Die Ethik-Klausur

Die Ethik-Klausur gestaltete sich völlig anders als die Klausuren, die ich bisher geschrieben hatte. Wir hatten vor der Klausur immer wieder Unterricht zur Ethik in der Medizin und den Gesetzen der Medizin jedoch ging es bei dieser Klausur nicht um diese Vorlesungen.

Am Tag der Klausur verschickte die Sekretärin des Lehrstuhlinhabers eine Rundmail an alle Teilnehmenden. In dieser Rundmail befand sich im Anhang ein medizinethischer Text und zu diesem dazugehörigen Fragen. Insgesamt hatten wir 4 Stunden Zeit diese Fragen zu beantworten und dann unsere Antworten an das Sekretariat zurückzuschicken. Der Text behandelt das Thema „Patientenwohl als ethischen Maßstab im Krankenhaus“ und beleuchtete dieses aus verschiedenen Perspektiven.

Die ersten Fragen bezogen sich sehr genau auf den vorliegenden Text und waren somit reine Reproduktionsfragen. Wenn man den Text aufmerksam lass, konnte man diese sehr einfach beantworten. In diesem Moment frage ich mich jedoch, wie denn die Bewertung der Klausur aussehen würde, wenn es bei reinen Reproduktionsfragen bleiben wurde. Dies ist nicht unheimlich schwer und da wir im Freitext antworten sollten, würden alle Teilnehmer die wichtigsten Punkte wohl auch erwähnen. Doch die letzte Frage bezog sich dann spezifisch auf unsere persönliche Meinung, nämlich wie unser Lösungsvorschlag für den ärztlichen Berufsethos und der Berufswirklichkeit aussehen würde. Für diese Frage nahm ich mir deshalb mehr Zeit und versuchte sie so ausführlich wie möglich zu beantworten. Ich wollte meinen Standpunkt klar machen, diesen aus der bis dahin gesammelten Praxis belegen aber auch den Gegenstandpunkt verdeutlichen damit ich alles einmal beleuchtet hatte.

Am Anfang der Klausur dachte ich, dass die 4 Stunden immens viel Zeit sind und ich bestimmt früher fertig werde, doch bei dieser letzten Frage merkte ich schnell, dass die Zeit doch etwas knapp wurde. Nachdem ich dann die Frage zu meiner Zufriedenheit beantwortet hatte, schickte ich meine Klausur zurück an das Sekretariat und bekam die Bestätigung, dass diese fristgerecht eingereicht wurde.

Die Benotung der Klausur nahm dann jedoch viel Zeit in Anspruch (insgesamt über drei Monate!). Nach mehrmaligen Nachfragen konnte ich dann jedoch diesen Leistungsschein für die 2. Ärztliche Prüfung als abgehakt ansehen.

Die Klausur an sich hatte mir sehr viel Spaß gemacht, da ich mich schon in der Schulzeit sehr für das Fach Ethik interessiert habe und schon immer Spaß am Diskutieren von schwierigen Themen hatte. Die Klausur erinnerte mich auch etwas an meine Schulzeit und die Klausuren aus dem Fach Ethik. Beim Bearbeiten merkte ich, dass mir dieses Konzept in den letzten Jahren sehr gefehlt hatte. Die Multiple-Choice-Klausuren fragen oft nur auswendig gelerntes Wissen ab und man muss den eigenen Verstand nicht wirklich bemühen und nachdenken, um bei hochkomplexen Themen, die keine eindeutige Lösung haben auf eine annehmbare Lösung zu kommen. In dieser Klausur war das jedoch anders, man musste sich anstrengen und einen Transfer aus dem Gelerntem und den eigenen praktischen Erfahrungen leisten. Das machte mir sehr viel Spaß und letzten Endes fiel auch die Benotung gut aus.

Autorin: Saher Dilshad