Der Anästhesie-Block

Wenn sich das Studium an der Universität Witten/ Herdecke dem Ende zuneigt, kommen noch einige Blockpraktika auf Dich zu. Diese werden – anders als bei den ersten Praktika im klinischen Abschnitt – benotet. Das heißt wiederum, Du musst den Blockunterricht aufmerksam verfolgen und nebenbei auch lernen, um die Prüfung, die am Ende des Blockes ansteht, gut zu bestehen.

Einer der „abschließenden Blöcke“ ist der Block in der Anästhesie. Ich persönlich fand es eine gute Idee, diesen Block so spät im Studienverlauf einzuplanen, da für diesen in bestimmten Bereichen viel Vorwissen von Nöten ist. Andererseits habe ich die Pharmakologie Prüfung im klinischen Abschnitt vorgezogen und schon im sechsten Semester geschrieben. Das heißt, ich hatte mir am Anfang meines Blockes (9. Semester) seit circa 1 ½ Jahren keine Medikamente mehr intensiv angeschaut und vieles aus der Pharmakologie-Prüfung schon wieder vergessen. Wenn ich das jedoch gemacht hätte, hätte es mir den Einstieg in den Block in vielerlei Hinsicht erleichtert. Insgesamt dauerte der Block 2 Wochen und die Prüfung erfolgte in der Gruppe am Freitag.

Doch starten wir am Anfang mit den Blocktagen: Der Blocktag begann entweder um 7:00 Uhr oder um 7:30 Uhr, je nachdem an welchem Standort man eingeteilt war. Der Hauptstandort begann um 7:30 Uhr mit einer Morgenbesprechung, während der Tag im Herzzentrum schon um 7 Uhr startete. In dieser Besprechung machte der diensthabende Arzt eine Übergabe und berichtete von der Nacht. Des Weiteren wurde die Einteilung des ärztlichen Dienstes für den aktuellen Tag besprochen. Zudem sahen wir uns gemeinsam den OP-Plan an, wobei auf schwierige Patienten bzw. schwierige Intubationen hingewiesen wurde. Im Anschluss erfolgte die Einteilung von uns Studenten. Wir hatten uns vor der Besprechung unsere „Box des Tages“ abgeholt. Diese Boxen waren für jeden Tag anders gestaltet. Denn jeden Tag stand ein anderes Lehrthema der Anästhesie auf dem Plan. Dementsprechend war auch die Box bestückt. Wenn zum Beispiel das Thema „Spinalanästhesie/PDA“ anstand, fand man in der Box gute „Pocket Cards“ zu diesem Thema mit den wichtigsten Infos und die Nadeln und Katheter der unterschiedlichen Methoden. Die Box sollten wir mit in den OP nehmen und der zugeteilte Arzt sollte die verschiedenen Punkte (Pocket Cards) mit uns durchgehen. Wir hatten in diesem Block also tatsächlich eine 1:1 Betreuung! Das kannte ich aus vielen anderen Blöcken so nicht und war sehr angenehm davon überrascht.

Nach der Besprechung ging ich mit meinem Arzt zu den OP-Umkleiden, wo ich mich umzog und dann in meinem OP-Saal ging. In diesem befand sich schon der Patient und wir begannen direkt mit der Einleitung. Manche Ärzte waren sehr vertrauensvoll und nachdem sie mir erklärt hatten, was ich zu beachten hatte, durfte ich die Maskenbeatmung übernehmen und manchmal sogar selbst intubieren. Natürlich war der zuständige Arzt immer in der Nähe, und wenn sich die Intubation schwieriger als erwartet gestaltete, übernahm er sofort. Während der Einleitung eines Patienten hast Du aufgrund einiger Nebenwirkungen des „Medikamenten-Cocktails“ und der Vollnarkose nur einen bestimmten Zeitrahmen, da der Körper des Patienten in dieser Zeit nicht mit Sauerstoff versorgt wird. Optimalerweise dauert die gesamte Einleitung nicht länger als etwa 5-7 Minuten.

Während der Operation überwacht der Anästhesist die Vitalwerte des Patienten mithilfe seiner Maschine und behält dabei auch die Sedierung im Auge. Mithilfe einiger Werte, beispielsweise der sogenannten Entropie, kann er einschätzen, wie tief der Patient schläft. Wenn der Wert der Entropie zu hoch ist, gibt der Anästhesist das Hypnotikum und manchmal auch Schmerzmittel durch einen peripheren Zugang oder durch den Zentralvenösen-Katheter nach. Während dieser Zeit bot es sich oft auch an, die Box mit mir durchzugehen und ich konnte dabei viele Rückfragen stellen.

Nach Ende der OP half ich bei der Ausleitung des Patienten und brachte ihn noch gemeinsam mit dem Arzt in den Aufwachraum.

Bis 13 Uhr war ich in diesen Klinikalltag eingebunden, danach folgten meine Mittagspause und im Anschluss der Unterricht, bei dem ich auch meine Kommilitonen (wir waren zu dritt in diesem Block) wiedersah. Der Unterricht orientierte sich an den Boxen, ging jedoch noch mehr in die Tiefe und visualisierte auch noch einmal viele Strukturen. Oft war auch das praktische Üben angedacht, wir übten an den Puppen das richtige Intubieren und wie ein Notarzt in einer Notfallsituation reagiert (richtige Beatmung und Thoraxkompression). Außerdem fand eine Ultraschall-Stunde statt, in der wir uns gegenseitig sonografierten und lernten, wie wir wichtige Nervenstrukturen für eine periphere Narkose (Plexus Block) aufsuchen können. Der Unterricht wurde meistens von verschiedenen Oberärzten geleitet. Wir konnten uns immer darauf verlassen, dass er stattfindet und mussten ihm nicht hinterherrennen.

Die Prüfung

Die Prüfung in der Anästhesie erfolgt mündlich und findet am letzten Blocktag statt. Ich hatte ehrlich gesagt vorher nicht so viel Wissen über die Anästhesie und musste vieles im Block erst einmal lernen. Dazu hatte ich mir am Wochenende meine Lernunterlagen erstellt und mich auch am Donnerstag nochmals hingesetzt, um alles auswendig zu lernen und zu wiederholen. Offengebliebene Fragen konnte ich Freitag vormittags meinem zuständigen Arzt stellen, da die Prüfung erst nachmittags stattfand.

Um 13 Uhr trafen wir uns zur Prüfung im Besprechungsraum der Anästhesie und die Prüfer kamen dazu. Es gab insgesamt 2 Prüfer: den uns betreuenden Oberarzt und der Chefarzt der Anästhesie.

Obwohl die Prüfung in der Gruppe stattfindet, ist sie keine Gruppenleistung. Man sitzt zwar zusammen, doch jeder von uns durfte einen Patientenfall ziehen, zu dem ihm dann Fragen gestellt wurden oder aber auch ganz allgemeine Fragen der Anästhesie. In unserer Gruppe war ich die erste, die einen Patientenfall ziehen durfte. Diesen ging der Chefarzt mit mir durch, damit die anderen auch die wichtigsten Informationen dazu haben. Auf dem gezogenen Zettel befand sich ein Prämedikationsprotokoll eines Patienten mit den wichtigsten Untersuchungsbefunden und der anstehenden OP.

Danach begann meine Prüfung. Dabei stellte vor allem der Chefarzt die meisten Fragen und das zu allen möglichen Themen. Einige waren sehr schwer, andere fielen mir leichter. Jede Prüfung begann aber immer mit der Frage, welches Anästhesieverfahren für die anstehende Operation des Patienten am besten geeignet ist und wieso. Des Weiteren fragte er mich über die Unterschiede der jeweiligen Anästhesieverfahren aus oder auch über die unterschiedlichen Klassifikationen (beispielsweise „Was ist die ASA-Klassifikation?“). Nach etwa 11 Minuten bekam ich noch eine arterielle Blutgasanalyse und sollte diese interpretieren. Dazu kamen dann keine Rückfragen mehr und meine Prüfung war beendet. Während der Prüfung hatte der Oberarzt Protokoll geführt und meine Antworten auf die Fragen stichpunkthaltig mitgeschrieben.

Nichtsdestotrotz musste ich nach meiner Prüfung im Raum bleiben und hörte auch noch bei meinem Kommilitonen zu. Nachdem wir alle Reihe um drangekommen waren, wurden wir gebeten, den Raum zu verlassen, da direkt im Anschluss die Noten besprochen wurden. Nach etwa 5 Minuten betraten wir wieder den Raum und bekamen unsere Noten.

Das Prüfungsformat (in einer Gruppe) war für uns neu und soll uns ein Gefühl für das mündliche Staatsexamen vermitteln, welches regulär nach dem PJ erfolgt. Denn auch in diesem werden wir Reihe um geprüft, wobei hier vier Prüfer anwesend sind – ein Internist, ein Chirurg, ein Arzt aus dem Wahlfach und ein Arzt aus einem zufällig gewählten Fach.

Fazit

Der Block in der Anästhesie war von der Betreuung bis hin zu der Umsetzung überragend. Ich habe selten so viel in einem Block gelernt wie in diesem und hatte durch das Miteinbeziehen bei den Ein- und Ausleitungen enorm viel Spaß in dieser Zeit. Auch die Prüfung war insgesamt fair und hatte mich zudem dazu animiert, mir manche Themen noch einmal intensiver anzuschauen. Das gelernte Wissen in der Anästhesie ist auch in vielen anderen Fächern relevant, weshalb ich sagen muss, dass ich hier tatsächlich etwas für mein Berufsleben gelernt habe – egal in welchem Fach ich letzten Endes landen werde.

Autorin: Saher Dilshad