Nach Abschluss der Vorklinik begann endlich die klinische Phase des Studiums – und mit ihr das Praktikum in der medizinischen Mikrobiologie im fünften Semester. Dieses Praktikum war für alle verpflichtend, erstreckte sich über zehn Tage und erforderte die durchgehende Teilnahme. Wer einen Tag versäumte, musste diesen nachholen, um zur Klausur in Mikrobiologie und Immunologie zugelassen zu werden. In diesem Bericht möchte ich Dir schildern, wie das Praktikum ablief und welche Erfahrungen ich dabei sammeln konnte.
Das Labor lag nicht am Hauptstandort der Universität, sondern in einem anderen Ortsteil. Entsprechend waren die Räumlichkeiten für uns alle neu. Zu Beginn wurde uns der Aufbau des Labors erklärt, bevor wir eine Einführung in die theoretische Mikrobiologie erhielten. Zunächst stand die allgemeine Bakteriologie auf dem Programm, ehe wir selbst erste Versuche durchführen durften. Diese sollten uns verdeutlichen, wo sich überall Bakterien befinden können. Angeboten wurden unter anderem Abklatschversuche von Gegenständen – viele wählten dafür ihre Handys – oder Fingerdesinfektionsversuche. Bei Letzteren desinfizierten wir unsere Hände gründlich und hielten sie anschließend unter eine Spezialkamera. So konnten wir sehen, welche Bereiche gut gereinigt waren und welche noch Verbesserungspotenzial hatten. Im nächsten Schritt lernten wir die grundlegenden bakteriologischen Techniken kennen. Dazu gehörte das Beimpfen eines Nährbodens ebenso wie das Anfertigen und Mikroskopieren eines Präparats mit Gramfärbung. An dieser Stelle war ich froh über meinen Sitznachbarn: Er hatte die Arbeitsschritte schnell verinnerlicht und unterstützte mich, indem er mir die Abläufe noch einmal zeigte und erklärte – eine große Hilfe, da ich ein praktischer Lerntyp bin.
Der nächste Kurstag begann erneut mit einer Einführung, diesmal zu spezifischen Bakterienarten. Danach besprachen wir die erwarteten Ergebnisse unserer Versuche und verglichen diese später im Labor mit unseren tatsächlichen Befunden. Diese hielten wir in einer Tabelle fest, bevor wir neue Versuche anlegten, die am Folgetag ausgewertet wurden.
Nach drei Tagen hatten wir einen soliden Einblick in die Bakteriologie und ihre Methoden gewonnen. Doch die Mikrobiologie umfasst weit mehr: Auch Viren spielen eine zentrale Rolle. Von Tag 4 bis Tag 7 beschäftigten wir uns mit der Virologie. Nach einer allgemeinen Einführung ging es an den letzten beiden Tagen um spezielle Themen. Am sechsten Tag standen Hepatitis-Infektionen im Mittelpunkt. Hier lernten wir das ELISA-Testverfahren kennen, indem wir uns selbst Blut abnahmen und anhand des Praktikumsskripts im Serum Antikörper gegen das Hepatitis-B-Virus nachwiesen. Am siebten Tag werteten wir unsere Ergebnisse aus und vertieften das Wissen zu virologischen Testverfahren. Am achten Tag widmeten wir uns der Mykologie, also den Pilzerregern. Nach dem Anfärben mikroskopierten wir die Präparate und lernten, die verschiedenen Pilze voneinander zu unterscheiden. Der letzte Tag stand im Zeichen der Parasiten – zum Glück nur in der Theorie – sowie eines Repetitoriums, das uns half, das Gelernte zu ordnen und den Überblick zu behalten.
In diesen zehn Tagen haben wir enorm viel Neues gelernt. Besonders spannend fand ich die Arbeit mit den verschiedenen Nährböden und das Erlernen der Pipettiertechniken. Es wurde deutlich, welcher Aufwand hinter den Testverfahren steckt, die im Krankenhaus oft scheinbar nebenbei durchgeführt werden. Das Praktikumsskript war gut strukturiert, und die Aufteilung der Inhalte half beim Einstieg ins Fach. Ich bin froh, dass das Praktikum verpflichtend war. Andernfalls hätte ich es vielleicht nicht so konsequent verfolgt – und das wäre ein Fehler gewesen. Falls Du überlegst, im Rahmen Deiner Doktorarbeit im Labor zu forschen, lohnt es sich, hier genau hinzusehen und die Unterlagen aufzubewahren. Dieses Praktikum kann Dir helfen herauszufinden, ob Laborarbeit das Richtige für Dich ist. Sieh es als Chance – und nutze sie.
Autorin: Saher Dilshad