Das Praktikum in klinischer Chemie

Parallel zum Praktikum der Mikrobiologie fand auch das Praktikum in klinischer Chemie statt. Dieses fand immer nachmittags für 3 Stunden statt, bevor der Tag für mich endete. In diesem Bericht möchte ich dir erzählen, wie das Praktikum für mich ablief und was wir dabei alles lernten.

Insgesamt dauerte das Praktikum zwei Wochen und beschäftigte sich mit allen Themen rund um das Labor. Thematisch passte das Praktikum sehr gut in die Zeit (fünftes Semester). Wir standen kurz vor den klinischen Blockpraktikas und sollten vorher lernen, was es bedeutet, ein Labor anzufordern und welche Werte wie berechnet bzw. im Labor bestimmt werden. Passend war auch, das MiBi-Praktikum in die gleichen Wochen zu packen, denn die Mikrobiologie hat sehr oft mit dem Labor zu tun, weshalb diese Verknüpfung einem im Endeffekt leichter viel. Leider fand jedoch die Prüfung in klinischer Chemie nicht wie in Mikrobiologie zeitnah statt, sondern folgte erst im achten Semester. Das führte dazu, dass ich meinen Fokus in der Woche eher auf das mikrobiologische Praktikum richtete und mich wenig mit dem Labor auseinandersetzte.

Das Praktikum an sich war jedoch gut gestaltet. Der Dozent für die gesamten zwei Wochen war derselbe. Wir machten anfangs immer einen theoretischen Teil und gingen dann sogar in die Praxis über. Wir lernten beispielsweise, was eigentlich die Anforderung eines Differenzialblutbildes beinhaltet. Dabei bemerkten viel von uns, dass manche Anforderungen oft keine therapeutische Konsequenz mit sich ziehen und einfach vom Labor aufgrund der Vollständigkeit des Blutbildes mitbestimmt werden. Unser Dozent wollte uns dafür sensibilisieren, die Werte, die wir brauchen, noch mal zu überprüfen und darüber nachzudenken: Welche Werte brauche ich und was würde ich machen, wenn diese verändert sind?

Manche Werte sind nämlich überhaupt nicht so einfach zu bestimmen und bedeuten für das Labor enormen Aufwand. Es ist einfach am Computer zu sitzen und das Häkchen für das Labor zu setzen, doch jedes Häkchen bedeutet Arbeit und wir sollten uns das nochmals vergegenwärtigen.

Einige Basic Werte gingen wir dann im theoretischen Teil des Praktikums durch und lernten dabei auch die ungefähren Referenzwerte dieser. Danach schlossen sich immer ein paar Patientenfälle an, wobei wir dann erst mal die Symptome, die uns verdächtig vorkamen, besprachen und dann im nächsten Schritt überlegen sollten, welche spezifischen Blutwerte wir vom Labor bestimmt haben wollen. Im nächsten Schritt des Fallbeispiels stellte uns der Dozent die Werte vor und nun sollten wir überlegen, auf welche Erkrankung die Werte schließen lassen und was der nächste Schritt des Labors bzw. des behandelnden Arztes sein sollte. Interessant war beispielsweise das Krankheitsbild einer Meningokokken Meningitis (Hirnhautentzündung). Was bedeutet das eigentlich für das Laborpersonal, wenn diese im Blutbild bzw. in der Liquordiagnostik festgestellt wird und der Erreger bestimmt oder noch unbestimmt ist? Die Erkrankung ist nämlich sehr gefährlich und je nach Erreger hochinfektiös.

Dies zeigte auch, wie viel Arbeit es letzten Endes für das Labor bedeutet, schnell und präzise zu arbeiten. Es wäre ein absolutes Unding, wenn dem Labor ein Fehler unterlaufen würde und beispielsweise das Krankenhauspersonal nicht per Telefon benachrichtigt wird. Im praktischen Teil durften wir dann einige unserer eigenen Blutwerte bestimmen. Für das Differenzialblutbild nahmen wir uns beispielsweise gegenseitig etwas Blut ab und sollten dann durch eine spezielle Technik das Blut auf den Objektträger verteilen. Danach wurde dieses auf einem Mikroskop eingespannt und wir konnten unsere Blutzellen anschauen. Da ich zu dieser Zeit eine sehr ausgeprägte Eisenmangelanämie hatte, konnte man bei mir beispielsweise veränderte Erythrozyten (rote Blutkörperchen) erkennen. Doch nicht nur diese sollten wir anschauen, wir sollten auch nach anderen Zellen wie zum Beispiel die weißen Blutkörperchen suchen und richtig benennen. Danach wurde uns vom Dozenten erklärt, wie aus diesen Bildern die Werte, die wir im Computer sehen, bestimmt werden. Auch andere klinische Praktika waren geplant, wie die Bestimmung des Wertes “Lactat“ nach dem Sport und vor dem Sport. Damit sollte uns verdeutlicht werden, wie viel Einfluss körperliche Belastung auf manche Werte haben kann und worauf wir deshalb zukünftig bei unserer Blutabnahme achten sollten.

Am Ende des Praktikums wurden uns alle Unterlagen zur Verfügung gestellt, wobei ich sagen muss, dass es ärgerlich war, dass die Prüfung in diesem Fach so spät folgte. Ich hätte es besser gefunden, diese im Anschluss zu haben, da in diesem Moment vieles noch gegenwärtig war. Im achten Semester musste ich vieles nacharbeiten und wusste auch nicht mehr so genau, was denn so relevant in den Wochen gewesen war und was nicht. Es hat zwar ein Repetitorium vor der Klausur gegeben, doch in diesem gingen wir nur Altfragen durch und lernten qualitativ nichts Neues bzw. wiederholten einige Themen nicht strukturiert. Das Praktikum an sich hat mir sehr gut gefallen und noch mal aufgezeigt, wie viel Arbeit unsere Labore leisten. Dadurch ist mir klar geworden, dass ich später in meiner ärztlichen Tätigkeit meine Entscheidung bei der Blutabnahme sorgfältig bedenken werde, um niemanden unnötige Arbeit zu bereiten.

Autorin: Saher Dilshad