Im Medizinstudium kann es hilfreich sein, schon früh Erfahrungen in Kliniken oder medizinischen Einrichtung zu sammeln, um einen Einblick in den Berufsalltag als Arzt zu bekommen. Famulaturen sind eine gute Gelegenheit, diesen Berufsalltag kennenzulernen. Auch bieten Praktika einem die Chance, im Ausland andere Gesundheitssysteme zu erfahren und sich so persönlich zu entwickeln. Der erste Schritt ist hier immer eine gute Bewerbung und Vorbereitung. In diesem Erfahrungsbericht erzähle ich, wie ich mich für meine Famulaturen in Wien beworben und vorbereitet habe.
Die Bewerbungsmotivation
Als erstes solltest Du Dir überlegen, warum Du überhaupt eine Famulatur in Österreich machen willst, also was Deine persönliche Motivation ist. Für mich bot sich die Gelegenheit, die Onlinesemester der Pandemie mit Erfahrungen im Krankenhaus zu füllen. Ich wollte schon lange ins Ausland, hatte jedoch immer Respekt vor einer sprachlichen Barriere, welche in Österreich natürlich deutlich geringer war. Für jeden, der in der Schule oder auch jetzt ein wenig unsicher ist, ob er dem Krankenhaus Alltag in einer fremden Sprache gewachsen ist, dem kann ich Österreich nur empfehlen.
Neben der Motivation für Österreich ist es wichtig, sich über das Krankenhaus und den Fachbereich genau zu informieren. Im Internet gibt es für Wiener Krankenhäuser viele Bewertungsportale von Studierenden, welche eine aktuelle und ehrliche Auskunft über den Umgang und das Lehrangebot für Medizinstudenten geben.
Oft gibt es an der eigenen Universität Studierende, die bereits Auslandserfahrungen haben oder über Erasmus ein Semester dort verbracht haben. Auch hier kannst Du Dich informieren und so vielleicht sogar finanzielle Unterstützung bekommen.
Die Bewerbung
Ich habe gute Erfahrung damit gemacht, mit den Kliniken persönlich in Kontakt zu treten bzw. einfach dort anzurufen und nach freien Plätzen für Famulaturen zu fragen. Die Stationen haben oft eigene Rufnummern für die Koordination von Studenten und der Wiener Gesundheitsverbund hat dafür eine eigene Rufnummer.
Wenn Du lieber eine E-Mail schreiben willst, dann solltest Du direkt Dein Motivationschreiben und Deinen Lebenslauf mitschicken. Wenn Du keine Antwort bekommst, kann es helfen, einfach anzurufen und nachzufragen. Oft dauert es, die Bewerbung zu bearbeiten und eine Rückmeldung über ein Telefonat geht schneller.
Du solltest Dich in etwa ein halbes Jahr im Voraus melden, wenn Du einen Platz haben möchtet. Meiner Erfahrung nach sind die Wintermonate meist weniger durch Wiener Medizinstudierende belegt und Deine Chancen sind besser, Deinen Wunschzeitraum zu bekommen.
Die Vorbereitung
Die Erwartungen an Studierende sind sehr unterschiedlich und ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass es sehr auf die persönliche Motivation ankommt, wie viel man lernen kann.
Es ist sinnvoll, vorher Krankheitsbilder und Therapien der Station, auf der Du bist, zu wiederholen, damit Du Nachfragen stellen kannst. Viele der Ärzte sind sehr motiviert, Dir viel beizubringen, wenn von studentischer Seite auch das Interesse da ist.
Neben den Lernmaterialien der eigenen Universität gibt es Internet, den Lehrplan der Medizinischen Fakultät Wien, verschiedene Skripte von Studenten aus Österreich oder Lehrbuchempfehlungen für das jeweilige Semester. Es lohnt sich auch hier einmal den eigenen Wissenstand mit den Erwartungen an Wiener Medizinstudenten abzugleichen und gegebenenfalls auch Dinge nachzuarbeiten.
Mir persönlich ist es immer wichtig, ein Ziel zu haben, auf das ich hinarbeiten kann. Es hilft mir vor einer Famulatur persönliche Ziele zu definieren und diese dann zu erarbeiten. Das waren beispielsweise Dinge, wie: „Eine gute Anamnese in der Ambulanz erheben können“. Je spezifischer Du diese Ziele formulierst, desto besser kannst Du am Ende Deinen persönlichen Lernfortschritt beurteilen.
Das Wichtigste für eine Famulatur Bewerbung in Österreich:
- Persönliche Motivation finden
- Im Internet über Klinik informieren
- Bewerbung durch persönlichen Kontakt (bei E-Mail mit Lebenslauf und Motivationsschreiben)
- Auf den Alltag im Krankenhaus vorbereiten
- Persönliche Ziele definieren
Fazit
Am Ende habe ich fast ausschließlich gute Erfahrungen bei unseren Nachbarn in Wien gemacht und viele motivierte Ärzte erlebt, die gerne Studenten etwas beibringen. Eine Famulatur ist hier in jedem Fall sehr lohnend.