Um in jeder Lebensphase liquide zu sein, bedarf es der Planung. Ein Girokonto hat in der Regel jeder; ein intelligentes Kontenmodell, mit dem man den Überblick über seine Finanzen behalten, effektiv sparen und zusätzlich sein Geld vermehren kann, haben die Wenigsten.
Im Folgenden möchte ich anhand von einem Beispielfall eine kurze allgemeine Starthilfe geben, die für die meisten Fälle eine solide Grundlage bildet.
Die Medizinerin Emma steht kurz davor ihre Facharztausbildung zu beenden. Sie hat sich schon in ihrem Studium mit ihren Finanzen auseinandergesetzt und das intelligente Kontenmodell angewendet.
Ursprünglich hatte Emma ein Girokonto bei ihrer Hausbank sowie ein Sparbuch, das sie von ihrer Oma geschenkt bekommen hatte.
Während des Studiums bezog Emma ihr Einkommen aus ihrem Mini-Job, durch Taschengeld von ihren Eltern sowie durch BAföG.
Am Ende jeden Monats bleibt von ihrem Einkommen mal mehr und mal weniger übrig. Immer dann, wenn mehr als 100 EUR übrigblieben, legte Emma alles über 100 EUR auf ihrem Sparbuch an.
Nach Implementierung des intelligenten Kontenmodells hat Emma nun zwei Giro- sowie ein Tagesgeldkonto und hat zusätzlich ein Depot eröffnet.
Die beiden Girokonten teilt sie in ein Haupt- sowie ein Konsumkonto auf. Das Hauptkonto dient als Sammelbecken für alle Gelder, die reinkommen. Bei Emma sind das Einnahmen aus BAföG, Mini-Job und Taschengeld.
Dieses Hauptkonto dient dabei als ein Verteiler, von dem alle fixen Ausgaben abgebucht werden. Also alles, was per Dauerauftrag oder Lastschrift bezahlt wird. Bei Emma sind das Ausgaben für: Miete, Fitnessstudiogebühren, Netflix, Amboss, Versicherungen, etc.
Das Konsumkonto ist verantwortlich für alle variablen Ausgaben.
Unter variablen Ausgaben fällt alles, was Emma per EC-Karte, Kreditkarte oder bar bezahlt:
Lebensmitteleinkäufe, Ausgaben für Studienmaterial, die Shoppingtour, Essen bestellen, Sprit, Feiern und so weiter…
Die Grundidee des strategischen Kontenmodells ist, fixe und variable Ausgaben voneinander zu trennen. Denn in dem Augenblick, in dem die Ausgaben voneinander getrennt werden, wird das Ausgabeverhalten nachvollziehbar und damit auch steuerbar.
Verbunden sind beide Konten mit einem Dauerauftrag. Emma hat seit der Umsetzung einen Überblick darüber, wie hoch ihre Ausgaben sind, die jeden Monat auf sie zukommen und sie kennt die „Stellschrauben“ der variablen Kosten. Dadurch weiß Emma genau, was sie monatlich ausgibt. Das soll sie nicht limitieren. Emma kann den Dauerauftrag jederzeit hoch und runter setzen oder manuell Geld überweisen. Auf jeden Fall erkennt sie diese Zahl auf einem Blick. Emma stellt sich im Prinzip monatlich ihr eigenes Taschengeld zur Verfügung, das sie nun mit gutem Gewissen ausgeben kann.
Zusätzlich ergibt es Sinn, einen Puffer für Notfälle aufzubauen und physisch vom Girokonto zu trennen. Die Höhe des Puffers sollte spätestens ab dem Jobeinstieg in Höhe von zwei bis drei Nettogehältern betragen. Beispielsweise kann der Puffer ein Tagesgeldkonto sein - dabei handelt es sich um eine moderne Variante des Sparbuchs. Geld, das sich hier befindet, ist digital verfügbar.
Der Puffer ist für Momente oder wirtschaftliche Situationen gedacht, in denen wir weniger Geld haben oder mehr brauchen können: bspw. vorübergehende Arbeitslosigkeit bedingt durch Krankheit oder einer Pandemie, temporäre Kurzarbeit oder auch Elternzeit.
Darüber hinaus kommen auch immer mal unvorhergesehene Aufwendungen auf einen zu: Plötzlich ist der Kühlschrank kaputt, Verlust vom Smartphone, eine größere Autoreparatur etc.
Emma möchte für Notfälle in Ihrem Puffer 3.000 EUR haben, damit fühlt sie sich für außerplanmäßige Ereignisse bestens gewappnet.
Dank Inflation und einer aktuellen Niedrigzinsphase verliert Geld, das nicht angelegt wird, an Kaufkraft. Dessen ist sich Emma bewusst, somit würde sie Vermögensvernichtung betreiben, wenn sie nichts tut, außer das Geld auf dem Girokonto zu behalten, denn ein Girokonto ist kein Anlageinstrument, sondern ein reines Abwicklungskonto. Und auch das Tagesgeldkonto überzeugt seit den niedrigen Zinsen nicht mehr als Anlagemöglichkeit. Deswegen hat Emma ein Depot eröffnet. Ein Depot ist flexibel und zusätzlich kann sie Rendite erwarten, also ihr Erspartes vermehren. Wie viel genau, das hängt von Emmas Verlusttoleranz und den gewählten Anlagestrategien ab.
Emma beschließt vom Zinseszinseffekt zu profitieren und investiert monatlich 100 EUR in ihr Depot. Den gesamten Sparprozess optimiert Emma, indem sie einen Stichtag für ihre Girokonten definiert. Emma erhält ihre Einnahmen am Anfang des Monats und daher legt sie den Stichtag auf den 30. jeden Monats.
An diesem Stichtag scannen sich die Konten ganz automatisch und alles, was über der selbst gewählten Grenze von 100 EUR liegt, wird automatisch abgeschöpft und fließt in das nächste Konto. Genauso wird auch ihr Tagesgeldkonto am gewählten Stichtag gescannt und alles über 3.000 EUR fließt automatisch in Emmas Depot. Das bezeichne ich als Überlauf.
Wie bei einem Schokoladenbrunnen: Ist genug Schokolade da, läuft es über, ist nicht ausreichend vorhanden, passiert nichts.
Somit bespart Emma ihr Depot zum einen bewusst mit festen Sparbeiträgen und zusätzlich unbewusst durch das Überlaufsparen. Das ist es, was ich als intelligentes Kontenmodell bezeichne.
Seitdem Emma in der Klinik angestellt ist und Dienste absolviert, schwankt ihr Einkommen. Das irritiert sie nicht, denn Ihr Dauerauftrag auf ihr Konsumkonto bleibt konstant und die Überläufe schwanken zu ihrem Vorteil. Emma ist nach ihrem Studium umgezogen, Geld für Kaution und neue Möbel aufzubringen waren somit kein Thema.
Fazit
Beim Girokonto fängt Geldanlage an. Damit ersparst Du Dir später aufwendiges Banken-Hopping zu betreiben. Mit der Informationsrecherche über Banken mit den besten Zinsen bzw. den niedrigsten Strafzinsen optimierst Du nur die Nachkommastelle. Durch das Trennen von fixen und variablen Ausgaben sowie durch automatische Sparprozesse kannst Du Dir sehr viel Zeit sparen, die Du besser in Dinge investieren kannst, die Dir wirklich Spaß machen.
Das Ziel des intelligenten Kontomodells ist es, die Stellen vor dem Komma zu optimieren.