Der Modellstudiengang im Medizinstudium

Als Studieninteressent stehen viele Entscheidungen an. Welcher Studienstandort passt zu mir, wie bewerbe ich mich, Regelstudiengang oder Modellstudiengang? Doch was steckt eigentlich hinter dem Begriff „Modellstudiengang“, der an einigen Universitäten wie der Charité in Berlin oder der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf angeboten wird?

Im Allgemeinen wird im Modellstudiengang versucht, mittels der Verbindung von bewährten Konzepten und innovativen Lern- und Lehrformaten eine zeitgemäße Medizinausbildung anzubieten, die den Studierenden schon früh praxisbezogene und klinische Fertigkeiten vermittelt. Meist schließt dies ein, dass das fächerbezogene Lernen durch fächerübergreifendes, organspezifisches Lernen ersetzt wird und bereits ab dem Studienbeginn die ersten Untersuchungskurse und Patientenpraktika stattfinden.

Modellstudiengang in Düsseldorf

Der Modellstudiengang basierend auf dem Düsseldorfer Curriculum Medizin und wird an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf angeboten, um die Studierenden der Medizin auf die sich stetig verändernden Anforderungen an die zukünftigen Ärzte vorzubereiten. So erfolgte die Umstellung im Wintersemester 2013/2014, um den gesellschaftlichen Entwicklungen und der weiter voranschreitenden Digitalisierung gerecht zu werden.

Aufbau Studienabschnitte

Der Modellstudiengang in Düsseldorf wird im Allgemeinen in die Studienabschnitte Q1-3 unterteilt, wobei Q1 die Studienjahre 1-3, Q2 die Jahre 4-5 und Q3 das 6. Studienjahr, also das Praktische Jahr, umfasst. Die ärztlichen Prüfungen finden jeweils nach den Studienabschnitten statt, wobei hier die 1. ärztliche Zwischenprüfung eine Sonderrolle einnimmt, da sie als formal äquivalent zum „Physikum“ angesehen wird, aber strukturell anders aufgebaut ist und erst nach 6 Semestern absolviert wird und nicht wie im Regelstudiengang bereits nach 4 Semestern. Der zweite und dritte Abschnitt der ärztlichen Prüfung wird hingegen wie im Regelstudiengang bundesweit einheitlich absolviert.

Q1

Um dem Anspruch an den zukünftigen Arztberuf zu entsprechen und von Beginn der Ausbildung an auf komplexe, den gesamten Organismus betreffende Krankheitsbilder vorzubereiten, werden die Inhalte kompetenzorientiert, fächerübergreifend und praxisorientiert vermittelt. Konkret bedeutet dies, dass pro Semester zwei Themen- bzw. Studienblöcke zu absolvieren sind, die sich spezifisch auf ein Organsystem oder eine Thematik beziehen. In diesen Themenblöcken wird dann fächerübergreifend und klinisch orientiert das Wissen vermittelt. Beispielhaft zu nennen ist der Themenblock 6 „Blut, Herz und Kreislauf“, in dem passend zum Thema Inhalte der Biochemie und Physiologie, der mikro- und makroskopischen Anatomie in Bezug auf Herz und Gefäße und der medizinischen Soziologie in Bezug auf Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems verbunden werden. Zudem findet passend zu den Themenblöcken bereits ab dem ersten Semester der sogenannte „Famulaturreifekurs“ statt, der an die klinisch-praktischen Untersuchungstechniken des besprochenen Organsystems heranführen soll, wie zum Beispiel die Auskultation des Herzens und die Blutdruckmessung im Themenblock 6. Besonders hervorzuheben ist außerdem die frühe Vernetzung von vorklinischem Wissen mit klinischen Krankheitsbildern, sodass meist in jedem der Fächer im Verlauf des Themenblocks klinische Vorlesungen von Ärzten des Uniklinikums angeboten werden, die die klinische Relevanz der gelehrten naturwissenschaftlichen Grundlagen unterstreichen und so das Lernen um einiges erleichtern.

Am Ende jedes Themenblockes findet eine Blockabschlussklausur statt, die aus Fragen aus jedem der jeweiligen Fächer aufgebaut ist.

Q2

Ist die „Vorklinik“ einmal überstanden, wird auch im weiterführenden Studienabschnitt Q2 das Konzept der fächerübergreifenden Lehre inklusive der Themen- bzw. Studienblöcke fortgeführt. So werden beispielsweise die Fächer Allgemeinmedizin oder Innere Medizin thematisch passend auf die Themen- und Studienblöcke aufgeteilt. Zudem gibt es in Düsseldorf deutschlandweit einmalig das Lern- und Lehrformat „Lernen an Behandlungsanlässen“, das eine Liste von 123 von der Fakultät definierte Anlässe einer ärztlichen Konsultation beinhaltet. Im Laufe des Studiums sollen so alle Studierenden mindestens 65 reale Patientenfälle anhand der Behandlungsanlässe eigenständig auf Station oder in der Ambulanz bearbeiten. Die Erhebung bzw. Durchführung von interdisziplinären Anamnesen und körperlichen Untersuchungen an Patienten soll die Studierenden auf den Berufsalltag vorbereiten.

Q3

Das Praktische Jahr ist auch in Düsseldorf genauso aufgebaut wie im Regelstudiengang: Zu den beiden Pflichtfächern Innere Medizin und Chirurgie kommt ein individuelles Wahlfach hinzu. Auch die anschließende dritte ärztliche Prüfung wird bundesweit einheitlich gestellt und stellt den Abschluss des Medizinstudiums dar.

Wahlfächer

Besonders hervorzuheben ist zudem die Möglichkeit, ab dem zweiten Studienjahr interessenbezogene Schwerpunkte mit individuell wählbaren Fächern zu setzen. Ab dem dritten Semester ist der Mittwoch für die Wahlfächer reserviert, von denen man pro Semester zwei aus einem breit gefächertem Wahlcurriculum auswählen kann. Von klinisch oder wissenschaftlich bis gesellschaftswissenschaftlich ausgelegten Fächern wird im Wahlcurriculum fast jedes Interesse abgedeckt. Zudem darf ein bestimmter Anteil der Wahlfächer auch aus dem „nicht-medizinischen Bereich“ sein, sodass auch eine Sprache oder beispielsweise ein wirtschaftswissenschaftliches Fach belegt werden kann.

Fazit

Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus kann ich sagen, dass das Konzept der organspezifischen, fächerübergreifenden Lehre für mich gut funktioniert und vor allem die klinischen Bezüge bereits in der Vorklinik einen motivierenden Ausblick geben und das doch oft mühsame Erlernen der naturwissenschaftlichen Grundlagen etwas angenehmer gestalten. Außerdem ist besonders die Freiheit und der Raum, eigene Interessenschwerpunkte mittels der Wahlfächer zu setzen, für mich persönlich ein großer Pluspunkt für den Modellstudiengang in Düsseldorf gewesen, da es die doch oft sehr verschulten Strukturen des Medizinstudiums etwas auflockert.

Autorin: Viktoria Kloke