Im Medizinstudium lernt man primär unglaublich viel theoretisches Wissen und durch die Blockpraktika auch noch die innerklinische Versorgung besser kennen. Doch wer von uns hat sich denn nicht schon einmal Gedanken darüber gemacht, wie man im akuten Notfall ohne das ganze Equipment aus der Klinik zurechtkommen würde? Denkst Du an Deinen eigenen Familien- und Bekanntenkreis, dann läuft es Dir sicher kalt den Rücken runter. Das Schlimme an solch einer Situation ist vor allem, wenn Du weißt, welche Erkrankung der Patient hat und Du ihm trotzdem nicht helfen kannst. Gut, dass während des Studiums auch ein Notfallmedizinkurs für Studenten angeboten wird. Gerade dieser soll Dir helfen, präklinische Notfälle zu erkennen, so weit wie möglich zu behandeln und den Patienten dann zur weiteren Versorgung in die Klinik zu bringen.
Da ich leider zum regulären Kurs kurzfristig ausfiel, musste ich mir diesen selbst organisieren. Nach mehrmaligem Hin- und Her telefonieren konnte ich dann meine Kursdaten festlegen. Hierbei handelte es sich dann jedoch nicht um den regulären Kurs, sondern um den Notfallärztekongress, den die Assistenzärzte, die diese Qualifikation anstreben, ablegen müssen. Dementsprechend war das Niveau des Kurses natürlich etwas anderes als bei einem Studentenkurs. Trotzdem konnte ich auch als Student sehr gut folgen.
Der Kurs begann mit einigen Online-Vorlesungsreihen an einem Freitagnachmittag. Am Samstag ging es dann endlich in die praktische Vorbereitung. Hierbei wurde uns noch einmal die richtige Maskenbeatmung gezeigt und jeder durfte diese einmal an einer Puppe üben. Bei diesen Übungen war immer ein Kursleiter anwesend, welcher draufschaute und bei Schwierigkeiten half, damit wir im Notfall auch richtig reagieren und nicht an der Benutzung des Equipments scheitern.
Parallel dazu wurden mit uns die Basics der Reanimation durchgesprochen.
Die nächsten Tage folgten am Vormittag immer einige Fallbeispiele der Kursleiter und erfahrenen Notfallmedizinern. Diese sollten einen selbst dazu animieren, nachzudenken und die richtigen Entscheidungen in schwierigen Situationen zu treffen. Meistens waren diese so fesselnd, dass wir wirklich an den Lippen der Kursleiter hingen und überhaupt nicht merkten, wie schnell die Zeit verging. Danach hatten wir eine etwas längere Mittagspause und es ging am Nachmittag weiter mit der nächsten Vorlesungsreihe. So gestaltete sich die gesamte Woche.
In den Vorlesungsreihen wurden dabei unterschiedliche wichtige Notfälle aus verschiedenen Fachbereichen besprochen. Dazu gehörten unter anderem neurologische, pädiatrische und internistische Notfälle. Auch der Umgang mit Ihnen und das Vorgehen bei einem solchen Notfall wurden sehr detailliert dargestellt. Wichtig war hierbei immer der rote Faden für alle Notfälle, nämlich das cABCDE- Schema aus der Notfallmedizin. Dieses sollte uns helfen, die Notfälle strukturiert anzugehen und im Eifer des Gefechtes nichts Wichtiges zu vergessen. In den Praktika lernten wir an den Puppen das Reanimieren, die richtige Intubation (mit unterschiedlichem Equipment) und an einem echten Tier (Schweinehaut) auch noch das Legen einer Thoraxdrainage.
Einige Male wurden auch Rettungseinsätze in kleinen Gruppen mit Schauspielern simuliert und hinterher nachbesprochen. Das sollte einem nochmal helfen das gelernte anzuwenden und dann aber auch zu merken, wo noch Lücken sind, die man auffüllen muss.
Die Prüfung
Am Donnerstag stand für uns Studenten die Prüfung an. In dieser kamen wir als Notfallmediziner zu einem simulierten Patientenfall, in welchem der Patient (Puppe) reanimiert werden musste. Ich übernahm die Aufgabe der Teamleaderin und hatte noch 2 „Helfer“. Als Teamleaderin ging ich an den Kopf und überprüfte erst mal den Puls und die Atmung. Nachdem diese nicht feststellbar waren, gab ich das Kommando zur Einleitung der Reanimation. Der erste Helfer begann mit dem Drücken des Thorax und zählte in 10er Schritten laut mit, während der andere Helfer ein EKG anschloss und den Defibrillator bereit machte. Ich kümmerte mich um die Atemwegssicherung und schob einen Tubus in den Mund des Patienten. Danach gingen wir in das Reanimationsschema über und fingen an, in 10er Schritten zu beatmen und durchzudrücken (bis 200, um dann den Patienten zu schocken bei einem defibrillierbaren EKG-Bild). Die Medikamente, die für einen Reanimation relevant sind, wurden aufgezogen und auf Kommando des Teamleiters in den jeweiligen Zyklen verabreicht. Irgendwann endete die Simulation und das EKG zeigte wieder eine normale Herzfunktion an.
Die Prüfung an sich machte mir sehr viel Spaß und lehrte mich auch in akuten Stresssituationen die Ruhe zu bewahren und strukturiert das vorgegebene Schema durchzugehen. Außerdem hatte ich nach der Prüfung das Gefühl, dass ich im Notfall weiß, wie ich reagieren muss, falls ich einen Passanten so auffinden sollte. Dies war auch das eigentliche Ziel des Kurses gewesen und ich kann guten Gewissens sagen, dass dieses erreicht wurde.
Fazit
Die Woche war insgesamt sehr lehrreich und machte mir viel Spaß. Jeder, der Notfallmedizin machen möchte, sollte auf jeden Fall versuchen, so viel wie möglich aus der Woche mitzunehmen, denn ich hatte das Gefühl, dass das Ziel gut vorbereitet auf die Straße zu gehen hierbei erreicht werden kann.
Autorin: Saher Dilshad