Um in der Klinik richtig durchstarten zu können, ist es wichtig, bestimmte Untersuchungstechniken zu beherrschen. Denn durch die richtige körperliche Untersuchung eines Patienten kriegst Du schon viel über seine Erkrankung raus, ohne diesen durch die manchmal unnötige Diagnostik zu schicken.
Der Untersuchungskurs (kurz: U-Kurs) für den Fachbereich Innere Medizin findet an meiner Uni im zweiten Semester einmal pro Woche statt. Dieser ist für alle Studenten verpflichtend und dauert pro Sitzung in der Regel 2 Stunden. Hierbei kommen alle Studenten zu Anfang der Stunde zusammen und ein Kliniker erklärt, welches Organ in dieser Woche behandelt wird. Meistens wird noch einmal die Theorie angerissen, damit alle Studenten auf einem Stand sind und auch ihr theoretisches Wissen mit der Klinik verknüpfen können. Außerdem werden Untersuchungstechniken, die in der Klinik relevant sind, erklärt und an einem Simulationspatienten (in der Regel ein Student) vorgemacht. Danach geht Ihr in Kleingruppen von etwa 6 Studierenden zusammen. Diese Gruppe wird nicht jede Woche durchgemischt, sondern bleibt bis zum Ende des Semesters dieselbe. In dieser Kleingruppe kommen dann sogenannte Co-Tutoren dazu. Ein Co-Tutor sind Studierende aus dem höheren Semester, die den Untersuchungskurs schon hatten und den im Anschluss anknüpfenden OSCE bestanden haben.
In diesen Kleingruppen kannst Du dann anhand eines von der Universität zur Verfügung gestellten U-Kurs-Skript einen Untersuchungsablauf strukturiert lernen. Im Inneren U-Kurs ist es dabei wirklich wichtig, die Untersuchungen immer wieder zu durchzuführen, damit Du sie irgendwann gut kannst. Dabei läuft eine Untersuchung in der Regel wie folgt ab:
- Inspektion: Der Patient wird erst mal angeschaut. Er wird gebeten, sich vollständig zu entkleiden, um das Hautbild beurteilen zu können. Dabei kann hier schon auf spezifische Hautzeichen, die für ein bestimmtes erkranktes Organ sprechen würden, geachtet werden. Wie beispielsweise das Hautzeichen „spider naevi“ – eine arterielle Gefäßerweiterung, die für eine Lebererkrankung spricht.
- Palpation (abtasten): Nun kann der Patient angefasst werden. Es können beispielsweise einige Pulse getastet werden – für das Organ Herz werden die Karotiden am Hals und die Arteria radialis am Handgelenk getastet. Bei oberflächlichen Organen wie die Schilddrüse am Hals können auch deren Silhouetten palpiert werden.
- Perkussion (beklopfen): Das Beklopfen der Organe kann sehr aufschlussreich sein und schon viel aussagen. Ein Beispiel hierbei wäre der Bauchraum – in der Fachsprache Abdomen genannt. Dieser wird in 4 Quadranten eingeteilt. Danach wird jeder Quadrant beklopft. Dabei legst Du zwei Finger auf den Bauch und klopfst auf die beiden Fingermittel- bzw. Fingerendgelenke. Durch den Klopfschall kann dann beurteilt werden, ob sich Luft oder Wasser in der Bauchgegend befindet.
- Auskultation (abhören): Nun kann endlich das Stethoskop in die Hand genommen werden. Damit kannst Du die inneren Organe abhören und schon auf Unstimmigkeiten achten. Beispielsweise beim Herzen hörst Du auf beide Herztöne und ob Du Herzgeräusche hörts, die pathologisch wären. Dies erfordert jedoch viel Übung und natürlich auch ein gutes Gehör. Da heißt es wieder üben, üben, üben,
- Tests: Als letztes können noch optional bei einigen Organen spezifische Test überprüft werden. Bei der Leber gibt es zum Beispiel den „shifting dulness“ zum Überprüfen, ob der Patient eine Aszites, also Wasser im Bauch hat oder nicht.
Nach diesen Punkten endet die Untersuchung. Durch das Abarbeiten der Punkte bist Du auch strukturiert vorgegangen und hast im Idealfall nichts Wichtiges vergessen. Im Untersuchungskurs wird dieser Ablauf immer wieder erprobt. Es ist wichtig, spezifische Untersuchungstechniken wie die Perkussion und die Auskultation eines Organes immer wieder zu üben, denn nur so lernst Du diese richtig durchzuführen.
Ich persönlich habe mich anfangs mit dem Perkutieren sehr schwergetan, da das etwas völlig Neues für mich war. Desto öfter ich es jedoch geübt habe, desto besser ist es auch geworden. Das Erlernen der Untersuchungstechniken ist wichtig für die Klinik, aber im ersten Moment für die praktisch-mündliche Prüfung, die am Ende des Semesters stattfinden wird – dem OSCE (näheres im Bericht POL). Außerdem helfen simple Untersuchungen nicht nur in der Klinik im spezifischen Fachbereich, sondern auch schon bei den Hausarztpraktikas oder in anderen Fachbereichen. Denn zu einer vollständigen körperlichen Untersuchung eines Patienten gehören einige Innere Untersuchungen bei der allgemeinen Untersuchung dazu. Ein guter Arzt sollte schließlich große Krankheitsbilder aus anderen Fachbereichen ausschließen können bzw. zumindest sollten ihm einige Krankheiten geläufig sein sowie sogenannte „red flags“ auffallen.
Autorin: Saher Dilshad