Das Physikum an der Universität zu Köln

Das erste Staatsexamen in der Humanmedizin, das Physikum, erwartet Dich frühestens nach dem vierten Semester. Da mittlerweile viele Universitäten einen eigenen Modellstudiengang anbieten, gibt es verschiedene zeitliche Abfolgen für diese erste große Prüfung; inhaltlich geht es aber immer um die gleichen Fächer: Anatomie, Physiologie, Biochemie, und PsychSoz (Psychologie und Soziologie).

Vorweg sei gesagt, dass ich an der Universität zu Köln in einem Modellstudiengang studiere und dementsprechend auch mein Physikum hier absolviert habe. Das besondere dabei ist, dass wir nicht alle vier großen Fächer gleichzeitig nach dem vierten Semester ablegen müssen (wie es im Regelstudiengang der Fall ist), sondern die Prüfungen gestaffelt absolvieren. Die o.g. Fächer werden im jeweiligen Semester einmal regulär geprüft, also als universitätseigene Klausur und in den darauffolgenden Semesterferien noch einmal als landesweite Physikumsprüfung.

Die erste Physikumsprüfung habe ich nach dem zweiten Semester geschrieben, sie umfasste lediglich das Fach PsychSoz – das kleinste Physikumsfach, und war ein wirklich dankbarer Start ins Physikum.

Die zweite Prüfung fand nach dem dritten Semester statt, in dem auch der Präpkurs lief – es handelt sich also um Anatomie. Während der Präpkurs „nur“ die makroskopische Anatomie abdeckt, kommen im Anatomie-Physikum selbstverständlich auch Histologie (mikroskopische Anatomie) und Neuroanatomie dran. Letztere beiden wurden in zwei Fächern gelehrt und geprüft.

Es folgte das wohl herausforderndste Semester: das vierte Semester mit Physiologie und Biochemie. Einige meiner Kommilitonen haben sich entschieden, erst das eine und dann das andere Fach zu belegen, sodass sich ein zusätzliches Semester ergeben hat. Ich habe mich dagegen entschieden und den ganzen Wahnsinn auf einmal durchgezogen. Dadurch ergab sich für mich, dass ich nach dem vierten Semester noch drei Physikumsprüfungen ablegen musste: Physiologie, Biochemie, und die mündliche Prüfung.

In der mündlichen Prüfung sitzt Du in einer Gruppe zu je vier Studenten einer Prüfungskommission gegenüber und wirst im Wechsel mit den anderen abgefragt. Etwa zwei bis drei Wochen vorher erhältst Du einen Einladungsbrief mit dem genauen Datum und den beiden Prüfungsfächern, in denen Du mündlich geprüft wirst. Dies kann jegliche Zweier-Kombination aus Physiologie, Biochemie, Anatomie und PsychSoz sein. Glücklicherweise waren es bei mir auch tatsächlich Biochemie und Physiologie, die ich erst kurz zuvor gelernt und abgelegt hatte und die dementsprechend auch noch sehr frisch im Gedächtnis waren.

Hier ist nun, wie bei vielem im Leben, auch etwas Glück gefragt: Bist Du selbst eine eher extrovertierte Person, fällt Dir das Reden in der Prüfung vermutlich ein wenig leichter. Auch die Prüfer (i.d.R. Dozenten der eigenen Fakultät) spielen eine große Rolle. Sind sie entspannt drauf, nimmt es Dir enorm viel Stress ab. Ein genereller Tipp: Auch wenn Du keine Ahnung hast, sag etwas! Funkstille nach einer Frage ist schlimmer, als dem Dozenten die Frage etwas ausweichend zu beantworten und dadurch zu zeigen, dass Du etwas mit dem Thema Verwandtes gelernt hast. Hilfreich kann dabei sein, dass die meisten Universitäten Altprotokolle aus vorherigen Prüfungen haben. Gegen einen kleinen Obolus konnte auch ich damals (nachdem ich meine Fächer und Prüfer erfahren hatte) Skripte mit alten Prüfungsprotokollen erwerben. Das hat mir enorm geholfen, bei dem großen Lernaufwand Prioritäten zu setzen und durch die durchweg fast ausschließlich positiven Berichte etwas die Angst vor der Prüfung zu verlieren.

Beim inhaltlichen Lernen kann ich vor allem empfehlen, systematisch und mit Zusammenfassungen zu lernen. Dabei werden die feinen Details erst einmal vernachlässigt, um gut und strukturiert einen Zusammenhang erklären zu können. Dann kannst Du als Fine-Tuning kurz vor der Prüfung immer noch Einzelheiten lernen und sie dem Prüfer auch eher zum Satzende präsentieren. Aus meiner Erfahrung heraus wollen die meisten Prüfer sehen, dass Du einen Zusammenhang sinnvoll verstanden hast, diesen inhaltlich als Transferleistung mit etwas verknüpfen und dann auch Details zu den wichtigsten Themen nennen kannst.

Schlussendlich sei Folgendes zum Physikum gesagt: Es ist das erste Staatsexamen der Medizin und mit unfassbar viel Lernaufwand und Nerven verbunden. Rückblickend erzählen viele Kommilitonen, dass sie das Physikum schlimmer als das Hammerexamen fanden. Damit Du jetzt allerdings nicht vollkommen die Nerven verlierst, sei aber auch gesagt, dass man am Ende des Studiums auch viel mehr (Prüfungs-)Erfahrung und Ausdauer angesammelt hat und der Vergleich dadurch vielleicht nicht ganz objektiv ist. Es muss also nicht heißen, dass das Physikum der wahre Endboss im Medizinstudium ist. Zudem ist der Druck, den Du vor dem Physikum verspürst, oft auch hausgemacht, da es für die meisten die erste große Prüfung in einem solchen Ausmaß ist. Lass Dich davon nicht abschrecken!

Unverzichtbar ist ein gutes soziales Umfeld! Niemand hat je davon profitiert, als Einzelkämpfer durch das Medizinstudium zu marschieren. Teile also mit anderen Notizen und Skripte, lerne in Gruppen, lass Dich abfragen und vor allem: „leide“ gemeinsam mit andern! Geteiltes Leid ist halbes Leid. Ohne meine beste Freundin hätte ich das Physikum niemals so gut durchgestanden. Es ist sehr viel Lernerei, achtet deshalb auch besonders in dieser stressigen Zeit auf genügend Ausgleich und Bewegung, denn nur so schöpfst Du die erforderliche Kraft!

Autorin: Batool Alkhalil