Die Famulatur

Famulatur – ein Wort, um das wohl kein Medizinstudent nach dem Physikum herumkommt. Tatsächlich kannst Du Dich im Großen und Ganzen aber darauf freuen, denn die Zeiten als kleiner Pflegepraktikant sind nun vorbei.

Mit ganz allgemeinen Sachen wie einem Kittel und der Aufmerksamkeit der Ärzte sowie der Vorstellung als „unsere ärztliche Kollegin“ im Patientenzimmer kam ich als Famulant dem ärztlichen Alltag nun endlich nahe.

Ich habe versucht, meine Famulaturen an möglichst verschiedenen Orten und Stationen zu absolvieren, denn für Famulaturen hast Du noch diese unbeschwerte Freizügigkeit – im PJ ist das mit deutlich mehr bürokratischem Aufwand verbunden.

Wie kommst Du also an einen Famulaturplatz? Ich habe einfach die jeweiligen Chefarztsekretariate (im Internet zu finden) angeschrieben (Achtung, nicht mehr die Pflegedienstleitung) und auch immer zeitnah eine Antwort bekommen. Du solltest nur darauf achten, alle wichtigen Daten direkt in der ersten E-Mail zu erwähnen, das spart Zeit und unnötige Nachfragen.

Unverzichtbar ist ein vollständiger Impfpass! Ich sage das so deutlich, da mein Famulatur-Splitting in der Pädiatrie ausfallen musste, weil ich die Hepatitis A Impfung nicht hatte. Diese ist keine Standardimpfung (wie z. B. die Hepatitis B Impfung) und muss im Abstand von mehreren Monaten geimpft werden – ist also nicht mal eben schnell beim Betriebsarzt zu machen. Ich hoffe, Du liest diesen Beitrag und checkst nun ganz schnell Deinen Impfpass, damit Dir alle Bereiche offenstehen.

Meine Famulaturen in Deutschland waren in der Kardiologie, Chirurgie und der zentralen Notaufnahme – Letzteres ist mein absoluter Tipp an jeden einzelnen Medizinstudenten! Nirgendwo sonst bekommst Du so viele verschiedene, spannende Fälle zu sehen und darfst direkt so viel praktisch machen. Vom Punktieren, (Ulta-)Schallen bis zum Nähen von Wunden ist alles dabei. Stationär bin ich eher mit dem Arzt mitgelaufen. Wenn ihr fragt, seht ihr auch hier sehr vieles – Eigeninitiative ist das Stichwort. Wirkt ihr aber gelangweilt und passiv, wird die Famulatur auch eher langweilig und passiv sein.

Zwei Wochen Famulatur habe ich zudem in Wien auf der Gynäkologie und Geburtshilfe verbracht. Hier durfte ich sogar bei gynäkologischen OPs sowie Kaiserschnitten assistieren und auf Station Zugänge legen. Mir bot sich der Eindruck, dass ich in Wien als Famulantin eher wie ein PJler gesehen wurde – das war schön für das Selbstbewusstsein. Es war auch schön, einen ungewöhnlich kurzen Arbeitstag zu haben (Feierabend war spätestens um 14 Uhr), da blieb mehr als genug Zeit zum Erkunden der Stadt.

Wien im Allgemeinen ist ebenfalls ein Tipp von mir, kulturell absolut unschlagbar (Opern/Musical- sowie Sissi-Fans kommen hier besonders auf ihre Kosten!). Gewohnt habe ich dort in einem bahnhofsnahen Hotel, was sicherlich die deutlich teurere Alternative war. Andere Famulanten aus Deutschland haben in Hostels oder zur Zwischenmiete gelebt. Es ist wichtig, diese Dinge vorher gut zu organisieren! Der Famulaturplatz selbst war leicht zu bekommen, wie oben beschrieben, genügt eine einfache E-Mail. Im Ausland ist es wichtig, im Vorhinein genau zu erfragen, was die Sekretariate haben wollen. Meine Schwester musste ich z. B. lange nach meiner Rentenversicherungsnummer kramen lassen, weil ich nicht damit gerechnet habe, dass ich diese brauchen werde. Die Famulatur ist ja schließlich unbezahlt.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Famulatur eine echt coole Zeit sein kann, wenn Du Dir etwas Gedanken zum Ort und der Fachrichtung machst und nicht einfach im nächstbesten Krankenhaus Deine Zeit absitzt. Bring Interesse und Motivation mit, die Ärzte sind meistens sehr froh, Dir etwas beibringen zu dürfen!

Autorin: Batool Alkhalil