Der Progress-Test ist ein von der Charité in Berlin entwickeltes Online-Testverfahren für Studierende der Humanmedizin, um ihre Entwicklung vom medizinischen Wissen über die Jahre verfolgen zu können. Er besteht aus insgesamt 200 Fragen, die vom Niveau her dem zweiten Staatsexamen ähneln. Jeder Student – unabhängig davon, in welchem Semester Du Dich im Moment befindest – bekommt den gleichen Bogen mit denselben Fragen. Insgesamt hast Du 3 Stunden Zeit, diese Fragen zu beantworten. Obwohl der Test online stattfindet, kannst Du diesen nicht pausieren und später weiterbearbeiten, sondern die Zeit läuft ab Beginn des Tests kontinuierlich ab.
An unserer Universität sind die Progress-Tests verpflichtend. In 10 Semestern müssen 9 Progress-Tests abgelegt werden. Das heißt im Umkehrschluss, dass Du einen Freischuss hast, wenn Du in Regelstudienzeit fertig studieren möchtest. Diesen Freischuss solltest Du Dir auf jeden Fall lange genug aufbewahren! Der Test findet nämlich immer zu Beginn des Semesters statt und Du wirst nur für einen bestimmten Zeitraum freigeschaltet. Gerade zu Beginn des Semesters muss man sich erstmal sortieren und sich um sehr vieles gleichzeitig kümmern, sodass dieser schnell in Vergessenheit geraten kann – also am besten im Kalender rot anstreichen!
Der Test an sich wird nicht benotet oder im Studium gewertet. Nichtsdestotrotz solltest Du die Möglichkeit wahrnehmen, Dich selbst abzufragen, um zu sehen, wie nachhaltig Du überhaupt lernst. Die Fragen kommen aus unterschiedlichen Fachbereichen der Medizin und beinhalten sowohl die vorklinischen als auch die klinischen Fächer. Dies kannst Du manchmal an den Fragen erkennen, manchmal aber auch nicht. Ich persönlich fand es immer sehr schwer, mich 3 Stunden am Stück zu konzentrieren. Deshalb habe ich mir oft zwischendurch eine Pause genommen, damit ich mich dann wieder fokussiert an die Fragen setzen konnte. Keine Sorge, die Zeit ist in jedem Fall ausreichend und Du musst Dich nicht hetzen, um alle Fragen beantworten zu können. Bei jeder Frage gibt es mindestens 3 Antwortmöglichkeiten und maximal 8, davon ist immer nur eine Antwort richtig. Anders als Du das wahrscheinlich von den Multiple-Choice-Klausuren aus der Universität kennst, kannst Du hier die Antwort, die Du für richtig erachtest, unterteilen in „Ich bin mir sicher/ Ich halte die Antwort für wahrscheinlich/ Ich habe geraten“. Dies ist wichtig zu beachten, da die Fragen, die Du geraten hast, nicht in die Punkteverteilung mitgezählt werden. Weiter werden bei der Auswertung die sicheren Fragen und wahrscheinlichen Fragen aufgetrennt, damit Du einen Überblick bekommst, wie viel Du sicher beantworten konntest und wie viel Du als wahrscheinlich beantwortet hast und damit richtig lagst.
Nach der Prüfung bekommst Du sofort ein persönliches Ergebnis mitgeteilt, in welchem verschiedene Diagramme zu sehen sind. Auf der ersten Seite siehst Du in einem Kurvendiagramm Deine Entwicklung über die gesamten Semester hinweg und ob Du unter dem allgemeinen Schnitt, im mittleren Bereich oder oberen Bereich aller Teilnehmer liegst. Danach wirst Du – bei der endgültigen Ergebnismitteilung – mit Deinem Fachsemester verglichen und wie gut Du im Vergleich zu Deinen Kommilitonen abgeschnitten hast. Auf der zweiten Seite kann dann eingesehen werden, in welchen Fachbereichen/Organsystemen Deine individuellen Stärken lagen. Wenn Du Dir das noch genauer anschauen möchtest, kannst Du auch einsehen, wie viele Fragen der bestimmte Fachbereich hatte, wie viele Du davon beantwortet hast und wie viele richtig waren. Dies kann auch in weiteren Diagrammen mit Deinen letzten Semestern verglichen werden (im Kurvendiagramm dargestellt). Oft ist es so, dass Du enorm viel Wissen von den Fächern hast, die Du zuletzt im Studium bearbeitet hast. Da sind die meisten Informationen noch sehr frisch, weshalb Du diese leicht auf den Progress-Test übertragen kannst.
Erstaunlich ist auch, dass Du im ersten Semester meistens schon bei den Fragen Schwierigkeiten haben wirst, diese zu verstehen. Im zweiten Semester musst Du wahrscheinlich etwas länger darüber nachdenken, aber Du verstehst zumindest langsam, worauf die Fragen hinauswollen. Jetzt in den letzten Semestern hatte ich oft das Gefühl, die Fragen sofort zu verstehen und nicht mehr darüber nachdenken zu müssen, was damit gemeint ist. Das ist auch schon ein enormer Fortschritt, den Du an Dir selbst erkennen kannst. Wenn Du jedes Semester den Progress-Test auch wirklich ernsthaft machst, dann siehst Du auch, wie gut Deine persönliche Kurve sich entwickelt. Natürlich kann und darf es auch Semester geben, wo Du eher wieder mehr Wissenslücken hast als einen Zuwachs. Das spiegelt sich dann auch hier wider. Das sollte jedoch kein Grund zur Besorgnis sein, sondern vielmehr einen Ansporn sein, noch etwas mehr zu machen. Der Progress-Test ist nämlich der einzige Test im Studium, der so detailliert aufschlüsselt, wo Du noch Lücken hast und in welchem Bereich Du schon gut aufgestellt bist. Nutze also diese Selbstkontrolle und versuche Dich jedes Semester zu steigern!
Autorin: Saher Dilshad