehoben wurden. Falls beispielsweise ein Patient rektales Bluten über die Nacht entwickelt hatte, kann keine Koloskopie gemacht werden, weshalb nun hier die Möglichkeit bestand, diese abzusagen.
Zum Schluss machte der Chef noch wichtige Ankündigungen zu Themen, die ihm aufgefallen sind. Es war sehr erstaunlich zu sehen, wie viele Diskussionen der Chef über wichtige Themen zulässt, um auf eine Lösung zu kommen, die allen Beteiligten zusagt. Nach der Morgenbesprechung ging es wieder zurück auf die Station.
Ich fing dann immer mit den Blutentnahmen an, welche in diesem Fachbereich vor allem morgens immer ziemlich viele waren. Meistens kam ich damit nicht ganz durch, bis die Visite anfing, weshalb ich dann erst mal bei der Visite mitlief und die Blutentnahmen parallel in den jeweiligen Zimmern erledigte. Die Visite in der inneren Medizin ist der eigentliche Schwerpunkt in diesem Fachbereich. Während die chirurgischen Fächer möglichst schnell von einem Zimmer in das andere huschen, nehmen sich hier die Assistenzärzte immens viel Zeit. Es ist nicht unüblich, dass eine Visite vier Stunden in Anspruch nimmt, da alles sehr ausführlich mit dem Patienten besprochen wird, um ihn zu beruhigen und auch für sich selbst ein Gefühl für die akute und subakute Symptomatik des Patienten zu bekommen.
Anschließend setzte ich mich an den Computer und machte ein paar Visiteneinträge. Nach der Visite blieb noch Zeit, sich in die Neuaufnahmen einzuarbeiten. Ich beschäftigte mich im Computer mit eventuell früheren Krankenhausaufenthalten, um zu wissen, wieso der Patient nun elektiv einbestellt wurde. Ab 10/11 Uhr kamen dann die ersten Neuaufnahmen auf die Station, die ich dann selbstständig aufnehmen durfte. Dabei führte ich zunächst eine ausführliche Anamnese mit dem Patienten durch und schloss mit einer körperlichen Untersuchung ab. Hierbei wurde sehr viel Wert daraufgelegt, alle wichtigen Felder abzudecken und den Patienten komplett körperlich zu untersuchen. Das heißt, dass von mir erwartet wurde, dass ich die Lunge, das Herz und auch das Abdomen vollständig untersuche und diese Befunde dann im Bogen und später dann im Computer eintrage. Ich hatte dann auch immer die Möglichkeit, meinen Patienten mit den Stationsärzten nachzubesprechen und hier dementsprechend Feedback zu bekommen. Dafür nahmen sich viele Ärzte Zeit, was für mich natürlich ein sehr großer Vorteil war, um darin richtig fit zu werden.
Im Anschluss ging es kurz zu einer zügigen Mittagspause und danach um 13 Uhr zur Röntgenbesprechung. In dieser wurden alle CT/ MRT bzw. Röntgenuntersuchungen für den Tag mit einem Radiologen gemeinsam besprochen. Der Radiologe stellte dabei die Befunde aller Stationen vor, nicht nur von meiner Station. In dieser Besprechung war auch oft der Chefarzt anwesend, welcher dann im Anschluss einen kurzen Zwischenstand aller Stationen hören wollte und auch erneut wichtige Ankündigungen für den Tag machte.
Nach der Besprechung ging ich dann mit den anderen Studierenden zum Unterricht, wobei dieser für alle Fachbereiche der Inneren Medizin gemeinsam angeboten wurde. Wir waren ca. 10 Studierende, die aus den Bereichen Pneumologie, Nephrologie, Kardiologie und Gastroenterologie zusammenkamen. Dementsprechend war der Unterricht nicht spezifisch für einen Fachbereich gedacht, sondern sollte uns einen allgemeinen Überblick über die gesamte Innere Medizin verschaffen. Der Unterricht ging in der Regel bis 16 Uhr und damit endete letztendlich mein Blocktag.
Fazit
Dieser Block war zwar sehr anstrengend, jedoch auch einer der lehrreichsten, die ich bis jetzt hatte. Der Unterricht fand immer sehr zuverlässig statt und ich habe viel aus ihm mitnehmen können. Die Assistenzärzte auf der Station waren stets bemüht, mir etwas beizubringen und bezogen mich sehr viel in den Stationsalltag mit ein. Das war sehr bereichernd und hat mir einen guten Überblick über die Innere Medizin verschafft. Ich kann diesen Block absolut weitermpfehlen!
Autorin: Saher Dilshad