Das Medizinstudium ist zweifelsohne ein Dauerbrenner – in doppelter Hinsicht. Es erfreut sich ungebrochener Beliebtheit und ist zugleich eines der längsten Hochschulstudiengänge. Laut der bindenden Approbationsordnung sind 5500 Stunden Lehre zu absolvieren. Das entspricht ca. 6 Jahren. Worauf genau entfallen aber diese unzähligen Stunden?
Hierfür ist zunächst entscheidend, über die grobe Gliederung des Medizinstudiums Bescheid zu wissen. Denn es existieren zwei Abschnitte: Vorklinik und Klinik. Im Rahmen der gesetzlich vorgesehenen Regelstudienzeit nimmt die Vorklinik bis zu ihrer Beendigung durch das erste Staatsexamen – das sog. Physikum – zwei Jahre in Anspruch. Dies entspricht vier Semester. In dieser Zeit werden naturwissenschaftliche Grundlagen und das soziokulturelle Profil eines idealen Mediziners vermittelt. Die sich anschließende klinische Phase dauert mit ihren vier Jahren doppelt so lang und ist in der Breite der Fachrichtungen deutlich umfänglicher.
Jedes einzelne Fach – sei es in der Vorklinik oder der Klinik – fordert dich als Studierende(n) inhaltlich wie auch vor allen Dingen zeitlich. Da das Medizinstudium weniger individuell planbar ist und eher in festen Bahnen verläuft im Vergleich zu anderen Studiengängen wie z. B. Lehramt, eignet sich an dieser Stelle ein Einblick in einen exemplarischen Stundenplan eines vorklinischen Semesters.
Viele Universitäten lassen das erste Semester an ihren medizinischen Fakultäten mit den Fächern Anatomie, Biologie, Physik, Chemie und z. B. Terminologie beginnen. Üblich sind dann zwischen vier und fünf sog. Semesterwochenstunden für die Anatomie-Vorlesung. Physik, Biologie und Chemie hingegen begnügen sich mit je zwei bis drei Wochenstunden für die Vorlesungen. Hinzu kommen Seminare und Praktika der Fächer im Umfang von einer bis fünf Wochenstunden, sodass ein typischer Tag eines Medizinstudierenden allein bemessen an den regulären Veranstaltungen einem Arbeitstag eines Vollerwerbstätigen gleichkommt. Im Laufe eines Semesters kommen ohne Problem zwischen 350 und 400 Unterrichtseinheiten zusammen. Dabei wird in der Regel insbesondere auf grundlegende Veranstaltungen wie z. B. den Mikroskopier- und Präparierkurs des jeweiligen anatomischen Instituts deiner Universität Wert gelegt.
In deine Kalkulationen hinsichtlich des zeitlichen Aufwands der Vorklinik solltest du individuell auch dein dreimonatiges Krankenpflegepraktikum und deinen Erste-Hilfe-Kurs in der vorlesungsfreien Zeit oder vor Antritt des Medizinstudiums miteinbeziehen.
Im klinischen Studienabschnitt sieht es ähnlich aus. Beachte nur, dass du u. a. sog. Blockpraktika absolvieren wirst, sodass du eine Zeit lang gebündelt mit einem bestimmten Fach oder Themenkomplex konfrontiert werden wirst. Im Gegensatz zur Vorklinik ist im klinischen Studienabschnitt die Semesterfolge thematisch nicht so starr. Solltest du aus einem persönlichen Grund oder zu Forschungszwecken ein Urlaubssemester einschieben, wirst du als sog. Springer kaum Probleme haben, die eigenständigen Themengebiete der Klinik abzuarbeiten und dabei formal zwischen den Jahrgängen und deren Standardlehrangeboten zu wechseln. Einige Universitäten kommen ihren Studierenden entgegen und gewähren von vornherein ein Forschungssemester zur Orientierung und Erarbeitung der eigenen Doktorarbeit.
Auch hier musst du wieder mit einem Praktikum in deiner vorlesungsfreien Zeit rechnen. Nachdem du in der Vorklinik die Pflege unterstützt und näher kennengelernt hast, machst du dich jetzt mit den Grundlagen der ärztlichen Tätigkeit vertraut. Dabei wirst Du innerhalb von vier Monaten eine sehr steile Lernkurve haben.
Nach drei Jahren respektive 6 klinischen Semestern steht der zweite Abschnitt der Ärztlichen Prüfung an – die letzte große Prüfungshürde vor dem Praktischen Jahr.
Das Praktische Jahr teilt sich in drei viermonatige Tertiale auf. Dieser Studienabschnitt dient der Eingewöhnung der Studierenden in ihren späteren Arbeitsalltag und zugleich der fachlichen Weiterbildung und Vertiefung. Denn nach diesem Jahr stellst du dich der letzten Prüfung deines Medizinstudiums – dem dritten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung, in dessen Rahmen du mündlich und praktisch hinsichtlich der wesentlichen ärztlichen Fähigkeiten wie z. B. körperlicher Untersuchung, Anamneseerhebung und Befundung der Untersuchungsergebnisse getestet wirst.
Autorin: Christine W.