Der Geriatrie-Block

Nun war es endlich so weit: Der letzte Block in meinem Studentenleben, um scheinfrei zu werden, stand an. Bei mir fehlte nur noch der Pflichtblock in der Geriatrie, der insgesamt 2 Wochen dauerte und mit einem Abschluss-OSLER endete. In diesem Bericht gewähre ich Dir ein paar Einblicke, wie sich dieser Block gestaltete.

Zu Anfang meines Blockes war ich etwas ratlos. Geriatrie? Was sollte das denn genau heißen? Im Internet wurde die Geriatrie als „Medizin des älteren Menschen“ beschrieben. Das gab mir jedoch noch immer zu wenig Einblicke in diesen Fachbereich. Was genau sollte das heißen? Ältere Menschen haben oft mehrere Erkrankungen gleichzeitig und sind deshalb an unterschiedliche Fachärzte angebunden. Was sollte denn die Geriatrie hier machen und wie kann sie diesen Menschen helfen? Alles spannende Fragen, die sich im Laufe der zwei Wochen beantworten sollten.

Am ersten Tag meines Praktikums stellte ich mich bei der Chefarztsekretärin vor. Diese sagte einer Oberärztin Bescheid, welche uns beiden Blockstudenten auf die beiden geriatrischen Stationen verteilte.

Dort musste ich jedoch erst mal auf die Assistenzärztinnen warten, da diese unterwegs waren. Nachdem die Ärztinnen also wieder auf der Station waren, stellte ich mich auch bei diesen beiden vor. Sie hießen mich sehr freundlich willkommen und versuchten mich direkt mit einzubinden. Montags standen einige Entlassungen an, weshalb die beiden Stationsärztinnen viel Zeit vor dem Computer mit der Bürokratie verbrachten. Das war nicht sehr spannend für mich, weshalb ich mich schnell langweilte. Später lernte ich noch eine weitere Stationsärztin kennen, die mich dann mit auf ihre Visite nahm, wodurch ich die Patienten besser kennenlernte.

Sie erklärte mir auch den Aufbau der Geriatrie. Die Geriatrie ist eigentlich eine „Aufbau-Station“ für Menschen über 70 Jahre. Meistens kommen die Patienten aus anderen Fachabteilungen und sollen nun in der Geriatrie für die Anschlussbehandlung (Reha) fitgemacht werden. Wenn dies nicht möglich ist, gehen die Patienten in die Kurzzeitpflege, um weiter stabilisiert werden zu können, denn die Patienten sollten in der Regel nicht länger als 2 Wochen in der Geriatrie bleiben. In der Geriatrie selbst werden von den Ärzten viele Behandlungen angeordnet, wie die Logopädie, Physiotherapie, Ernährungsberatungen bei Diabetes mellitus Patienten und so weiter.

Die nächsten Tage verliefen etwas anders als der erste Tag. Mein Praktikum begann immer um 8 Uhr auf Station. Dort hatte ich erstmal 30 Minuten Zeit, um mich zu sortieren und zu schauen, wie viele Neuaufnahmen für die Station anstanden. Die Ärztinnen bearbeiteten in dieser Zeit die Briefe der heutigen Entlassungen. Danach ging es um 8.30 Uhr in die Frühbesprechung mit dem gesamten ärztlichen geriatrischen Team. In dieser berichtete der Arzt, der Dienst hatte, ob es irgendwelche Auffälligkeiten gegeben hatte und brachte somit alle auf dem neusten Stand. Dann wurde noch kurz besprochen, wie die Aufteilung der Ärzte auf den Stationen war und wie viele Neuaufnahmen pro Station anstanden. Hier war auch ein wenig Raum, um noch schwierige Fragen vom Vortag zu klären und damit ging es dann wieder zurück auf die Station. Dort machte ich dann die Blutabnahmen für heute und ging im Anschluss mit auf die Visite. Oft fand auch eine Oberarztvisite statt, bei der ich mitgehen konnte. In dieser wurde mir enorm viel erklärt und auch einzelne Patientenfälle noch mal genauer erläutert.

Die Visite nahm oft viel Zeit in Anspruch, sodass wir dann bald Mittagszeit hatten. Während die Ärzte an ihrer Visitendokumentation und den Entlassungen arbeiteten, ging ich dann zum Mittagessen. Da die Kantine in einem völlig anderen Gebäude war, musste ich mir etwas mehr Zeit dafür einplanen. Nach dem Mittagessen ging es dann wieder zurück auf die Stationen, wo nun langsam die Aufnahmen für den Tag eintrafen. Wenn da nicht ein allzu komplexer Fall dabei war, durfte ich den Patienten selbstständig aufnehmen. Der Aufnahmebogen war sehr lang und musste natürlich so gründlich wie möglich ausgefüllt werden. Das nahm meistens zusammen mit der körperlichen Untersuchung etwa eine Stunde in Anspruch, da die Patienten oft auch nicht so mobil waren.

Nach der Aufnahme hatte ich die Möglichkeit, diese meiner Assistenzärztin vorzustellen, die dann erneut Nachfragen stellte und mir Feedback gab. Danach nahm ich die Akte mit in die Mittagsbesprechung, um hier den aufgenommenen Patienten allen im Team vorzustellen. Auch hier kam es bei Unklarheiten erneut zu Nachfragen, die aber meistens in die Runde geworfen wurden, da einige vorherige Entlassbriefe Unstimmigkeiten enthielten.

Im Anschluss ging es zurück auf Station und nach einer kurzen Besprechung mit meinen Ärzten, endete der Tag für mich um 16 Uhr.

Fazit

Der Block war an sich sehr lehrreich, da auch immer mal wieder – wenn es die Besetzung zuließ – Unterricht von den Oberärzten zu den gängigen geriatrischen Krankheitsbildern stattfand. Durch den Einblick in die Geriatrie habe ich die Möglichkeit bekommen, diesen Bereich und seinen daraus ergebenden hohen Stellenwert in der Medizin besser zu verstehen. Hier habe ich auch oft das Gefühl gehabt, dass die Patienten sich verstanden fühlen, da sie in ihrem Gesamtbild betrachtet werden und die Ärzte sich nicht auf ihren bestimmten Fachbereich spezialisieren. Dadurch konnte eine sehr gute Arzt-Patienten-Beziehung aufgebaut werden, was das Wichtigste für eine erfolgreiche Behandlung ist.

Trotzdem finde ich, dass sich dieser Block vor allem am Anfang der klinischen Praktika angeboten hätte, da man hin diesem sehr gut übt, einen Patienten vollständig aufzunehmen. Dies war für mich nicht mehr sonderlich anspruchsvoll, da ich das schon so oft in anderen Praktika gemacht habe. Da die Geriatrie für uns Studierende ihren Fokus darauflegt, wäre es sinniger gewesen, das Praktikum schon im fünften Semester zu machen, um bestmöglich davon zu profitieren. Im fünften Semester wurden wir in manchen Kliniken und Fachbereichen, wo wenig Zeit fürs Erklären ist oft, gerade bei der Anamnese ins kalte Wasser geschmissen. Natürlich lernst Du trotzdem eine strukturierte Anamnese. Doch ich hätte es schöner gefunden, gerade zu Anfang eine Anleitung bei dieser zu haben – sowie es in der Geriatrie oft der Fall war.

Autorin: Saher Dilshad