Ein “Dr. med.” auf dem Namenschild gehört für Ärzte quasi zum guten Ton – in keiner anderen Berufsgruppe wird so munter promoviert wie in der Medizin. Und das meiner Meinung nach aus gutem Grund. Als Medizinstudent gehörst Du (mit den Zahnmedizinern) zu den wenigen Studenten, die noch vor ihrem Abschluss mit der Promotion beginnen können. Physikum in der Tasche? Dann kann es losgehen.
First Things First: Wie komme ich an eine Doktorarbeit?
Ich kam an meine Promotion über die alljährliche Forschungsbörse meiner Fakultät. Auf drei Etagen haben zahlreiche Forschungsteams ihre Projekte vorgestellt und nach Nachwuchs gesucht – eine perfekte Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen! Sehr wahrscheinlich wirst Du hier ebenfalls fündig. Ansonsten bieten sich außerdem schwarze Bretter (sowohl virtuell als auch reell) und andere Aushänge für Studenten an. Eine dritte (wenn auch etwas seltenere) Möglichkeit ist es, Oberarztsekretariate anzuschreiben bzw. Ärzte direkt anzusprechen.
Bewirb Dich fleißig und aussagekräftig, denn nicht nur begehrte Promotionsstellen verlangen von Dir Motivationsschreiben und Vorstellungsgespräche. Hast Du das erledigt und wurdest eingeladen, kommt nun ein sehr wichtiges Gespräch Deiner Promotionskarriere: das Gespräch über den Verlauf Deiner Promotion. Viele von uns haben sich damals nichts dabei gedacht und waren einfach froh, eine Stelle angeboten zu bekommen – wir waren ja auch naive Fünftsemestler.
Liegt der Promotionsvertrag nun vor Dir, musst Du besonders bei experimentellen/klinischen Doktorarbeiten Folgendes beachten: Du musst die konkreten Erwartungen Deines Doktorvaters klären, hinsichtlich der genauen Aufgaben, der zeitlichen und örtlichen Gebundenheit und der Promotionsform. Erwartet Dein Doktorvater, dass Du publizierst? Bekommst Du Hilfsmittel? Ist die Auswertung an Programme gebunden, die es nur an der Uni gibt? Was ist der Plan B, falls die Doktorarbeit doch nicht nach Vorstellung zustande kommt? Ich bin glücklicherweise Teil eines großen Forschungsteams mit Aufgabenteilung und erfahrenen Ansprechpartnern, während Freundinnen von mir ihre Promotionen als One-Man-Show durchführen müssen. Das ist auch alles okay, solange es im Vorhinein kommuniziert wird.
Informiere Dich vor Annahme einer Stelle auch, welche formalen Voraussetzungen Deine Universität fordert. Bei mir war es lediglich ein theoretisches Modul, das ich zuvor absolvieren musste. Andere Anforderungen wie Schlüsselqualifikationskurse, Exposé und die Eintragung ins DocFile, konnte ich auch im Verlauf noch erledigen.
Meine experimentelle Promotion ist Teil einer großen Studie und läuft seit ca. drei Jahren, die Datenerhebung geht über mein „Ausscheiden“ hinaus noch weiter. Daher werde ich über einen Querschnitt mit den vorhandenen Daten meine Monografie schreiben. Diese ist zwar länger als z. B. ein Paper, hat aber den Vorteil, dass sie nicht für Reviews jahrelang herumgeschickt werden muss. Wählst Du das Paper, ist der Schreibaufwand zwar deutlich geringer, aber den Titel bekommst Du oft erst einige Jahre später. Das ist Geschmackssache! Ich arbeite darauf hin, mit einem „fertigen“ Titel ins Berufsleben zu starten.
Mein Fazit: Hör Dich gut um und mach Dir früh Gedanken zum Thema Deiner Promotion!
Es ist kein Muss – Du bist später ein genauso guter Arzt wie Deine promovierten Kollegen, es hat aber auch ein paar Vorteile. Manche Universitätskliniken z. B. ziehen Promovierte vor bzw. machen es zur Bedingung, dass Du innerhalb eines vorgegebenen Intervalls Deinen Titel nachholst. Verständlicherweise macht es sich generell im Bewerbungsprozess gut und kann Vorteile in der Gehaltsverhandlung bringen. Auch kann es sein, dass Patienten, die es nicht besser wissen, Ärzte mit Titel bevorzugen. Ist Dir das alles egal (und Forschung entspricht nicht Deinem Interesse, was auch vollkommen legitim ist), dann kannst Du es auch lassen.
Für die, die promovieren wollen: Sei Dir der unterschiedlichen Ansprüche bewusst – für die “Laborratten“ unter den Studenten ist eine experimentelle Doktorarbeit optimal, arbeitest Du jedoch lieber von zu Hause, eignet sich eine retrospektive Literaturrecherche. Diese ist in der Regel deutlich schneller zu machen und verleiht Dir den gleichen Titel.
In aller Ehrlichkeit: Wenn Du einfach nur einen „Dr. med.“ willst, dann mach eine Literaturrecherche.