Famulaturen generell sind der erste Kontaktpunkt mit der „echten Medizin" von ärztlicher und nicht nur von pflegerischer oder bürokratischer Seite aus. Da man im Laufe des klinischen Abschnitts insgesamt 4 Famulaturen durchlaufen muss und diese nur in den Semesterferien absolvieren kann, fängt man meist sehr früh damit an. Ich habe meine erste Famulatur direkt nach dem fünften Semester beim Hausarzt gemacht. Zu diesem Zeitpunkt besaß ich noch eher wenig inhaltliches Wissen und traute mir tatsächlich auch gar nicht zu, in einer Klinik im echten Stationsalltag zu starten. Im stressigen klinischen Alltag bleibt für Famulanten leider oft wenig Zeit, um gut eingearbeitet zu werden. Daher würde ich empfehlen, für die echten klinischen Situation schon einen großen Erfahrungsschatz anzusammeln.
Ich habe also nach meinem fünften Semester einen Monat in einer kleinen Hausarztpraxis mit nur einem Arzt meine erste Famulatur absolviert. Über diesen Arzt habe ich vorab in vielen Foren und Portalen gute Erfahrungsberichte gelesen und würde auch immer empfehlen, sich entweder online oder bei einem persönlichen Vorstellungsgespräch und idealerweise bei einer kurzen Hospitation einen Eindruck der Praxis zu verschaffen. Grade in einer kleinen Praxis wäre es nämlich schade, wenn Du beispielsweise überhaupt keinen Draht zu den Kollegen findest und dann dort einen Monat „feststeckst".
Ich habe von Montag bis Freitag regulär in der Praxis mitgearbeitet. Es war auch absolut kein Problem, dass es mir noch an klinischen Fähigkeiten und Fertigkeiten fehlte. Der Arzt hat mich einfach komplett in seinen Alltag integriert. Ich war bei Patientengesprächen dabei und durfte so durch Mithören und Zuschauen viel lernen. Nach wenigen Tagen hat der Arzt sich in den Mittagspausen die Zeit genommen und mir einige Basisfertigkeiten wie Auskultation, Perkussion, Ultraschall und Blutabnahme gezeigt. Freudigerweise boten er und die Arzthelferinnen sich auch gerne an, damit ich meine neugewonnenen Fähigkeiten auch trainieren konnte.
In meiner letzten Woche hatte ich zudem die Möglichkeit, bei Besuchen im Altenheim mit dabei zu sein und so einen Aspekt der Medizin kennenzulernen, den ich in meiner weiteren Ausbildung leider nie mehr so erleben konnte.
Da ich persönlich die Erfahrungsberichte, in denen auch ein realer Tagesablauf und die Aufgabenbereiche des Studenten dargestellt wurden, immer als sehr hilfreich empfand, um zu differenzieren, inwiefern diese Praxis/Station auch das anbietet, was ich lernen möchte, hier eine kurze Zusammenfassung meines Tages:
Mein Tag fing um 7:45 Uhr morgens mit einer Einsicht in die Liste aller Blutabnahmen, die für den Morgen vorgesehen waren, an. Dazu zählten zum Beispiel regelmäßige Quick-Wert-Kontrollen, Blutzucker und Medikamentenspiegel. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich von zwei überaus netten Arzthelferinnen diese Grundfertigkeiten lernen durfte, da jeder Medizinstudent früher oder später merken wird, dass Blutabnehmen, Zugänge legen und Impfen das tägliche Brot eines jeden Medizinstudenten sind.
Nach den Blutabnahmen ging es mit der regulären Sprechstunde los in denen ich die Patienten in Anwesenheit des Arztes „voruntersuchen“ durfte und mein jeweiliger Befund dann noch einmal nachkontrolliert wurde. Nach einiger Zeit durfte ich auch selbst Anamnesen durchführen, was für jemanden in der aller ersten Famulatur tatsächlich ein Big-Deal ist und wirklich gut gelernt beziehungsweise geübt werden sollte, damit es Dir in den weiteren klinischen Praktika einfach von der Hand geht.
Fazit
Im Großen und Ganzen war meine Hausarztfamulatur eine wirklich gute Erfahrung. Ich lernte in einem sehr schonenden und ruhigen Umfeld alle Grundkenntnisse der Allgemeinmedizin, konnte die erste Scheu vor der körperlichen Untersuchung überwinden, festigte meine Grundkenntnisse der Pharmakologie und lernte erste selbstständige Gespräche mit einem Patienten zu führen.
Meine Empfehlungen lauten folglich: die Hausarztfamulatur möglichst frühzeitig zu absolvieren, eine kleine Praxis mit breitem Spektrum zu finden und mit viel Lernmotivation an die Sache ranzugehen.
Autorin: Mariya B.