Wieso ich mich für die Pädiatrie entschieden habe

Zum Ende hin des Studiums habe ich mir immer wieder die Frage gestellt, welches Fach es denn nun werden soll. Letzten Endes habe ich mich für die Pädiatrie (also die Kinderheilkunde) entschieden. Welche Punkte mich zu dieser Wahl bewegt haben, erfährst Du in diesem Bericht.

Zum Anfang meines Studiums wollte ich mich möglichst breit aufstellen und war offen für jeden Fachbereich. Natürlich gab es einige Bereiche, die mir schon in der Vorklinik nicht sonderlich zugesagt hatten und die auch in der Klinik keinen Anreiz für mich darstellten.

In den Praktika fing ich an, mich mit mehr Themen als dem richtigen Fach zu beschäftigen. Wenn Du Dich für ein Fach entscheidest, solltest Du Dir nämlich absolut sicher sein, denn Du wirst einige Jahre als Assistenzarzt in diesem Bereich verbringen und vielleicht sogar Deinen Facharzt in diesem machen. Gerade am Ende des Studiums merkte ich, dass mein Fach auch mit dem Familienleben kompatibel sein sollte. Da fielen schon einige Fächer, wie die Gynäkologie, für mich raus. Obwohl ich den Bereich sehr interessant finde und gerne meinen Facharzt in diesem gemacht hätte, habe ich in der klinischen Phase bemerkt, dass dies für mich nicht realisierbar ist. Die Arbeitszeiten sind leider als Familienmensch extrem schwierig und mir wurde klar, dass ich einige Abstriche machen muss, für die ich nicht bereit bin.

Die Pädiatrie reizte mich schon vor meinem Studium, weshalb ich vorher ein FSJ im Kindergarten gemacht habe. Dabei habe ich gemerkt, dass ich sehr gerne mit Kindern zusammenarbeite und gleichzeitig einige wertvolle pädagogische Maßnahmen im Umgang mit Kindern gelernt. Viele vergessen bei der Kinderheilkunde, dass das Medizinstudium allein nicht ausreicht, sondern zu diesem Fach auch viel Pädagogik dazu gehört. Außerdem hast Du in diesem Bereich nicht nur das Kind als Patient, sondern "behandelst" die Eltern mit. Das soll nicht heißen, dass die Eltern dieselben medizinischen Schwierigkeiten haben wie ihr Kind, jedoch gehört hier viel Kommunikation dazu, um dem Kind die bestmögliche Behandlung zukommen zu lassen. Wenn die Eltern mit im Boot sind, wirst Du auch merken, ist es viel leichter das Kind von Deinen Behandlungen zu überzeugen.

Ein weiterer Punkt ist die Rechtslage, über die Du im Klaren sein solltest. Ich habe kaum einen Arzt in der Kinderklinik getroffen, der sich nicht persönlich mit diesem Thema beschäftigen musste. Kindesmissbrauch ist sehr oft versteckt und Du als Arzt solltest hier besonders aufmerksam sein und bei einem komischen Bauchgefühl in jedem Falle das Kind stationär dabehalten und dem Nachgehen. Gerade bei Eltern, die getrennt leben, kann es schnell passieren, dass Du eine Anzeige bekommst, weil Dir das als behandelnder Arzt nicht aufgefallen ist.

Diese Gründe haben mich jedoch nicht abgeschreckt, in die Pädiatrie zu gehen, sondern vielmehr motiviert. Ich arbeite sehr gerne in diesem Umfeld und auch mit dieser Patientenklientel. Es macht mir Spaß, den ganz Kleinen unserer Gesellschaft zu helfen und ihnen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Ein weiterer Grund für mich war, dass Kinder oft noch keine Vorurteile bestimmten Menschen gegenüber haben und bei Sachen, die sie nicht kennen, direkt ohne Scheu und Hintergedanken nachfragen. Das ist mir lieber als mich mit erwachsenen Patienten auseinanderzusetzen, die von mir nicht behandelt werden wollen oder Vorurteile gegen mich hegen, diese jedoch nicht aussprechen. Natürlich kann mir dies mit den Eltern passieren, doch aus der Erfahrung habe ich gelernt, dass Eltern, die mit ihren Kindern in die Klinik kommen, oft so besorgt und verzweifelt sind, dass solche Punkte (wie in meinem Fall ein Kopftuch) nachrangig werden und sie erstmal froh sind, dass ihrem Kind überhaupt geholfen wird. Dies ist leider in anderen Fachbereichen manchmal etwas schwieriger.

Unterhalte Dich jedoch vor der endgültigen Wahl mit Deinen engen Freunden und frage sie nach ihrer Meinung. Viele Freunde werden Dir anhand Deines Charakters sagen können, ob dieses Fach tatsächlich zu Dir passt. Mir haben diese Gespräche sehr geholfen und mich noch einmal in meiner Wahl bestätigt.

Ich weiß jedoch auch jetzt, falls ich merken sollte, dass die Pädiatrie doch nicht zu mir passt, dass ich das Fach am Anfang wechseln kann. Leider beginnt dann die Assistenzarztzeit wieder von Neuem, weshalb diese Entscheidung gut überlegt sein sollte.

Autorin: Saher Dilshad