Endlich war es so weit. Nach der langen Vorbereitungsphase stand nun meine letzte schriftliche Prüfung vor dem Hammerexamen an: die Prüfung in der Inneren Medizin. Für diese Prüfung hatten wir 60 Minuten Zeit und die Prüfung umfasste 40 Fragen. Die wichtigste Frage, die sich die meisten schon während der Vorbereitung gestellt hatten, war, wo die Bestehensgrenze lag. Dies war nämlich die zweite Multiple Choice Prüfung, die so viele Fragen beinhaltete. In der Regel sind die Multiple Choice Klausuren 20 Fragen lang. Da man für jede Klausur 60 % zum Bestehen braucht, sind dies in diesem Fall 24 richtig beantwortete Fragen.
Die Klausur war enorm schwer und beinhaltete Fragen aus unterschiedlichen Fachbereichen der Inneren Medizin. Dies ist nicht verwunderlich, denn aktuell gibt es 9 Fachärzte für die Innere Medizin, die sich auf unterschiedliche Organe/Körpersysteme spezialisieren. All diese Bereiche haben auch bei der Prüfungsgestaltung mitzureden, weshalb die Fragen teilweise sehr spezialisiert auf ihre jeweiligen Bereiche waren.
Ich war im Blockpraktikum in der Gastroenterologie und hatte mich somit primär mit dem Verdauungssystem und dessen Erkrankungen beschäftigt – dafür hielt sich vor allem mein praktisches Wissen in der Kardiologie (Herz) in Grenzen. In der Prüfung soll jedoch alles abgefragt werden, weshalb diese Fragen für mich sehr viel schwieriger waren als für die Studierenden, die in der Praxis in diesem Bereich ihre Erfahrungen sammeln durften. Dafür hatte ich einen enormen Vorteil bei den Fragen, die aus der Gastroenterologie stammten.
Leider hatten wir vor der Prüfung kein Repetitorium, weshalb wir bei der Vorbereitung keine Eingrenzungen bekommen hatten. Schon in der Vorbereitung merkte ich, dass ich leider etwas zu spät begonnen hatte, um alles zufriedenstellend abdecken zu können. Ich hatte mich am Ende dann doch sehr stark mit den Altfragen beschäftigt, was sich jedoch in der Klausur auszahlte. Natürlich waren einige neue Fragen dabei, die auch nicht ganz eindeutig waren und Du konntest diese nur beantworten, wenn Du mit viel Glück in der Vorbereitung darüber gestolpert warst. Wie zum Beispiel die Frage, welcher Langzeitblutdruck pathologisch ist. Ich hatte mich in der Vorbereitung mit der Blutdrucktabelle der WHO beschäftigt, doch diese bezieht sich nur auf den initialen Blutdruck und nicht auf den 24-Stunden Blutdruck. Da weichen die Zahlen etwas ab und da die Antwortmöglichkeiten so nah beieinanderlagen, konntest Du hier auch nicht so leicht per Ausschlussverfahren auf die richtige Antwort kommen.
Schon während der Klausur merkte ich, dass ich mir in vielen Fragen unsicher war, ob ich diese auch wirklich richtig beantwortet habe. Beim Zusammenzählen am Ende kam ich auf 22 Fragen, die ich sicher als richtig beantwortet markieren konnte. In der Klausur ging ich dann noch mal alle unsicheren Fragen durch und wägte zwischen den Antwortmöglichkeiten ab, welche mir logischer erschienen und von welchen ich dachte, die man wahrscheinlich hören wollte. Sehr oft ist es nämlich leider so, dass die Theorie sich von der Praxis unterscheidet. Manche Antworten klingen zwar in der Theorie optimal, können aber in den Kliniken aufgrund des Personalmangels oder anderweitigen Problemen nicht umgesetzt werden, weshalb die Antwort hier anders ausfallen würde. Es ist somit enorm wichtig, zumindest für die Klausuren die Theorie zu kennen. Doch für die Praxis ist es wichtig zu wissen, wie man in dieser Situation dem Patienten unter Berücksichtigung aller Umstände das Bestmögliche bieten kann.
Nach der Klausur verglichen wir unsere Antworten untereinander und verwirrten uns damit noch mehr. Hier also ein kleiner Tipp für Dich: Bespreche gerne Deine Antworten mit Deinen Kommilitonen, aber es macht keinen Sinn, sich da reinzusteigern und ein noch schlechteres Gefühl zu bekommen. Bedenke, dass Du wahrscheinlich mehrere Fragen nicht besprichst, sondern nur die, bei denen Du Dir unsicher gewesen bist. Damit kannst Du immer noch bestanden haben, gerade wenn die Klausur 40 Fragen beinhaltet.
Ich dachte dann nämlich, dass ich die Klausur nicht bestanden habe und wahrscheinlich noch einmal schreiben muss. Drei Stunden später kamen jedoch die vorläufigen Ergebnisse raus und das gesamte Semester hatte bestanden. Also hatte ich mir mehr Sorgen gemacht, als am Ende tatsächlich nötig waren.
Nach der Klausur fand noch eine kleine Verabschiedung seitens der Universität für uns statt. Ich muss sagen, dass ich dann doch schon etwas wehmütig wurde, dass meine Studienzeit sich langsam dem Ende neigt. Zumal ich nicht fassen konnte, dass nun alle Klausuren geschafft sind und das Examen nun bald vor der Tür steht.
Autorin: Saher Dilshad