Neben dem Reha-Schein gibt es den Schein für Naturheilkundeverfahren, den die Studierenden unabhängig von ihrem Studienverlauf absolvieren müssen. Dieser schließt mit einem Kolloquium in Form von einem Vortrag ab. Bei diesem Vortrag musste ich ein Referat über ein naturheilkundliches Thema halten. Das Thema konnte ich jedoch frei wählen. Jedoch teilte ich, bevor ich mich an die Ausarbeitung machte, dieses meinem Dozenten mit, damit ich erst mal das Okay bekam und mich dann an die Arbeit setzen konnte.
Musik als Therapieform
Ich war am Anfang ziemlich ratlos, wie ich diese Aufgabe angehen sollte und welches Thema sich gut eignet und auch mich interessiert. Nach langem Überlegen entschied ich mich für das Thema „Musiktherapie bei depressiven Patienten“. Das Thema interessierte mich vor allem deshalb, da ich kurz vorher meinen Block in der Psychiatrie gemacht und dort die Musiktherapie näher kennengelernt hatte. In dieser Klinik war sie ein fester Bestandteil des Klinikaufenthaltes und ich fragte mich, wie viel sie bei Depressionen tatsächlich half.
Doch damit alle auf demselben Stand über dieses Thema waren, fing ich mit einer allgemeinen Einleitung an. Hier definierte ich den Begriff „Depression“ ausführlicher und ging dabei auf die Symptome ein, die klar im ICD-10 für diese Erkrankung klassifiziert sind. Um die Relevanz des Themas zu verdeutlichen, folgte die Epidemiologie, wobei ich mich auf Deutschland bezog. Du hast es vielleicht auch durch die Coronapandemie bemerkt – die Inzidenz im Leben an Depressionen zu erkranken ist immer weiter zunehmend.
Da ich die Musiktherapie aus der Klinik kannte, wusste ich, wie eine Sitzung ablief. Dies ist jedoch keine Selbstverständlichkeit und jede Klinik hat seine eigene Herangehensweise für diese Therapie. Es gibt beispielsweise Gruppensitzungen oder auch Einzelsitzungen. Außerdem gibt es so viele unterschiedliche Musikinstrumente – wobei sich einige besser für die Therapie eignen und andere wiederum nicht. Im zweiten Punkt meiner Präsentation erklärte ich also, was Musiktherapie überhaupt ist, welchen Zweck sie verfolgt und welche Instrumente (meistens) zur Verfügung stehen. Ich ging auch auf die Methodik näher ein, damit die Zuhörer die Rahmenbedingungen der Musiktherapie kennen und sich besser etwas darunter vorstellen können.
Aktive und rezeptive Musiktherapie
Hier kann man beispielsweise zwischen aktiver und rezeptiver Musiktherapie unterscheiden. Bei der aktiven Form versuchen die Patienten ihrer Gefühle aktiv auf non-verbaler Ebene auszudrücken. Das heißt, sie improvisieren mit den ihnen zur Verfügung stehenden Instrumenten. Der Therapeut hat hierbei die Aufgabe mitzuspielen und nimmt dabei eine unterstützende oder provokative Funktion ein. Bei der rezeptiven Form werden gemeinsam schon fertige Musikstücke angehört und dadurch bedeutsame Erinnerungen geweckt. Nach dem Anhören kann der Patient seine Erinnerungen und die Gefühle, die ihn dabei begleitet haben, mit dem Therapeuten teilen. Dadurch findet ein Verarbeitungsprozess statt. In der Klinik lernte ich vor allem die aktive Form kennen, weshalb es für mich interessant war zu sehen, dass es in der Musiktherapie auch andere Herangehensweisen gibt.
Die Mused-Studie – Musik zur Heilung von Depressionen
Im nächsten Punkt kam ich dann meinem eigentlichen Thema etwas näher: „Wie kann man die Musiktherapie bei Depressionen umsetzen und welche Ansätze gibt es dafür?“ Hierbei führte ich einige Studien an, wie die Mused-Studie. Diese hat die Wirksamkeit der Musiktherapie bei depressiven Frauen evaluiert und veröffentlicht. Die Studienergebnisse waren, als ich den Vortrag hielt, noch ausstehend.
Die Ergebnisse der meisten Studien waren jedoch sehr unterschiedlich, weshalb kein eindeutiger Nutzen der Musiktherapie auf Depressionen abgeleitet werden konnte. In einer großen Metaanalyse fasste man deshalb zusammen, dass die Musiktherapie zwar keinen negativen Effekt auf die Patienten hat, jedoch auch keinen eindeutig positiven. Ich schloss meinen Vortrag mit den praktischen Beispielen ab und zeigte den Zuhörern auf, in welchen Krankenhäusern die Musiktherapie ein fester Bestandteil des Therapiekonzeptes ist und wie diese dort aussieht.
Nach dem Vortrag wurden mir vom Dozenten noch einige Fragen gestellt und er benotete diesen im Anschluss. Da ich vorher keine genauen Rahmenbedingungen bekommen hatte, waren die Fragen teilweise sehr schwierig und hatten nicht unbedingt etwas mit dem Thema zu tun. Beispielsweise wurde ich nach dem p-Wert der Metaanalyse gefragt, da ich nur die Ergebnisse zusammengefasst hatte. Natürlich war das Heraussuchen von diesem kein Problem, da ich jedoch bis dorthin kaum wissenschaftlich gearbeitet hatte, verstand ich nicht genau die Relevanz von diesem und der Dozent zog mir dafür Punkte ab. Die Benotung an sich war auch sehr undurchsichtig, da wir alle überhaupt nicht wussten, welcher Maßstab angelegt wurde und auf was der Dozent bei den einzelnen Vorträgen geachtet hatte. Letzten Endes war ich jedoch einfach froh, den Schein nach einigem Aufwand als erledigt sehen zu können. Die Note wurde dann mit dem Reha-Bericht zusammengerechnet und erscheint als eine gemeinsame Note auf dem Zeugnis.
Im Anschluss konnte ich dann den anderen Studierenden bei ihren Vorträgen zuhören, die auch sehr spannend waren. Insgesamt waren wir 4 Studierende und jeder Vortrag nahm in etwa 10-15 Minuten Zeit in Anspruch. Danach stellte der Dozent circa 10 Minuten Fragen und man hatte es geschafft.
Autorin: Saher Dilshad