Erfahrungsbericht: Meine Famulatur in der Kinderheilkunde

Warum ich mich für die Kinderendokrinologie entschieden habe

Als angehende Medizinerin habe ich mich dazu entschlossen, meine ambulante Pflichtfamulatur in der Kinderendokrinologie zu absolvieren. Während des Semesters hatte ich bereits festgestellt, dass mir die Arbeit mit Kindern große Freude bereitet und es eine schöne Bereicherung des Berufsalltags darstellt, die Dankbarkeit der Kleinsten zu erfahren. Gleichzeitig habe ich jedoch gemerkt, dass ich mich doch recht unsicher im Umgang mit Kindern fühle. Da man in vielerlei Fachbereichen, welche für meine spätere Berufswahl in Frage kommen, die Arbeit mit und an Kindern beinhalten, dachte ich, dass es sehr hilfreich sein würde, hier bereits erste Erfahrungen während des Medizinstudiums zu sammeln.

Typische Krankheitsbilder in der Kinderendokrinologie

Die Kinderendokrinologie beschäftigt sich mit Erkrankungen des endokrinen Systems bei Kindern und Jugendlichen – also mit dem Hormonhaushalt von Kindern. Krankheitsbilder, die in meiner Famulatur im Fokus standen, sind:

  1. Wachstumsstörungen: Hierbei handelte es sich primär um Patienten, die vom niedergelassenen Pädiater aufgrund von Abweichungen auf der Wachstumsperzentile in die endokrinologische Ambulanz geschickt wurden. Krankheitsbilder sind primär der Kleinwuchs und Gigantismus.

  2. Schilddrüsenerkrankungen: Auch Patient:innen mit Hypo- und Hyperthyreose wurden häufig in der Ambulanz gesehen. Im Zusammenhang mit MEN2a oder 2b können auch medulläre Schilddrüsenkarzinome auftreten, welche auch kinderendokrinologisch mitgesehen werden.

  3. Störungen der Pubertät: Hierzu gehört zum Beispiel die Pubertas praecox, also das Einsetzen der Geschlechtsentwicklung vor dem normalen Alter oder eine verzögerte Pubertät (Pubertas tarda)

  4. Genetische Störungen: Es gibt eine Vielzahl an genetischen Erkrankungen, welche das endokrinologische System betreffen oder beeinflussen können. In meiner Famulatur wurden aus diesem Bereich hauptsächlich Kinder mit Prader-Willi-Syndrom gesehen.

Mein Alltag in der kinderendokrinologischen Ambulanz

Da mir die Lehre rund um die Hormonachsen immer viel Spaß gemacht hat und mir das Lernen stets einfach viel, habe ich mich für diesen doch recht kleinen und unbekannten Fachbereich entschieden. Das Team hat mich vom ersten Tag an mit offenen Armen empfangen und ich habe mich immer willkommen gefühlt. Meistens bestand mein Tag daraus die Ärztinnen und Ärzte bei der ambulanten Sprechstunde zu begleiten. Hierbei wurden mir kleinere Aufgaben wie das Ausmessen des Kindes und das Blutdruckmessen überlassen, was für mich jedoch optimal war, weil es mir in meiner Famulatur ja primär um das Handling der Kinder ging. Bei gelasseneren Kindern durfte ich auch ab und an das Legen eines Zugangs oder die Blutentnahme versuchen. Auch die Voruntersuchung inklusive der Tannerstadien, welchen in der Endokrinologie natürlich gesonderte Bedeutung zukommt, wurde mir im Verlauf der Famulatur überlassen.

Lernen in der Praxis: Aufgaben, Einblicke und Fortbildungen

Neben der Sprechstunde hatte ich auch immer die Möglichkeit, an internen Fortbildungen und interdisziplinären Fallbesprechungen teilzunehmen. Dies gab mir dann auch die Möglichkeit, trotz meiner sehr spezifischen Famulatur doch einen großen Einblick in die Pädiatrie zu bekommen. Einmal wöchentlich wurden außerdem kompliziertere Fälle, die sich innerhalb der letzten Zeit in der Ambulanz vorstellig wurden, im Team der Kinderendokrinologen besprochen. Dadurch konnte ich den kompletten Therapieverlauf der Patienten nachvollziehen und habe auch immer mitbekommen, was das Ergebnis der vorher getätigten Untersuchungen wie Blutuntersuchungen oder Genetik war.

Mein Fazit: Mehr Sicherheit im Umgang mit Kindern gewinnen

Alles in allem kann ich sagen, dass ich sehr froh über meine Zeit in der kinderendokrinologischen Ambulanz bin und mein Ziel, sicherer im Umgang mit Kindern zu werden, definitiv erreicht habe. Ich kann jedem Studenten nur empfehlen, zumindest 15 Tage der Famulatur in einem pädiatrischen Fach zu absolvieren. Die Neugierde und Gelassenheit der Kleinen hat mir jeden Famulaturtag wieder Freude bereitet. Außerdem habe ich es als sehr spannend empfunden, mich jedes Mal neu auf den Patienten einstellen zu müssen, da es ja natürlich ein großer Unterschied ist, ob das Kind 6 Monate, 6 Jahre oder 16 Jahre alt ist. Die Endokrinologie als solches hat mich sehr begeistert, da man alleine durch die Untersuchung der Hormonspiegel und der körperlichen Untersuchung vielerlei Rückschlüsse auf den Krankheitsverlauf ziehen kann und den Patienten oft durch einfache Maßnahmen viele Lebensqualität erhalten oder geben kann. Meist handelt es sich außerdem um chronische Krankheitsbilder, was eine mehrjährige Betreuung der Kinder erforderlich macht, wozu man in der Lage ist, einen ganz anderen Bezug zum Kind zu gewinnen. Ich kann es euch also nur ans Herz legen, ein Auge auf diesen Fachbereich zu legen.

Autorin: Saher Dilshad