Der Ärztemangel in Deutschland ist omnipräsent und stellt das Gesundheitssystem vor einer großen Herausforderung. Wenn Du Dich jedoch um einen Studienplatz bemühst, dann merkst Du schnell, wie beliebt das Studienfach ist. Das Statistische Bundesamt legt dazu Zahlen vor. Im Wintersemester 2021/2022 kamen auf einen Studienplatz circa 3,8 Bewerber und die Tendenz ist weiterhin steigend. Da stellst Du Dir bestimmt die Frage, wie es sein kann, dass wir in Deutschland einen so großen Ärztemangel verbuchen. Natürlich hat der Ärztemangel vielseitige Gründe. Attraktivere Arbeitsbedingungen im Ausland und die begrenzte Studienplatzanzahl spielen hierbei eine große Rolle. Um dem entgegenzuwirken, wird immer wieder diskutiert, weitere Studienplätze zu schaffen.
Doch das sind nicht die einzigen Gründe. Ein weiterer Grund, der von vielen aufgeführt wird, ist die zunehmende Feminisierung der Medizin. Zum ersten Mal ist mir das vor meiner TMS- Prüfung (der Medizinier-Test) aufgefallen. Ich sah im Vorraum vor allem Frauen und nur vereinzelt Männer. Damals habe ich dies jedoch weiter weggeschoben, da die Bewerber natürlich nicht widerspiegeln, wer nun den Studienplatz bekommt und wer nicht.
Nichtsdestotrotz ist nicht von der Hand zu weisen, dass vor allem viele Bewerberinnen Interesse an diesem Studienfach zeigen und dieses auch letzten Endes studieren. Doch irgendwann kommt der Punkt, wo Familie und Karriere nicht mehr so leicht vereinbar sind. Man muss sich als Frau und Mutter entscheiden. Oft fällt diese Entscheidung zugunsten der Kinder und der Familie aus.
Dies bedeutet für die Medizin im Rückkehrschluss, dass die Fachärzte für eine Weile ausfallen. Sollte es deshalb eine Männerquote im Studium geben? Wie kann man sonst den Fachärztemangel ausbügeln? In diesem Bericht möchte ich mich vor allem mit diesem Thema beschäftigen und ein paar Lösungen aufzeigen.
Ich finde, dass eine Männerquote in dem Studium nichts zu suchen hat. Wenn Du Dich in den Kliniken umschaust, wirst Du schnell merken, dass in fast allen Kliniken der Chefarzt eine männliche Person ist. Wieso werden Frauen eher weniger Oberärztinnen oder Chefärztinnen an Kliniken? Aus meiner Erfahrung kann ich Dir sagen, dass das ganz sicher nicht an der Leidenschaft oder dem Interesse für dieses Fach und den Beruf liegt. Die dünne Personalbesetzung in Kliniken führt dazu, dass viele Ärztinnen sich lieber nach ihrer Assistenzarztzeit niederlassen oder schweren Herzens nach einem Job umsehen, der besser mit dem Privatleben vereinbar ist.
Wer hat schon Lust, ständig Wochenendschichten zu machen und immer wieder für Kollegen einzuspringen, wenn man selbst so viele Dienste und Überstunden angesammelt hat? Da heißt es für viele (gerade, wenn man Kinder hat) so schnell wie möglich raus aus der Klinik, um humanere Arbeitsbedingungen für sich selbst zu schaffen.
Das Problem des Ärztemangels liegt also nicht an der Feminisierung der Medizin, sondern vielmehr an den schlechten Arbeitsbedingungen in der Klinik. Viele andere Berufe sind auch entweder von Männern oder von Frauen dominiert. In diesen taucht diese Diskussion nicht so schnell auf. Das sollte Dir zeigen, dass eine Feminisierung der Medizin nichts Schlechtes ist und die Arbeit einer Person nicht anhand seines Geschlechtes bestimmt werden sollte.
Die Frage sollte also lauten, wie kann die Klinik Arbeitsbedingungen schaffen, die den Beruf für Frauen attraktiver macht und eine leichtere Vereinbarkeit von Familie und Karriere ermöglicht. Dadurch würden vielleicht viele Frauen nach der Elternzeit früher in den Beruf zurückkehren und der Ärztemangel würde nicht mehr so gravierend erscheinen. Wenn die Klinik beispielsweise mehr KiTa – Plätze mit längeren Betreuungszeiten anbieten würden, dann wäre schon einigen geholfen. Wenn der Arbeitsplatz und die KiTa nah beieinander liegen, dann fällt es vielen Müttern einfacher, ihren Job nachzugehen, da sie notfalls schnell bei ihrem Kind sein können.
Ein weiterer Punkt, der reformiert werden sollte, sind die Arbeitszeiten. Diese sollten so weitgehend wie möglich an den KiTa Zeiten angepasst werden. Doch auch langfristig gehören diese humanisiert. So würden viele Ärzte über die Assistenzarztzeit hinaus den Kliniken erhalten bleiben und nicht so schnell den Spaß an ihrem Job verlieren.
Es gibt noch viele weitere Punkte, die in diesem Zusammenhang reformiert gehören, doch diese haben nicht so viel mit der Feminisierung in der Medizin zu tun, sondern mit der gesamten Reformierung des Gesundheitssystems und würden somit nicht ganz in diesen Bericht passen.
Fazit:
Zusammenfassend kann ich noch mal betonen, dass die Feminisierung der Medizin ein GUTES Zeichen ist. Es zeigt, dass der Zugang zu akademischen Berufen nach vielen Jahren den Frauen endlich unabhängig vom Geschlecht ermöglicht wird und Frauen nun auch im Arbeitsleben genauso dazu gehören wie Männer. Der Ärztemangel ist viel komplexer und um diesen entgegenzuwirken, müssen viele Punkte des Gesundheitswesens erneuert werden.
Autorin: Saher Dilshad