Wenn Du Dich im klinischen Abschnitt Deines Studiums befindest, wirst Du immer häufiger das Wort „Doktorarbeit“ aufschnappen. Einige Deiner Kommilitonen arbeiten vielleicht schon an einer, andere sind auf der Suche und einige Dozenten werden in ihren Vorlesungen zum Schluss eines ihrer Projekte vorstellen und für einen Doktoranden werben. Da stellst Du Dir bestimmt ein paar Fragen: Wieso solltest Du überhaupt eine Doktorarbeit machen? Wann ist der richtige Zeitpunkt dafür und wie finde ich die perfekte Arbeit für mich?
In diesem Bericht möchte ich auf einige dieser Fragen eingehen und aus meiner Erfahrung berichten.
In der Coronapandemie war es gar nicht so einfach, eine geeignete Doktorarbeit zu finden. Viele Professoren hatten ihre Projekte auf ein Minimum heruntergefahren bzw. starteten keine neuen mehr. Ich wollte jedoch unbedingt eine in meinem klinischen Abschnitt neben dem Studium machen, da ich im Moment etwas Zeit erübrigen konnte. Ich habe viele Ärzte kennengelernt, die eigentlich in ihrer Assistenzarztzeit eine Dissertation verfassen wollten, das jedoch aufgrund der wenigen Zeit nicht geschafft hatten, sodass sie letzten endlich ohne Doktortitel verblieben. Das fand ich persönlich sehr schade und ich machte mir Gedanken, wie mein Zeitplan aussehen könnte. Dabei fiel mir auf, dass sich die Doktorarbeit vor allem während des Studiums anbietet, denn später hat man wirklich wenig Zeit – was den vielen Diensten und der Familienplanung geschuldet ist.
Im nächsten Schritt solltest Du Dich mit der richtigen Promotion für Dich auseinandersetzen. Dabei wirst Du merken, dass an sehr vielen Stellen geforscht wird und die Doktorarbeiten sich sehr unterscheiden. Mache Dir also Gedanken, ob Du ins Labor oder vielleicht doch am Patienten arbeiten willst. Willst Du lieber ein Teil eines größeren Projektes sein oder hast Du schon genauere Vorstellung für ein interessantes Thema und möchtest Dein eigenes Projekt starten. Wie sieht es mit den unterschiedlichen Fachabteilungen aus? Hast Du schon ein Fach, was Du eventuell später machen möchtest? Dann bietet es sich an, Deine Doktorarbeit in diesem zu machen. Formuliere diese Fragen am besten für Dich aus und überlege Dir gut, was Dich letzten Endes fesseln würde.
Nun geht es schon in den aktiven Prozess: Promotionen werden sehr selten ausgeschrieben. Wenn Du also eine Idee/ein Thema hast oder Du weißt, welche Fachabteilung die richtige für Dich ist, dann suche Dir die richtigen Ansprechpartner dafür raus. Dafür kannst Du das Internet nutzen und alle Kliniken in Deiner Nähe anschauen. Manchmal lernt man auch durch die Blöcke einige Chefärzte kennen – diese kannst Du natürlich auch direkt ansprechen.
Ich würde mir hierbei die Arbeiten der jeweiligen Professoren anschauen, damit Du eine ungefähre Vorstellung davon bekommst, was der jeweilige Professor für Projekte unterstützt bzw. an welche er selbst arbeitet. Ich habe dann angefangen, diese Professoren entweder über das Sekretariat oder direkt per Mail anzuschreiben. In meiner Mail stellte ich mich kurz vor, wieso ich eine Doktorarbeit gerade in diesem Fach machen möchte, und fragte nach im Moment laufenden Projekten oder ob neue Projekte geplant waren. Wichtig ist es hierbei auch einen ungefähren Zeitraum anzugeben, ab wann Du die Doktorarbeit machen möchtest. Damit kann dann der Professor mehr anfangen und Dir weiterhelfen. Viele Studenten nehmen sich auch ein Semester Zeit für die Promotion, wenn das auch bei Dir der Fall ist, solltest Du das erwähnen. Leider hatte ich an vielen Stellen kein Glück, da inmitten der Coronapandemie wenig neue Projekte anstanden.
Wenn Du jedoch lieber ins Labor willst, dann schau Dich am besten in der Infektiologie/Immunologie oder in der Humangenetik um. Dafür würde ich auch auf der Uni-Webseite schauen und die jeweiligen Lehrstuhlinhaber anschreiben.
Du solltest in jedem Fall in Deiner ersten Mail um ein persönliches Treffen bitten! Ich habe sehr viele Studenten/Ärzte kennengelernt, die ihre erste Doktorarbeit nicht fertigstellen konnten, da die Zusammenarbeit zwischen Doktorvater und Student katastrophal verlief. Es ist wichtig, dass Dein Doktorvater Interesse an der Fortführung Deines Projektes hat und sich Zeit für Dich nimmt. Natürlich sind viele Professoren enorm in ihre Verpflichtungen eingebunden und darauf musst auch Du Rücksicht nehmen, aber bei dringenden Fragen sollte Dein Doktorvater für Dich erreichbar sein, damit die Arbeit nicht in den Sand verläuft. Das löst bei Dir nur Frust auf und meistens kriegt man sich nicht dazu überredet, ein neues Projekt zu suchen und noch mal von vorn anzufangen.
Wenn dann das erste Treffen stattfindet, solltest Du Dir diesen Punkt rot anstreichen und diese Forderung in jedem Falle stellen. Du wirst merken, ob die Chemie zwischen euch beiden stimmt und ob Dein Doktorvater auch so motiviert ist wie Du. Es schadet auch nicht, sich ein wenig bei anderen Doktoranden des Doktorvaters umzuhören. Wenn Dir diese sagen, dass die Erreichbarkeit schwierig ist und Du oft auf Dich allein gestellt bist, solltest Du Dir nochmal überlegen, ob Du die Promotion wirklich hier machen möchtest oder Dich doch nicht nochmal umsehen. Wenn diese Dir aber den guten Eindruck des Doktorvaters bestätigen und Dir auch versichern können, dass die Projekte bei ihm auch fertiggestellt werden, dann steht Deiner Promotion nichts mehr im Wege und Du kannst durchstarten.
Natürlich kannst Du Dich auch gegen eine Doktorarbeit entscheiden, doch Du solltest wissen, dass Du Dich dadurch etwas einschränkst und vielleicht nicht so leicht in die Forschung gelangst. Wenn Du noch nie wissenschaftlich gearbeitet hast (so wie ich), bietet sich auch eine Doktorarbeit an, da Du das hier lernen kannst und dabei auch noch eine Anleitung in Form einer „Doktormutter/Doktorvater“ bekommst. Nutze also die Chance vor allem als Student, damit Dir später das Publizieren einfacher fällt! Wer weiß, vielleicht kommst Du auf den Geschmack und spielst auch irgendwann mit dem Gedanken zu habilitieren.
Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Erfolg bei Deiner Suche und Deiner Promotion.
Autorin: Saher Dilshad