Die Vorlesung Gesundheitsökonomie – Teil 1

Ein weiteres wichtiges Fach im klinischen Ausbildungsabschnitt ist das Fach Gesundheitsökonomie. Dabei ist dieses bei uns an der Universität in verschiedenen Veranstaltungen gesplittet. Insgesamt werden 4 Vorlesungen angeboten, die mit jeweils einer Leistung enden. Davon müssen mindestens 2 und dürfen maximal 3 besucht werden. In zwei Vorlesungen wird direkt im Anschluss eine Multiple-Choice-Prüfung geschrieben, während die anderen zwei Vorlesungen eine Hausarbeit verlangen.

Jetzt fragst Du Dich bestimmt, wenn nur zwei besucht werden müssen, wieso sollte ich dann freiwillig drei besuchen? Ganz so einfach ist es leider nicht. Die Punktzahl, die man in den jeweiligen Prüfungsleistungen bekommt, werden zusammenaddiert und Du brauchst mindestens 33 Punkte zum Bestehen des Faches und somit zum erfolgreichen Abschluss dieses Scheines. Jede Prüfung ist gleichwertig und Du kannst bei diesen maximal 20 Punkte erreichen.

In diesem Bericht möchte ich Dir von der ersten Vorlesung, die ich in diesem Fach besuchte, erzählen.

Die Vorlesung fand an einem Tag statt und dauerte insgesamt vier Stunden mit einigen Pausen dazwischen. Das Thema dieser war „evidenzbasierte Gesundheitsforschung“. Im ersten Moment konnte ich mir darunter nicht viel vorstellen und dachte, dass das eher ein sehr trockenes Thema wird. Tatsächlich fand ich es jedoch sehr spannend.

Im ersten Punkt wurde uns eine Definition der Evidenzbasierten Medizin vorgestellt, danach ging es um praktischere Fragestellungen. Zunächst wurde uns gezeigt, aus welchen Gruppen sich die evidenzbasierte Medizin zusammensetzt (Arzt, Patient und dem Studienwissen). Dann wurde der Punkt Studienwissen näher erläutert. Welche Möglichkeiten gibt es für uns, um eine gute Studie zu erkennen und wie baut man solch eine Studie überhaupt auf? In diesem Zuge wurde uns die Evidenzpyramide aufgezeigt, die mir teilweise im Gedächtnis verblieben ist. Diese Pyramide zeigte, dass zum Beispiel eine reine Laborstudie eher weniger Evidenz aufzeigt als eine Kohortenstudie. Dies ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass in Laborstudien keine Menschen rekrutiert werden, während dies bei Kohortenstudien anders ist. Natürlich müssen jedoch zunächst alle Studien zu einem Thema gesammelt werden, um diese anschließend auswerten zu können und sich eine Meinung bilden zu können. Um das zu machen, bietet sich ein systematischer Review an. Dieser soll nämlich die relevanten Studien identifizieren, dabei ihre Qualität bewerten und dann die Ergebnisse nach wissenschaftlichen Methoden zusammenfassen. Danach kann dann der Arzt einfacher eine Entscheidung für seine Behandlung fällen.

Nach dem Aufarbeiten dieser Themen folgte eine kurze Pause, danach ging es weiter und die Evidenzmedizin auf Systemebene wurde näher betrachtet.

In diesem Abschnitt ging es nicht mehr als Arzt darum, eine Entscheidung zu fällen, sondern vielmehr um die Leitlinien, mit denen wir zusammenarbeiten. Die Entstehung dieser wurde uns aufgezeigt, welche Gruppen aus unterschiedlichen Interessensfeldern daran mitwirken und auch wie viel Arbeit hinter einer Leitlinie stecken kann. Ich kann sagen, dass ich danach ein wenig das Gefühl hatte, dass mein Kopf raucht, da es so viele Eindrücke und Neuinformationen auf einmal waren. Am Ende wurde mir jedoch klar, wieso viele Leitlinien enorm viel Zeit beanspruchen, bis sie aktualisiert werden. Der Prozess, bis eine Leitlinie steht, ist einfach sehr lang. Das ist eines der größten Herausforderungen im deutschen Gesundheitssystem.

Ich hatte vor der Veranstaltung etwas Glück, da ich meine Doktorarbeit begonnen hatte und in dieser eine klinische Studie mitbetreute. Dadurch waren mir einige Sachen geläufig, die ansonsten vor allem im ersten Teil der Vorlesung sehr verwirrend gewesen wären. Der zweite Teil war auch für mich neu, jedoch sehr spannend. Ich besuchte die Veranstaltung spät in meinem klinischen Abschnitt – nämlich erst im achten Semester. Dementsprechend war mir zum Beispiel das Problem mit der Aktualität der Leitlinien bekannt, jedoch nur aus der Sicht eines Arztes. Es war mir also vorher nicht klar gewesen, wie viel Arbeit tatsächlich in jeder einzelnen Leitlinie steckt.

Nach dieser Vorlesung hatten wir knapp eine Stunde Zeit, um uns noch einmal die Vorlesungsfolien durchzuschauen und Fragen zu stellen. Danach folgte die Klausur, die 20 Fragen beinhaltete und innerhalb von 45 Minuten zu lösen war. Das Konzept, direkt nach einer Vorlesung eine Klausur zu schreiben, war neu für mich und ich hatte anfangs viele Bedenken, wie ich diese denn gut bestehen könne, wenn die Vorbereitungszeit so gering war. Da mich jedoch die Vorlesung so gefesselt hatte, war dies letzten Endes kein großes Problem und die Fragen erschienen mir nicht allzu kompliziert, weshalb ich mit einem guten Gefühl rausging.

Fazit

Alles in allem hat sich diese Vorlesung auf jeden Fall gelohnt, denn ich habe dadurch auch einen Einblick in das wissenschaftlich strukturierte Arbeiten bekommen, was ansonsten im Studium sehr kurz kommt, jedoch auch über das Studium hinaus relevant sein kann.

Autorin: Saher Dilshad