Erfahrungsbericht: Famulatur in der Notaufnahme

Meine letzte und mit Abstand beste Famulatur war die in der Notaufnahme. Dazu muss ich sagen, dass dies sehr unerwartet und ungeplant war. Mir wurde von einigen Freunden empfohlen, in die Notaufnahme eines „möglichst großen Klinikums“ zu gehen, da man dort die spannendsten und interessantesten Fälle sieht und dadurch auch viel lernt und machen kann. Ich habe mich daraufhin an diversen Unikliniken beworben und von allen im Einklang dieselbe Nachricht erhalten: „Wir haben eine Warteliste von fast 2 Jahren (4 Semesterferien)“. Da ich aber nur noch meine letzten Semesterferien vor mir hatte und dann in die Staatsexamensvorbereitung ging, musste schnell eine Alternative her.

Ich habe mich dann an kleineren Krankenhäusern beworben, jedoch nur in Städten, in denen es auch eine Uniklinik gab. Dies erlaubte mir alle gängigen Notfälle zu sehen, ohne überlastet zu sein mit echten Polytraumata, in denen man als Famulant leider nicht viel machen kann, da dort einfach die Übung und Expertise fehlt.

Falls Du also unbedingt an ein Universitätsklinikum möchtest, empfehle ich eine deutlich längere Vorlaufzeit für Deine Bewerbung einzuplanen.

Nun also zu meiner Famulatur in einer Notaufnahme in einem relativ kleinen Haus der Grund- und Regelversorgung. Die NoA unterteilte sich in diesem Krankenhaus in einen chirurgischen und einen internistischen Teil. Da ich keine klare Präferenz für einen der Teile hatte, wurde ich dem chirurgischen zugewiesen. Zudem war der internistische Teil bereits mit Studenten regelrecht überlaufen. Dies lag daran, dass die meisten Studenten Übung in der Befundung von EKGs erlangen wollten.

Ich war jedoch sehr glücklich über meine Zuteilung, da ich im chirurgischen Teil alles von Bauchschmerzen bis Knochenbruch über offene Wunden gesehen habe. Wenn man Interesse zeigt und vor allem nach ein paar Tagen sich gezielt auf häufige Fälle vorbereitet, dann wird einem die Betreuung der Notaufnahme Patienten praktisch komplett überlassen. Jeden Schritt habe ich mit der zuständigen und immer anwesenden Oberärztin besprochen, sie hat mich also komplett angeleitet und ich fühlte mich nie alleingelassen.

Es fing an mit einer gezielten Anamneseführung basierend auf der akuten Beschwerde, mit der der Patient eingeliefert wurde, darauf folgte die Anmeldung von den notwendigen Untersuchungen und Besprechung und Befundung dieser mit der Oberärztin. Ich durfte zunächst unter Supervision selbst Gipsen, Wunden zunähen und Ultraschalluntersuchungen durchführen. Sobald die Ärztin sah, dass ich in einer dieser Aufgaben sicher war, durfte ich sie auch mit Assistenz einer Pflegehilfe eigenständig durchführen.

Dadurch, dass ich den ganzen Tag selbstständig gearbeitet habe, eine klare Vorstellung davon hatte, wie viel Patienten noch im Warteraum sind und einschätzen konnte, wie lange ich für die typischen Vorstellungen brauche, konnte ich meinen Tag super einplanen. Die Zeit verflog und ich habe wirklich viel gelernt.

Ich kann wirklich jedem Studenten ans Herz legen, gegen Ende des klinischen Abschnittes eine Famulatur in der Notaufnahme eines eher mittelgroßen Hauses zu machen. Du kannst fast alles bereits im Studium gelernte sinnvoll verwenden und zuordnen, dazu auch praktische Fähigkeiten erlangen und alles in einem Umfeld, welches stetige Abwechslung und Spannung bietet. Wenn Du schon weißt, in welchen Fachbereich Du später gehen möchtest, kannst Du vielleicht auch eine Klinik aussuchen, deren Notaufnahme auch diesen Fachbereich betreut.

Bei mir war es beispielsweise die Kindermedizin. Ich wusste, dass in dem von mir gewählten Krankenhaus keine Pädiatrie gibt, jedoch im ganzen Umfeld auch keine pädiatrische Notaufnahme vorhanden ist. Dadurch kamen viele Kinder mit eher kleineren, aber dadurch für mich gut zugänglichen Beschwerden zu uns in die NoA. Mein Wunsch, später in der Pädiatrie zu arbeiten, konnte sich dadurch weiter festigen.