Um unterschiedliche Lerntypen zu unterstützen, gibt es auch unterschiedliche Lernangebote. Für den auditiven Lerner eignet sich zum Beispiel ein Podcast zum Thema sehr gut. Auch ich habe mich an die Podcast-Reihe unserer Universität in meinem schwierigsten vorklinischen Semester – dem Neuro-Semester – ran gewagt und das Angebot primär zum Reflektieren meiner Lernunterlagen genutzt.
In diesem Bericht möchte ich euch die Vorteile, die ich daraus gezogen habe, aber auch die Grenzen eines Podcasts aufzeigen.
Im Neuro- Semester ist mir das Lernen nach meinen altbewährten Strukturen besonders schwergefallen. Das menschliche Gehirn ist extrem komplex und die Nervenbahnen führen immer in bestimmte Areale des Gehirns, die man genau lokalisieren können und auch auswendig lernen muss. Wenn man sich noch nie damit beschäftigt hat, ist das ziemlich viel Input auf einmal und man versteht im POL-System (s. anderen Bericht) nicht, wo man aufhören sollte und ab wo ein neuer Themenblock beginnt. Meine Aufzeichnungen halfen mir zwar, die Themen etwas zu strukturieren, aber nicht in dem Maße, wie ich erhofft und benötigt hatte. Um alle Themen miteinander kombinieren zu können, eignete sich der Neuro- Podcast der Universität hervorragend. Er verbindet die alten POL-Fälle, die man idealerweise schon gelernt hat, mit den neuen Themen. In jedem Podcast wurden noch mal alle relevanten Strukturen für den POL-Fall erläutert, miteinander verknüpft und erklärt, wieso sie für mich relevant sind. Auch durch Schäden resultierende Erkrankungen in diesen Arealen wie beispielsweise der Morbus Parkinson wurden näher beleuchtet.
Ein immenser Vorteil der Podcasts war für mich das Verknüpfen der Themen und das Herunterbrechen auf die Basics bei komplexeren Lernzielen. Ein weiterer Vorteil, den ich aber viel später bemerkt habe, war das richtige Nutzen der Lernzeit. Die Podcast-Reihe kannst Du Dir bequem auf das Handy laden und bei längeren Auto- oder Bahnfahrten anhören. Damit nutzt man seine Zeit effektiv und lernt auch noch etwas dazu. Außerdem frisst ein Podcast nicht so viel Zeit wie das Aufschreiben aller wichtigen Themeninhalte, was auch für das Lernen mit diesem spricht. Mir hat es auch geholfen, kurz vor dem MEQ (s. anderen Bericht) die Reihe noch mal anzuhören, um mein Gedächtnis aufzufrischen und dabei nicht ein weiteres Mal alle Unterlagen durchgehen zu müssen.
In unserer Lerngruppe war der Podcast auch sehr beliebt, weshalb wir bei komplexeren Themen durchaus den zugehörigen Podcast nachbesprochen haben und uns dementsprechend Aufzeichnungen zu diesem gemacht haben.
Wenn Du jedoch Themen in der Tiefe lernen willst, ist der Neuro-Podcast nicht so gut geeignet, da die Themen manchmal nur oberflächlich angeschnitten worden sind, um den Rahmen nicht zu sprengen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es durchaus andere Podcasts gibt, bei denen dies nicht der Fall ist. Andererseits war mir persönlich auch wichtig, dass der Podcast nicht allzu viel Zeit in Anspruch nimmt, da ich sonst sehr schnell den Faden verliere und noch mal von Neuem anfangen muss. Wenn Du jedoch nur mit diesem Lernen möchtest, ist das meines Erachtens zu wenig und Du müsste Dich nach einer anderen Reihe umschauen.
Ein weiterer Nachteil beim Lernen mit diesem System ist, dass ein Podcast zwar pausiert werden kann, aber man kann ihn eigentlich nicht mittendrin beginnen beziehungsweise wenn man ihn längere Zeit nicht gehört hat, wieder anknüpfen. Es ist schon wichtig, den Podcast am Stück anzuhören, um ihn tatsächlich zu verstehen und am Ende nicht völlig verwirrt zu sein. Bei dieser Podcast-Reihe gab es auch nicht die Möglichkeit an eine bestimmte Stelle zu springen, damit man sich noch mal nur das Relevante für einen selbst wie beispielsweise die daraus resultierende Erkrankungen anhören kann. Andererseits war jeder Podcast im Schnitt nicht länger als 25 Minuten, weshalb es sich eventuell in diesem Fall und in diesem Themenbereich nicht anbietet, manches auszusparen. In anderen Podcast-Reihen ist dies anders und es besteht die Möglichkeit, an eine bestimmte Stelle in den Podcast zu springen und nur diese anzuhören. Diese Möglichkeit habe ich jedoch vor allem beim nochmaligen Anhören sehr vermisst.
Nicht desto trotz ist der Podcast eine gute Möglichkeit, in kurzer Zeit Gelerntes zu wiederholen oder sich zu Anfang des Themas einen groben Überblick zu verschaffen. Gerade in diesem kniffligen Semester war der Podcast eine große Hilfe und hat mir sehr viel gebracht. Da ich gerne auditiv lerne und vieles unterbewusst speichere, was mir erzählt wird, habe ich sehr vom Podcast profitieren können. Doch mir waren die Grenzen dieser Reihe durchaus bewusst, weshalb ich den Podcast nur für das oberflächliche Wissen genutzt habe, jedoch eher weniger für die Vorbereitung auf den MEQ.
Wer noch beim Suchen seines Lerntyps ist, kann diese Möglichkeit nutzen, um herauszufinden, ob Podcast für einen selbst etwas sind. Es gibt nämlich mittlerweile einige Angebote in dieser Richtung wie beispielsweise von Amboss oder wenn man es gerne allgemeiner hat und aus einer anderen Sichtweise dann vom Springer Verlag.
Autorin: Saher Dilshad