Das Pflegepraktikum

Alle Medizinstudierende müssen zur Anmeldung für ihr erstes Staatsexamen, das sog. Physikum, eine Bescheinigung über ein insgesamt 90-tägiges Krankenpflegepraktikum vorweisen können. In dem Pflegepraktikum gewinnst du einen ersten Einblick in die alltäglichen Abläufe in einem Krankenhaus und kannst wertvolle Erfahrungen hinsichtlich der pflegerischen Seite unseres Gesundheitssystems sammeln und auch erste Kontakte knüpfen. Einige Formalitäten rundum dieses Praktikum sind allgemeingültig, andere hingegen sind von den länderspezifischen Regelungen abhängig.

Grundsätzlich gilt: Du musst deinen Krankenpflegedienst innerhalb der vorlesungsfreien Zeit, während eines Urlaubssemesters oder vor Antritt deines Studiums ableisten. Dabei hast du die Möglichkeit, das Praktikum in maximal drei Teile zu je mindestens 30 Tagen aufzuteilen, um dir stets ein wenig Freizeit in den Semesterferien der Vorklinik zu erhalten oder diese Hürde zügig zu nehmen. Des Weiteren ist interessant, dass von Kalendertagen die Rede ist, sodass in der Regel die Wochenenden mitzählen, jedoch arbeitsfrei sind. Die jeweiligen weiterführenden Modalitäten wie Schichten, Arbeitszeiten oder auch Entlohnung sind in keiner Form reglementiert. Hier lohnt sich frühes Informieren und ggf. sogar verhandeln mit der jeweiligen Pflegedienstleitung, die in diesem Fall dein allgemeiner Ansprechpartner ist.

Bei der Wahl deines Pflegepraktikums musst du auf einige wichtige Punkte achten. So ist es flächendeckend so, dass dein zuständiges Landesprüfungsamt (LPA) nur dann die abgeleisteten Praktikumstage anerkennt, wenn du auch auf einer bettenführenden Station eingesetzt warst. Hiermit soll Vergleichbarkeit erreicht werden und sichergestellt werden, dass alle Studierenden in etwaiger Form den elementaren Bereich der Grundpflege kennengelernt haben. Lässt du dich für den OP-Bereich oder die Notaufnahme einteilen, ist es wahrscheinlich, dass dein LPA deine Leistung nicht anerkennen will. Gleiches gilt z. B. auch für Altenpflegeheime, wenngleich hier Betten vorhanden sind, fehlt der ärztlich-kurative Part. Auch bettenführende Abteilungen normaler Krankenhäuser wie z. B. die Psychiatrie oder Psychosomatik werden in bestimmten Bundesländern als nicht akzeptabel gesehen. Informiere dich daher frühzeitig und in jedem Fall im Vorfeld, wenn du dir über die Kompatibilität deiner Wahl mit den Anforderungen deines LPA nicht im Klaren bist. Ansonsten bietet das Pflegepraktikum auch eine gute Gelegenheit, Auslandserfahrungen zu sammeln. Solange du die Formalitäten einhältst, sind deiner Kreativität keine Grenzen gesetzt.

Zu eben diesen Formalitäten gehört insbesondere die korrekte Bescheinigung, die du am besten explizit von deinem LPA beziehst. Hier gilt: Sie sollte fehlerfrei ausgefüllt sein, den Stempel und die Unterschrift der Pflegedienstleitung aufweisen, auf die genaue Stationsbezeichnung hinweisen und frühestens auf deinen letzten Praktikumstag terminiert sein.

Achtest du auf all diese Punkte, besteht kein Grund zur Sorge. Im Übrigen: Hast du vor deinem Studium ein FSJ, einen Bundesfreiwilligen- oder Zivildienst oder einen Sanitätsdienst bei der Bundeswehr abgeleistet? Hast du eine abgeschlossene Ausbildung als Hebamme, Entbindungspfleger(in), als Rettungsassistent(in), als Notfallsanitäter(in), in der Krankenpflege, Kinderkrankenpflege oder Altenpflege, als Pflegefachfrau oder Pflegefachmann oder eine erfolgreich abgeschlossene landesrechtlich geregelte Ausbildung von mindestens einjähriger Dauer in der Krankenpflegehilfe oder Altenpflegehilfe vorzuweisen?

Dann bist du wohlmöglich von diesem Praktikum befreit. Kontaktiere in diesem Fall dein LPA mit einer Bitte um Anerkennung deiner entsprechenden Vorleistung.

Und vergiss bei all den Formalitäten nicht: Das Krankenpflegepraktikum bietet dir die Gelegenheit, die Medizin „von der anderen Seite“ kennenzulernen. Oftmals wirst du viel mehr Zeit für den Patienten haben als die examinierten Pflegekräfte, da sie häufig Bürokratisches zu tun haben. Nutze die Zeit und schenke den Patienten Aufmerksamkeit. Sie werden nicht nur dankbar sein, sondern oft bekommst du ganz ohne Nachfrage die Gelegenheit, von den Patienten zu hören, was ihnen am behandelnden Mediziner gefällt oder missfällt. Ziehe deine Schlüsse und stecke dir deine individuellen Ziele für später - fachlich wie auch zwischenmenschlich.

Autorin: Christine W.