Im März war es wieder so weit. Für viele Muslime in Deutschland begann der Fastenmonat, auch Ramadan genannt. Auch ich faste in dieser Zeit und habe in den letzten Jahren erprobt, wie Du dies am besten mit dem Studium kombinieren kannst bzw. wie Du Deinen Kommilitonen, der fastet, gut unterstützen kannst. In diesem Bericht möchte ich Dir von meinen Erfahrungen diesbezüglich erzählen und hoffe, dass sie Dir helfen.
Fasten in der Lernphase
Das Fasten fast aller Muslime beginnt vor dem Morgengebet, also vor der ersten Morgendämmerung und endet bei Sonnenuntergang. Das kann – je nach vorherrschender Jahreszeit – ganz schön lang sein. Dabei sollen die Muslime auf jegliches Essen und Trinken verzichten. Wenn Du mitten in einer Klausurenphase steckst, kann das herausfordernd sein.
In der Lernzeit würde ich Dir jedoch immer empfehlen, morgens früh mit dem Lernen zu beginnen. Wenn Du fastest, lege Dich am besten nicht nochmal ins Bett und schlafe eine Runde, sondern beschäftige Dich lieber mit Deinem Lernplan. Du hast nämlich kurz vorher etwas gegessen und getrunken, weshalb Du den Hunger anfangs nicht verspürst und Dich besser konzentrieren kannst. Es gibt in diversen Berichten Tipps, welche Mahlzeit lange sättigt. Setze Dich vorher damit auseinander, denn dann hast Du auch mehr von dem Tag und kannst Dich länger auf dein Thema konzentrieren.
Es fühlt sich vielleicht im ersten Moment etwas komisch an, schon um 4 Uhr morgens an den Schreibtisch zu sitzen, doch nach jahrelanger Erfahrung kann ich Dir nur bestätigen, dass Du hier am effektivsten Lernen wirst.
Verabrede Dich auch mit Deiner Lerngruppe früh, damit der Austausch mit dieser nicht an Dir vorbeizieht und Du Dich aktiv an der Unterhaltung beteiligen kannst. In den ersten Tagen ist es unheimlich schwer seinen Körper an diese Ernährungsumstellung anzupassen, deshalb nimm Dir dafür ruhig etwas Zeit. Ich lege mich oft zur Mittagszeit etwas hin und versuche noch einmal ein paar Stunden zu schlafen. Danach würde ich Dir empfehlen, auf Deinen Körper zu hören. Schaffst Du es Dich nochmal an den Schreibtisch zu setzen? Wenn nicht, dann verschiebe dies und gehe gerne eine Runde spazieren, um Deinen Kreislauf zu aktivieren.
Nach dem Fastenbrechen (gerade im Winter) kannst Du Dich noch mal an den Schreibtisch setzen und einiges nachholen bzw. neu lernen. Die Zeitspanne davor würde ich eher nutzen, um Altes zu wiederholen, da das etwas einfacher für den Kopf ist, als wenn Du mit einem neuen Thema einsteigst. Gehe jedoch nicht allzu spät ins Bett, damit Du morgens effektiver lernen kannst und nicht völlig schläfrig bist.
Fasten und Blockpraktika
Manchmal fiel bei mir die Fastenzeit in die Blockpraktika. Auch dafür habe ich einige Tipps parat. Da die Blocktage meistens sehr früh beginnen, war das morgige Essen kein allzu großes Problem. Ich konnte danach einfach in den Blocktag starten, da ich zu den Kliniken auch eine entsprechende Anreise hatte. Wenn Du – wie im Block – feste Zeiten hast, ist es einfacher sich an diese zu halten, als wenn Du Dich disziplinieren musst und selbstständig an den Schreibtisch setzt. Mir fiel deshalb der Einstieg in den Fastenmonat während eines Blockpraktikums leichter als in der Lernzeit. Während den ganzen Vormittag war ich oft so vertieft in meiner Arbeit, sodass ich auch überhaupt keinen Durst verspürte. Schwierig wurde es in dieser Zeit in der Mittagspause. Ich würde mir trotz des Fastens die Mittagspause nehmen, da Du ansonsten weiter in den Klinikalltag eingebunden wirst und somit überhaupt keine Pause bekommst. Du kannst die Zeit zum Erholen nutzen und zum tief durchatmen. Jeder, der in der Klinik gearbeitet hat, weiß, dass das bei uns im Beruf oft zu kurz kommt.
In der Klinik findet der Blockunterricht oft nachmittags statt. Das ist eine besondere Herausforderung, wenn Du schon von dem ganzen Tag geschlaucht bist. Eine optimale Lösung habe ich dafür auch nicht gefunden. Versuche trotzdem die wichtigsten Punkte mitzuschreiben und frage den Lehrenden, ob er die Folien zur Verfügung stellt. Dann kannst Du – gerade im Hinblick auf die Klausuren – einiges später nachholen. Ich habe mich oft nach dem Kliniktag kurz hingelegt, um mich davon zu erholen und schneller als Du schauen kannst, ist die Zeit auch vorbei.
Wenn Du in der ganzen Fastenzeit jedoch merkst, dass Du zu überladen bist und nicht hinterherkommst oder Dein Kreislauf oft unter dieser Anstrengung nachgibt, dann solltest Du Dir gut überlegen ob Du mit dem Fasten weitermachen möchtest. Du kannst die Tage auch zu einer etwas ruhigeren Zeit nachholen – schließlich ist der Sinn und Zweck des Fastens nicht, dass Du darunter zusammenbrichst.
Beim fasten unterstützen
Du fastest selbst nicht, jedoch einer Deiner Kommilitonen? Ich würde Dir empfehlen dies frühzeitig anzusprechen, falls dies Deinen Alltag beeinflusst. Wenn deshalb die Lerngruppe umgestellt werden muss (bezüglich der Zeit), wäre es gut, dies früh geklärt zu haben, damit es keine bösen Überraschungen für beide Seiten gibt. Und ein weiterer kleiner Tipp meinerseits: Deinem Kommilitonen ist bewusst, dass er nicht trinken darf. Das brauchst Du nicht zu erwähnen :-)
Autorin: Saher Dilshad